Kolumne der Wortpiratin: Vertragsverlängerung mit Schwarz oder: Das Ende ist nah
Mainz 05 hat den Vertrag mit Trainer Sandro Schwarz verlängert - trotz drei verlorenen Spielen zuletzt. Na dann: "Helau und auf in die zweite Liga!", schreibt Wortpiratin Mara Pfeiffer - und hat doch ihren ganz eigenen Blick auf die Entscheidung der 05er.
Von Mara Pfeiffer
05-Trainer Sandro Schwarz.
(Foto: Lukas Görlach)
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MAINZ - Wenn es noch einen Beweis brauchte, dass die aktuelle Führung bei Mainz 05 nicht weiß, was sie tut, dann haben die Herren den nun erbracht. Haben Sie das mitbekommen? Der Vertrag von „Trainer“ – ich setze das bewusst in Anführungszeichen – von „Trainer“ Sandro Schwarz wurde vorzeitig bis 2022 verlängert. Da kann ich nur sagen: Helau und auf in die zweite Liga! Und das auch nur, wenn irgendwer die Reißleine zieht, bevor wir Regionalliga spielen!!!
Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen! Der Typ hat mit seinem Haufen völlig überbezahlter Möchtegernprofis die letzten drei (in Worten: DREI!) Spiele verloren. Drei! Am Stück! Dabei hat sich die Mannschaft mit ihrem abgebrochenen angeblichen Supertorwart elf Tore einschenken lassen, allen voran natürlich die vollblinde Abwehr um „Kapitän“ Stefan Bell (das setze ich jetzt auch mal in Anführungszeichen, weil, er ist ja eigentlich nur der Vize, aber WAS MACHT EIGENTLICH NIKO BUNGERT, frage ich Sie, WAS!?).
Elf (!) Gegentore in drei (!) Spielen. Das geht doch auf keine Kuhhaut, ehrlich. Das ist doch ein Offenbarungseid. Anderswo werden in so einer ausweglosen Situation die Trainer ENTLASSEN, vernünftigerweise (!), aber hier bei uns bekommt dieser Meenzer Mundarthippie mit seinem festgewachsenen Käppi eine VERTRAGSVERLÄNGERUNG. Ich meine, da fragt man sich doch ernsthaft, OB ES EIGENTLICH NOCH GEHT? Da sind wohl einige Herren in diesem so genannten Vorstand scharf darauf, in einem halben Jahr eine fette Abfindung zu zahlen, oder was.
Haben Sie eigentlich schon Nackenschmerzen vom zustimmenden Nicken?
Fein, dann haben Sie sich vermutlich verlaufen und wollten gar keinen sinnvollen Text zu der aktuellen Vertragsverlängerung von Sandro Schwarz lesen, sondern einfach nur ihren Frust zu diesem Thema und dem Übel der Welt an sich irgendwo bestätigt sehen. Aber so spaßig das bis hierhin auch gewesen sein mag, ernst gemeint war es natürlich nicht.
Das Schiff auf Kurs gehalten
Vielmehr lautet das Fazit zur Vertragsverlängerung: Dem Verein und den Verantwortlichen kann man zu diesem Entschluss nur gratulieren. Als Christian Heidel den Verein 2016 verließ und sich in der Folge herauskristallisierte, Harald Strutz würde nicht für ein neues Amt kandidieren, entstand im Verein ein enormes Vakuum in Sachen Macht, Kompetenz und Identität. Viele Vereine sind in ähnlichen Situationen krachend gescheitert, in Mainz aber ist es gelungen, das Schiff, um es bildlich auszudrücken, abgesehen von kleineren Turbulenzen auf Kurs zu halten.
Natürlich können die Neuen, die mittlerweile ja gar nicht mehr so neu sind, in Sachen Identität nicht binnen weniger Monate das aufholen, was zuvor über Jahrzehnte aufgebaut worden war – der viel beschworene Mainzer Weg aber wird konsequent weiter beschritten. Dazu gehört es, sich auf einen Trainer so einzulassen, wie es umgekehrt auch vom Übungsleiter gefordert wird, mit dem Blick für eine langfristige Entwicklung, statt dem Fokus auf einen zeitweiligen sportlichen Schluckauf, um den Vereine wie Mainz 05 nun mal nicht herumkommen.
Genau diese Art, zu denken und zu handeln, hat Mainz 05 in den besten Zeiten ausgemacht. Daran konsequent anzuknüpfen zeugt davon, dass im Verein weiterhin Menschen am Ruder sind, die dessen DNA verstanden haben und die Entwicklung mit ruhiger Hand weiterführen. Dabei werden sie damit leben können, dass es Anhänger gibt, die das nicht verstehen wollen (oder können), sich über alles aufregen, in unruhigen Phase Köpfe fordern und generell an fast allem etwas auszusetzen haben. Denn, seien wir ehrlich, die hat es immer gegeben und nur, weil das Internet ihnen den Raum bietet, um sich auszutoben, sollte man sie nicht allzu ernst nehmen. In aller Regel verstummen sie spätestens mit dem nächsten Klassenerhalt.
Der bleibt oberstes Vereinsziel und dafür Punkte zu sammeln, bietet sich am Samstag gegen Schalke 04 die nächste Gelegenheit. Mit einem Mann an der Seitenlinie, auf den der Verein jetzt und in Zukunft baut, weil alle sich einig sind, man steht erst am Anfang der gemeinsamen Entwicklung. Schön, dass dieses Denken in Mainz Tradition und Zukunft hat.
Mara Pfeiffer ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn). Aktuell erschienen: "Im Schatten der Arena - der Mainz-05-Krimi".
Homepage: www.marapfeiffer.de
Mara Pfeiffer bei Twitter: Wortpiratin