Kolumne von Mara Braun: Mainz 05 trudelt mit Motivationsproblem in die Abstiegszone
Die Abstiegszone rückt näher. Da wird die Partie gegen den FC Augsburg zu einem Schlüsselspiel. Sorgen macht unserer Kolumnistin Mara Braun die Art und Weise der Niederlage in Hoffenheim: "Wie das Team nun zum wiederholten Male komplett auseinandergebrochen ist, gibt schon zu denken." Woran liegt es?
Von Mara Braun
So lief es in Hoffenheim: Die TSG-Spieler jubeln, Mainz 05 am Boden. Foto: dpa
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MAINZ - Ist Ihnen etwas aufgefallen? Die Spieler unseres Lieblingsvereins hatten unter der Woche frei. Natürlich nicht im Sinne von In-der-Hängematte-Liegen, wie immer wurde fleißig trainiert. Es stand aber, anders als für die bis dahin im DFB-Pokal verbliebenen Teams, kein Pflichtspiel an. Genauso wird das auch im weiteren Verlauf des Februars sein, wenn Vereine wie Schalke 04 oder Gladbach in der aktuellen Runde der Europa League antreten: Beide Wettbewerbe hat die Mannschaft von Martin Schmidt während der Bundesliga-Hinrunde bereits hinter sich gelassen.
Daran ist zunächst mal nichts Unrühmliches. Auch wenn es der eine oder andere neuberufene Fan nicht mehr hören kann: Wir sind immer noch Mainz 05. Die Teilnahme am europäischen Wettbewerb ist an sich schon ein Fest, die Vorrunde nicht zu überstehen, demnach kein Drama – zumindest kein ausgewachsenes. Im nationalen Pokal wiederum sind schon ganz andere viel peinlicher gescheitert, auch wenn die Niederlage gerade gegen Fürth an alten Wunden rührte. Weshalb also der Blick zurück im Stirnrunzeln?
Es steht viel auf dem Spiel
Weil die Partie am vergangenen Samstag, genauer die letzten 20 Minuten dieser Begegnung, brutal deutlich gemacht haben, dass aktuell noch viel mehr auf dem Spiel steht. Ging es in der Hinrunde um die Frage, in wie vielen Wettbewerben man im Februar weiterhin vertreten sein würde, zeigt der Blick auf die Tabelle längst: Die Abstiegszone als „galaxy far, far away“ zu bezeichnen – oder die europäischen Plätze als realistisch –, wären alternative Fakten. Aber so offensichtlich dies auf der einen Seite ist, so wenig klar sind andererseits die Gründe dafür.
Ist diese Mannschaft schlicht frustriert, dass die großen Saisonziele außer Reichweite gerückt sind? Lief die Wintervorbereitung schlechter, als man es von außen wahrzunehmen vermag? Oder ist, wie einige vermuten, die Unruhe aus der Führungsetage im Team angekommen? All das sind Punkte, über die sich letztlich nur spekulieren lässt.
Massives Problem mit der Motivation
Recht eindeutig scheint aber ein massives Problem mit der Motivation: Wenn Martin Schmidt nach der 0:4-Niederlage davon spricht, es habe der Klatsche vielleicht bedurft, um dem Team zu signalisieren: Jetzt geht es los... Wenn in der Nachbetrachtung immer wieder die Rede davon ist, die TSG hätte den Sieg mehr gewollt... Wenn ausgerechnet dem sonst kämpferische Donati in etlichen Medien seine schlechteste Saisonleistung attestiert wird... Wenn Fans wie Journalisten sich an die massive Schlappe gegen Anderlecht erinnert fühlen... ist irgendwo der Wurm drin.
Man kann eine Partie immer verlieren und gegen eine spielstarke und bissige Truppe wie die TSG sicher auch mal hoch. Das kann am Ende einfach unglücklich sein. Wie aber das Team nun zum wiederholten Male komplett auseinandergebrochen ist, gibt schon zu denken. Zumal die Mannschaft nicht unbedingt mit Blick auf einen wilden Abstiegskampf zusammengestellt worden ist. Spätestens mit einer Niederlage am Freitagabend gegen erstarkte Augsburger wäre man aber mitten drin, statt nur dabei. Vor diesem Kick sollte der Trainer deshalb den einen oder anderen Kopf geraderücken, damit der Fokus da landet, wo er ab jetzt hingehört: auf dem Klassenerhalt.
Mara Braun ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn).
Homepage: www.marabraun.de
Mara Braun bei Twitter: Wortpiratin