Vier Pleiten in den jüngsten fünf Spielen. Eigentlich eine niederschmetternde Bilanz. Doch bei Mainz 05 bleiben Verantwortliche und Trainer zuversichtlich. Nicht zuletzt dank eines wieder erstarkten Profis.
Von Tobias Goldbrunner
Leitung Sport
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BERLIN - Anthony Ujah schraubt sich höher und höher. An allen Kontrahenten vorbei. Erwischt den perfekten Moment. Und spürt: Der könnte passen. Der könnte drin sein. Den Ausgleich bescheren. Das umjubelte 2:2. Aber nein: Der Kopfball des Mainzer Stürmers klatscht an den Pfosten. Ujah schlägt die Hände vor das Gesicht. Für Sekunden nur, denn keine Minute später setzt sich der Nigerianer wieder in Szene, bedient Robin Quaison. Wieder rast der Ball aussichtsreich in Richtung Berliner Kasten. Und wieder geht er nicht rein, sondern haarscharf vorbei. Diese beiden Szenen zwischen der 75. und 76. Minute: Sie sind genauso wie Ujah Sinnbild des Mainzer Auftritts gegen die Hertha. Wacker gekämpft, so nah dran – aber es soll nicht sein.
Oder wie Ujah es ausdrückt: „Das Glück war heute einfach nicht auf unserer Seite.“ Der 28-Jährige hätte sich dieses Glück eigentlich verdient gehabt. Ujah ackert und rackert. Ist bester 05er. Ob das Anlaufen des Gegners, das Behaupten des Balles oder die Präsenz in der Box – all das gefällt FSV-Cheftrainer Sandro Schwarz an der Spree. „Umso ärgerlicher, dass er sich nicht für diese Leistung belohnt hat“, bedauert der 40-Jährige. „Bei seinem Kopfball macht er eigentlich alles richtig. Das war echt ärgerlich.“
Ujah will anschließend nicht groß über sich reden, ist einfach angesichts der unnötigen 1:2-Niederlage enttäuscht. „Wir waren in der ersten Halbzeit richtig gut, unsere Taktik ging voll auf. Und auch später hatten wir die besseren Chancen“, findet der Angreifer. „Wir haben bis zum Schluss alles probiert, wollten auf gar keinen Fall mit leeren Händen nach Hause fahren. Aber: Die Tore haben heute einfach den Unterschied gemacht.“ Klingt trivial. Und trifft es ziemlich genau.
Schließlich will es bei allen Mainzer Offensivspezialisten nicht 100 Prozent rund laufen. Ujah spielt stark – und hat Pech. Schon in der ersten Halbzeit, als sein Kopfball im hohen Bogen über Hertha-Keeper Rune Jarstein segelt, nur Millimeter neben dem Kasten landet. Quaison agiert engagiert als Ersatz für den gesperrten Zehner Jean-Paul Boëtius – und hat Pech. Der beim Heimerfolg gegen Schalke 04 so überragende Karim Onisiwo wirkt diesmal etwas übermotiviert, gibt aber nie auf – und hat Pech, als sein Kopfball in der 34. Minute an die Latte rauscht. Die 05er kreieren sich ihre Möglichkeiten, nicht zuletzt dank der präzisen Flanken von Aarón Martin – aber sie nutzen sie wieder mal nicht. Wie schon gegen Augsburg, Leverkusen und Wolfsburg.
Vier Niederlagen in den jüngsten fünf Spielen – eine mehr als schwache Bilanz. Sorgen macht sich aber weiterhin keiner im 05-Lager. Und das nicht nur, weil der Vorsprung auf den Relegationsrang elf Punkte beträgt. Schließlich „waren wir nicht die schlechtere Mannschaft“, meint FSV-Präsident Stefan Hofmann.
Erst mal wird Rosenmontag gefeiert, am Samstag sollen zuhause gegen Borussia Mönchengladbach dann wieder Punkte eingefahren werden. Gut möglich, dass Ujah dann erneut in der Startelf steht. Die Leistungskurve des Nigerianers zeigt nach oben. „Anthony arbeitet gut im Training. Ist zudem mit seiner Persönlichkeit total wichtig für uns“, lobt Schwarz. Der überzeugt ist: Der Knoten des 28-Jährigen, der letztmals am dritten Spieltag gegen Augsburg getroffen hat, kann bald platzen. Schwarz: „Entscheidend ist, die ersten Schritte so zu machen. Dann kommt die Belohnung irgendwann.“