Mainz 05 doppelter Verlierer im Pokal-Derby gegen FCK
Ernüchterung bei Mainz 05, Euphorie beim 1. FC Kaiserslautern. Das Pokal-Duell hinterlässt Spuren. Und wird vor allem für die Mainzer ein teures Nachspiel haben.
Von Bardo Rudolf
Sportredakteur Mainz
Kaiserslauterns Elfmeter-Torschütze Manfred Starke (Mitte) jubelt mit Mannschaftskollegen über das Tor zum 1:0. Rechts im Bild steht Ridle Baku von Mainz 05.
(Foto: dpa)
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KAISERSLAUTERN - Das „geile Los“, von dem Sandro Schwarz nach der Auslosung der ersten Runde im deutschen Fußball-Pokal geschwärmt hatte, entpuppte sich für den von ihm trainierten Bundesligisten FSV Mainz 05 als „Albtraum-Los“. Für den Drittligisten 1. FC Kaiserslautern wurde das Rheinland-Pfalz-Duell hingegen zum größten Feiertag seit langer Zeit. 2:0 (0:0) gewann der Außenseiter vor 40.694 Zuschauern durch Tore von Manfred Starke (63., Foulelfmeter) und Florian Pick (90.) in einer Partie, die die 05er nicht nur sportlich als Verlierer verließen.
6500 Mainzer Fans hatten den Verein begleitet, so viele wie seit Jahren nicht mehr bei einem Auswärtsspiel. „Es war eigentlich die Plattform für einen tollen Tag. Aber sportlich und in puncto Außendarstellung haben wir nichts daraus gemacht“, schimpfte der 05-Vorsitzende Stefan Hofmann. Denn statt mit kreativer Unterstützung positiv aufzufallen, blieben die FSV-Fans an diesem Nachmittag als Dauerzündler in Erinnerung.
Während der gesamten 90 Minuten flackerten immer wieder Fackeln im Gästeblock auf. Insgesamt dürften es mehr als 50 gewesen sein. Zum absoluten Tiefpunkt kam es nach dem Tor zum 2:0, als die 05-Fans mehrere Fackeln in Richtung und zum Teil auf den Rasen warfen. Eine davon entzündete das Mainzer Fan-Banner am Zaun, nachdem ein Ordner diese Fackel mit dem Fuß zur Seite geschoben hatte. Das Feuer ging aus, bevor es zu einer Katastrophe kam. Mindestens vier FSV-Fans zogen sich laut Polizei dennoch leichte Verletzungen durch Pyros zu.
05-Chef Stefan Hofmann redete nach dem Spiel Klartext über das Auftreten der Anhänger: „Da gibt es keine zwei Meinungen: Das geht gar nicht. Darüber muss mit den Fans geredet werden. Wir tun alles, um Fans zu gewinnen. Da ist so was kontraproduktiv.“ Den Mainzern droht die höchste Geldstrafe der Vereinsgeschichte (bisher 40.000 Euro für einen Münzwurf gegen den Kölner Lukas Podolski 2012). „Wir werden die Leute in Regress nehmen, wenn sie ermittelt werden“, machte Hofmann klar. Sportvorstand Rouven Schröder hatte zuvor mit einem „Kompliment an die Fans“ überrascht, die „Euphorie und Emotionalität entfacht haben und unseren Verein vorbildlich repräsentiert haben und die jetzt zurecht sauer sind“.
Euphorisch verließen hingegen die FCK-Anhänger das Stadion. Dabei hatte nach einer halben Stunde noch wenig auf einen Außenseitersieg hingedeutet. Die Mainzer traten wie ein Bundesligist auf, dominierten und erspielten sich mit gutem Kurzpassspiel einige Torchancen. Doch das Führungstor gelang den Rheinhessen nicht. „Wir wussten: Je länger es 0:0 steht, desto schwieriger wird es für Mainz“, wusste FCK-Coach Sascha Hildmann. Und so kam es. Nach einer guten Stunde lief FCK-Stürmer Timmy Thiele 05-Verteidiger Stefan Bell davon. Bei Thieles Abschluss stellte Bell den Fuß zwischen den Ball und den Lauterer.
Thiele traf Bell am Bein, und Schiedsrichter Felix Zwayer entschied auf Strafstoß. Einen Videobeweis gibt es in der ersten Pokal-Runde nicht, was den Mainzern in dieser Szene vermutlich geholfen hätte. Mit viel Glück verwandelte Starke den Strafstoß, weil 05-Keeper Florian Müller den eigentlich schon parierten Ball so abprallen ließ, dass er doch noch ins Tor kullerte. „Diese Elfmeter gibt es leider, die so schlecht geschossen werden, dass sie dadurch wieder gefährlich werden“, sagte Müller, während Trainer Schwarz die Szene symptomatisch für das ganze Spiel fand, in dem sein Team zwar mehr Chancen, aber im Gegensatz zum FCK kein Matchglück und keine Durchschlagskraft hatte.
„Jetzt gilt es, den Fokus auf die Bundesliga als neuen Wettbewerb zu legen und nicht die Stimmungslage aus dem Pokalspiel mitzunehmen“, sagte Schwarz, während sein Gegenüber Hildmann schwärmte: „Ich habe schon viele Spiele hier gesehen, aber so eine Stimmung habe ich lange nicht erlebt.“ Auch 05-Kapitän Danny Latza fand: „Gefühlt war das heute Bundesliga.“ Mit einem schlechten Ende für den Bundesligisten. In jeder Hinsicht.