Samstag,
18.05.2019 - 17:31
4 min
Mainz 05 dreht turbulente Partie gegen Hoffenheim

Von Nils Salecker
Sportredakteur

Jean-Paul Boëtius von Mainz 05 am Ball im Spiel gegen Hoffenheim. (Foto: Lukas Görlach)
MAINZ - Einen 0:2-Rückstand zur Pause drehten die Mainzer durch Tore von Daniel Brosinski (66./Foulelfmeter), zweimal Jean-Paul Boetius (83./90.) und Jean-Philippe Mateta (90.+4) in beeindruckender Manier und verwandelten die Opel Arena in ein Tollhaus. Nach dem 4:2-Erfolg belegen die 05er den 12. Platz in der Abschlusstabelle.
Vor dem Abpfiff war das Spielgeschehen allerdings zunächst ganz weit in den Hintergrund gerückt – bei der Verabschiedung von Stadionsprecher Klaus Hafner flossen Tränen.
Vor dem Abpfiff war das Spielgeschehen allerdings zunächst ganz weit in den Hintergrund gerückt – bei der Verabschiedung von Stadionsprecher Klaus Hafner flossen Tränen.
Gänsehaut-Schauer bei Hafner-Verabschiedung
Bereits vor der Partie wurde es hochgradig emotional. Die 05er verabschiedeten Klaus Hafner, der 30 Jahre lang Stadionsprecher beim FSV war. Harald Strutz, bis vor zwei Jahren 05-Präsident, und der aktuelle Vereinsvorsitzende Stefan Hofmann würdigten den 65-Jährigen, der sich vor Rührung kaum halten konnte. „30 Jahre in einem Verein sind gerade in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit“, sagte Hofmann. Ein Gänsehaut-Schauer nach dem anderen ging durch die Opel Arena. Sie fanden ihren Höhepunkt, als sich Jürgen Klopp aus Liverpool per Videobotschaft meldete. Er könne gar nicht so richtig glauben, dass Hafner aufhöre. Der Stadionsprecher habe „Kloppo“ schon öfter geschworen, aufhören zu wollen. Jetzt ist es aber definitiv soweit, die Ära endet. Nur für den 65-Jährigen sangen die 05-Fans noch einmal „You‘ ll never walk alone“. Außerdem trugen die FSV-Mitarbeiter rote Shirts mit der Rückennummer 12 und Hafner-Beflockung.
Bungerts Startelf-Einsatz zum Abschied
Apropos Beflockung: Alle 05-Spieler machten sich ebenfalls im besonderen Dress warm, trugen die Nummer 26 und „Bungert“-Schriftzug auf dem Rücken der Aufwärm-Shirts. Denn bekanntermaßen beendet auch der Kapitän nach der Hoffenheim-Partie nach elf Jahren bei Mainz 05 seine Karriere. Und durfte in seinem allerletzten Bundesliga-Spiel, seinem insgesamt 218., noch einmal von Beginn an ran. Ob er nur in die erste Elf rückte, weil Alexander Hack (Oberschenkelprellung) ausfiel oder auch andernfalls begonnen hätte, sei dahin gestellt. Den Fans war es völlig egal, sie feierten Bungert schon vor dem Anpfiff lautstark.
Auch Flo Müller angeschlagen
Überraschenderweise fand auch im Tor ein Wechsel statt. Weil Florian Müller wegen Hüftproblemen nicht im Kader war, stand Robin Zentner erstmals seit dem 17. Spieltag, dem Hinrunde-Spiel gegen Hoffenheim, wieder zwischen den Posten und durfte versuchen, seinen Anspruch, wieder die Nummer eins zu werden, zu untermauern. Seinen wahrscheinlichen Abschied nicht aktiv auf dem Platz zelebrieren konnte hingegen Giulio Donati. Der Italiener (Unterschenkelprellung) fiel ebenfalls spontan aus.
Erste Halbzeit bietet alles, nur keinen Mainzer Treffer
Gespielt wurde trotz aller Sentimentalitäten aber natürlich auch noch. Und zwar schon in der ersten Halbzeit schon sehr anschaulich. Weil die TSG in dieser Saison ohnehin nur den Vorwärtsgang kennt und auch die Mainzer augenscheinlich richtig Lust hatten, Fußball zu spielen, entwickelte sich eine äußerst muntere Partie.
Zunächst waren es die Gäste, die ordentlich Druck machten, die Mainzer Defensive vor einige Probleme stellte. Mit seinem zweiten Abschluss brachte Ishak Belfodil die Hoffenheimer mit einem Schuss in den Winkel in Front (9.), wobei die 05er Abwehrkette, in der sich niemand so richtig für den TSG-Angreifer zuständig fühlte, nicht gut aussah. Zentner, der kurz zuvor einen Belfodil-Schuss stark pariert hatte, blieb ohne Abwehrchance. Auch danach waren die Kraichgauer brutal effektiv und legten mit ihrer nächsten wirklichen Chance das 2:0 nach: Andrej Kramaric schweißte einen Freistoß direkt ins linke Eck (34.).
Das Chancenplus allerdings hatte ganz klar den Mainzern gehört: Alleine Jean-Philippe Mateta (6./19./29./37.) vergab viermal in aussichtsreicher Position, ein Danny-Latza-Kopfball (36.) und ein abgefälschter Distanzschuss von Kunde Malong (20.) strichen am TSG-Kasten vorbei.
Wenn auch nicht der Spielstand, aber immerhin der Mainzer Offensivauftritt machten Mainz noch Mut für die zweite Halbzeit. Und darüber hinaus, dass die Hoffenheimer ab der 41. Minute nur noch zu zehnt auf dem Feld standen: TSG-Spieler Christoph Baumgartner sah Gelb-Rot, nachdem er 05-Keeper Zentner gefoult hatte.
Zunächst waren es die Gäste, die ordentlich Druck machten, die Mainzer Defensive vor einige Probleme stellte. Mit seinem zweiten Abschluss brachte Ishak Belfodil die Hoffenheimer mit einem Schuss in den Winkel in Front (9.), wobei die 05er Abwehrkette, in der sich niemand so richtig für den TSG-Angreifer zuständig fühlte, nicht gut aussah. Zentner, der kurz zuvor einen Belfodil-Schuss stark pariert hatte, blieb ohne Abwehrchance. Auch danach waren die Kraichgauer brutal effektiv und legten mit ihrer nächsten wirklichen Chance das 2:0 nach: Andrej Kramaric schweißte einen Freistoß direkt ins linke Eck (34.).
Das Chancenplus allerdings hatte ganz klar den Mainzern gehört: Alleine Jean-Philippe Mateta (6./19./29./37.) vergab viermal in aussichtsreicher Position, ein Danny-Latza-Kopfball (36.) und ein abgefälschter Distanzschuss von Kunde Malong (20.) strichen am TSG-Kasten vorbei.
Wenn auch nicht der Spielstand, aber immerhin der Mainzer Offensivauftritt machten Mainz noch Mut für die zweite Halbzeit. Und darüber hinaus, dass die Hoffenheimer ab der 41. Minute nur noch zu zehnt auf dem Feld standen: TSG-Spieler Christoph Baumgartner sah Gelb-Rot, nachdem er 05-Keeper Zentner gefoult hatte.
Schema
FSV Mainz 05: Zentner - Brosinski, Niakhaté, Bungert, Martín - Kunde Malong (56. Maxim) - Gbamin, Latza (81. Öztunali) - Boetius - Mateta, Ujah (56. Onisiwo).
1899 Hoffenheim: Baumann - Vogt, Grillitsch, Bicakcic - Brenet (85. Nelson), Baumgartner, N. Schulz - Demirbay, Kramaric - Belfodil (32. Szalai), Joelinton (66. L. Rupp).
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach).
Zuschauer: 29.305.
Tore: 0:1 Belfodil (12.), 0:2 Kramaric (34.), 1:2 Brosinski (66./Foulelfmeter), 2:2 Boetius (83.), 3:2 Boetius (90.), 4:2 Mateta (90.+3).
Gelbe Karten: Kunde Malong (6), Boetius (8) / Joelinton (5), Vogt (5).
Gelb-Rote Karten: - / Baumgartner (41./wiederholtes Foulspiel).
1899 Hoffenheim: Baumann - Vogt, Grillitsch, Bicakcic - Brenet (85. Nelson), Baumgartner, N. Schulz - Demirbay, Kramaric - Belfodil (32. Szalai), Joelinton (66. L. Rupp).
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach).
Zuschauer: 29.305.
Tore: 0:1 Belfodil (12.), 0:2 Kramaric (34.), 1:2 Brosinski (66./Foulelfmeter), 2:2 Boetius (83.), 3:2 Boetius (90.), 4:2 Mateta (90.+3).
Gelbe Karten: Kunde Malong (6), Boetius (8) / Joelinton (5), Vogt (5).
Gelb-Rote Karten: - / Baumgartner (41./wiederholtes Foulspiel).
Mainzer Power-Play und Elfmeter-Rekord
In Überzahl waren es nach dem Seitenwechsel die Hausherren, die richtig Gas gaben, dennoch zunächst ohne Glück blieben. Kunde per Fernschuss (52.), Latza (57.), der eingewechselte Alexandru Maxim (59) und Aaron Martin (61.) brachten die Kugel allesamt nicht im Kasten unter.
Deniz Aytekin half nach und ließ die Mainzer ihr Glück erzwingen: Nach einem Foul an Latza und Studium des Videobildschirms zeigte er auf den Punkt. Daniel Brosinski verwandelte sicher (66.) und stellte damit einen Bundesliga-Rekord für die 05er, die den sage und schreibe 24. Strafstoß in Serie verwandelten.
Deniz Aytekin half nach und ließ die Mainzer ihr Glück erzwingen: Nach einem Foul an Latza und Studium des Videobildschirms zeigte er auf den Punkt. Daniel Brosinski verwandelte sicher (66.) und stellte damit einen Bundesliga-Rekord für die 05er, die den sage und schreibe 24. Strafstoß in Serie verwandelten.
Boetius-Tor Nummer ein zählt nicht, Nummer zwei und drei schon
Und schon kurz darauf jubelten die Rheinhessen nach einem Tor von Jean-Paul Boetius (75.) erneut ausgiebig, wurden aber enttäuscht. Schiedsrichter Aytekin nahm den Treffer zurück – erneut nach Videobeweis. Der Niederländer hatte den Ball offenbar mit der Hand berührt. Der Spielmacher, danach wie von der Tarantel gestochen, wollte das aber nicht auf sich sitzen lassen und avancierte mit zwei wunderschönen Toren (83./90.) zum Matchwinner. Dem Wahnsinn hätte gar beinahe vorher noch Bungert perfekt gemacht, als er artistisch per Hacke im Fünfmeter-Raum zum Abschluss kam (89.). Dafür durfte dann Goalgetter Jean-Philippe Mateta nochmal ran und haute in der Nachspielzeit per Dropkick eine Onisiwo-Flanke zum 4:2 in die Maschen. Die Party konnte beginnen.
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