Kolumne von Wortpiratin Mara Braun: Daniel Brosinski steht für Mainz 05
Nach dem erleichternden 1:0-Sieg von Mainz 05 gegen Hertha BSC bejubelten die Fans vor allem die Leistung des Duos Danny Latza und Giulio Donati - das Fußballherz von Wortpiratin Mara Braun ist indes zum wiederholten Male einem anderen Spieler von Mainz 05 zugeflogen: Daniel Brosinski.
Von Mara Braun
Daniel Brosinski (links) und der Hertha-Spieler Genki Haraguchi kämpfen um den Ball. Foto: dpa
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MAINZ - Auf einen Protagonisten beziehungsweise ein Duo des Spieltags hatten sich meisten die Fans nach dem knotenlösenden, erleichternden, fabelhaften 1:0-Sieg gegen die Hertha sehr schnell geeinigt: Danny Latza und Giulio Donati. Der Torschütze wurde zweifelsohne zu Recht heftig gefeiert – so musst du den Herthaner Brooks erstmal treffen – und wer Donati hier in Mainz einen Vertrag auf Lebenszeit geben will, rennt bei mir sowieso offene Türen ein. Und doch ist mein Fußballherz an diesem Tag bereits zum wiederholten Male einem ganz anderen Spieler zugeflogen, der häufig etwas unter dem Fanradar fliegt: Daniel Brosinski.
Im Sommer 2014 von Fürth an den Rhein gewechselt, gehört er in der aktuellen Generation der 05er schon fast zum alten Eisen. Zwischendurch schien es, als ob der gebürtige Karlsruher seine beste Zeit in Mainz bereits hinter sich hätte, bis er sich als ein derart variabler Spieler entpuppte, dass er plötzlich außer in Tor und Sturm auf quasi jeder Position der logische erste Ersatz- oder Wechselkandidat wurde. Viel entscheidender als seine spielerische Flexibilität ist aber die mentale Bereitschaft, immer genau das zu tun, was der Mannschaft am meisten nutzt – ganz unabhängig von eigenen Vorlieben oder Interessen.
Der Verein wäre blöd, Brosinski nicht zu binden
Diese Bereitschaft hat Brosinski, der im vergangenen Sommer mit bedeutungsschwangeren Beiträgen in sozialen Netzwerken noch kurzzeitig den Eindruck (s)eines nahenden Abschieds erweckt hatte, nicht etwa zwangsläufig und unter Druck entwickelt, sondern – so scheint es zumindest – aus voller Überzeugung. Die Vertragsverlängerung bis 2019 im Winter des letzten Jahres war insofern nicht nur konsequent, sondern ein wichtiges Signal: Brosinski steht für Mainz 05 und der Verein steht zu Brosinski – und wäre blöd, ihn eben nicht zu binden.
Seine Rolle auf dem Platz füllt Daniel Brosinski längst nicht nur spielerisch aus, sondern mit der ganzen Persönlichkeit. Der Ärger über die vergeigten letzten Spieltage, diese vollkommene Bereitschaft, den Bock umzustoßen, der Wunsch, über sämtliche Grenzen zu gehen, um den so wichtigen Sieg einzufahren, die Leidenschaft für sein Team und unser aller Herzensverein, all das strömte Brosinski am letzten Spieltag aus jeder Pore. Und weil weder einer alleine noch die Elf auf dem Platz ohne entsprechenden Rückenwind die Berliner mit purer Willenskraft aus dem Stadion fegen kann, wurde Brosinski nicht müde, die Fans zu animieren.
Zugegeben, auf der Hintertortribüne war der eine oder andere erstmal eher erschrocken, als die Nummer 18 unterwegs zum Eckstoß plötzlich mit wild entschlossenem Gesichtsausdruck die Arme in die Luft riss und in Richtung Fans brüllte. Aber besser vom Stuhl gefallen, als einfach nur sitzen geblieben – und bei seinem zweiten Antritt dieser Art sprangen die ersten schon klatschend von den Sitzen, als Brosi sich nur in ihre Richtung wendete.
Besonders schön ließ sich der emotionale Funke, den Brosinski ins Publikum springen ließ, bei den Jüngsten im Stadion beobachten. Im Block F erleben regelmäßig Mitglieder des KidsClubs die Spiele, am vergangenen Wochenende waren gleich 50 von ihnen da, um die Mannschaft zum Sieg zu schreien. Wann immer Brosinski sich dem Block näherte, hüpften die Dötze von ihren Sitzschalen, johlten und jubelten ihm zu. Und als ein Vater, der später zum Spiel eintraf, seinen Sohn fragte, wer denn der Spieler sei und wieso das Kind ihm winke, antwortete dieser strahlend: „Das ist der Daniel Brosinski. Der macht hier die Stimmung.“ Und nicht nur das.
Mara Braun ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn).
Homepage: www.marabraun.de
Mara Braun bei Twitter: Wortpiratin