Luxusproblem bei Mainz 05: die Torhüter im Hinrundencheck
Andere Vereine würden bei solch einer Personalrotation auf der Torhüterposition wohl jammern – nicht so der FSV Mainz 05. Der Bundesligist hat aus der Verletzungsnot eine Tugend gemacht – und ein echtes Luxusproblem.
Von Julia Sloboda
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Florian Müller (rechts) hielt 27 von 37 Schüssen aufs Tor, bei Robin Zentner waren es 32 von 44 – damit belegen die 05er Platz drei und vier im Ligavergleich. Archivfoto: rscp
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MAINZ - Andere Vereine würden über solch ein Personalkarussell jammern. Denn von Konstanz auf der Torhüterposition ist Fußball-Bundesligist FSV Mainz 05 weit entfernt. Hieß in der vergangenen Saison die Reihenfolge zwischen den Pfosten noch René Adler, Robin Zentner, Florian Müller, René Adler, Florian Müller, liest sich der Rückblick auf die Aufstellungen in dieser Spielzeit etwas konstanter: An den ersten neun Spieltagen stand – unterbrochen von der Partie gegen Hertha BSC – immer Florian Müller im Tor, anschließend kam Robin Zentner zu seinen Saisoneinsätzen zwei bis neun.
Was sich liest, wie eine vorher verabredete 50:50-Lösung, war aus der Not geboren. Der 21-jährige Müller laboriert seit Anfang November an einer Innenbandverletzung im Sprunggelenk, der nach der Sommerpause als Nummer zwei ins Rennen gegangene 24-jährige Zentner war zur Stelle, als er es sein musste.
Und damit ist die große Stärke der Mainzer Torwartschmiede um Trainer Stephan Kuhnert auch schon erklärt. Wann immer es sein muss und zwischen den Pfosten Not am Mann ist, können sich die 05er auf ihre Keeper verlassen, die normalerweise nur auf der Bank sitzen. Das war bereits in der Vorsaison so, als beispielsweise Robin Zentner im Pokalspiel gegen Augsburg kurzfristig für den verletzten René Adler aufs Feld musste. Oder in der Rückrunde der Bundesliga, als Florian Müller im Spiel beim Hamburger SV ins kalte Wasser geworfen wurde, weil sich Robin Zentner zuvor eine Risswunde zugezogen hatte. Die Mainzer machen aus der Verletzungsnot eine Tugend.
Doch natürlich braucht Trainer Sandro Schwarz eine etatmäßige Nummer eins. Im Sommer hatte er sich auf Florian Müller festgelegt. Dass Robin Zentner deshalb enttäuscht war, gab der gebürtige Rüdesheimer auch unumwunden zu. Doch der 24-Jährige schaffte es, diesen Rückschlag in Motivation umzuwandeln und blieb im Training dran. Das zahlte sich zur Mitte der Hinrunde aus, als er plötzlich zur Nummer eins im Kasten wurde.
Es ist ein Luxusproblem, das die 05er im Tor haben. Das zeigt auch der Blick auf die Statistik. Müller hat von 37 Schüssen auf sein Tor 27 abgewehrt – macht eine Quote von 73 Prozent. Bei Zentner waren es 32 von 44 Schüssen, die er abwehrte – 72,7 Prozent. Damit liegen die Mainzer im Ligavergleich auf den Plätzen drei und vier. Nur der Gladbacher Yann Sommer (76,2 Prozent) und Leipzigs Peter Gulacsi (77,5 Prozent) hatten bessere Werte.
Die guten Leistungen der Mainzer Torhüter haben diverse Folgen. Zum einen stehen die 05er mit 21 Punkten auf Platz zwölf der Tabelle. 22 Gegentore bedeuten ligaweit Platz fünf. Daran haben auch Müller und Zentner einen gehörigen Anteil. Zum anderen führt es dazu, dass sich niemand mehr um den körperlichen Zustand von René Adler sorgt. Der 33-Jährige hatte sich am Ende der vergangenen Saison am Knie verletzt, ist derzeit im Aufbautraining. Wann der frühere Nationaltorhüter wieder fit ist, lässt sich nicht prognostizieren. Doch selbst wenn Adler wieder bereit sein sollte, ins 05-Tor zurückzukehren, ist es nur schwer vorstellbar, dass Schwarz ihm den Vorzug gibt. Denn in der Abwesenheit des Routiniers haben sich Müller und Zentner weiterentwickelt und oft genug gezeigt, dass sie Bundesliga-Niveau haben. Sie sind mehr als nur Adler-Vertreter. Hinzu kommt, dass Adler nur noch bis zum Sommer bei den Rheinhessen unter Vertrag steht. Bei einem Livechat mit 05-Fans vor zwei Wochen hatte der Ex-HSV-Spieler gesagt: „Ich gehe davon aus, dass danach Schluss ist.“ Heißt im Umkehrschluss: Zentner und Müller sind die Männer der Zukunft.
Das stellt vor allem Sandro Schwarz in Absprache mit Torwarttrainer Stephan Kuhnert vor eine Herausforderung. Er muss entscheiden, wer in der Rückrunde im Mainzer Tor steht. „Das wird spannend“, hatte der FSV-Trainer vor Weihnachten gesagt. Ein Luxusproblem. Und ein Problem, das sie in Mainz gut genug kennen.