Kolumne der Wortpiratin: Punkte fürs Team, Wörterbücher für die Fans
1:4 in Leipzig. Ärgerlich, aber kommt vor. In der Bewertung der Partie gehen die Fan-Meinungen allerdings auseinander.
Von Mara Pfeiffer
Leipzigs Timo Werner trifft hier gegen den Mainzer Torwart Robin Zentner zum 3:1. Foto: dpa
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MAINZ - Es ist keine neue Erkenntnis, dass Fußballfans sich nicht immer in allem einig sind. Insgesamt ist das eben eine ziemlich heterogene Truppe, die sich da Wochenende für Wochenende im Stadion einfindet. Das fängt schon damit an, dass die einen tatsächlich jedes Wochenende im Block stehen, während andere meist nur zu Heimspielen gehen und die nächsten überhaupt bloß ab und zu kommen. Dann trinkt der Eine Schoppen und die Andere ein Bier, kaufen sich manche jedes neue Teil im Fanshop und frequentieren einige lieber die BoutiQue, genießen die einen zum Spiel eine Feuerwurst und die anderen eine Brezel.
Auf eines aber können sich wohl alle 05-Fans einigen, nämlich, dass sie sich das Spiel in Leipzig irgendwie anders vorgestellt hatten... In der Bewertung freilich gehen die Meinungen dann schon wieder auseinander. Klar, man hatte sich etwas ausgerechnet in der Fremde, immerhin gab es auswärts jüngst zweimal einen Dreier, das Team hat Spiele zuletzt sowohl spielerisch als auch über den Kampf gewinnen können und Leipzig schien vor der Partie angeschlagen. Allerdings kann genau das eben auch gefährlich sein, denn Wut funktioniert im Sport bisweilen durchaus auch als Motor. Und so war für die 05er bei Rasenballsport nichts zu holen.
Trainer Sandro Schwarz befand in seiner Bewertung dieser Partie, es habe zu einem gewissen Zeitpunkt einfach der Lucky Punch gefehlt, was einige Fans online entrüstet kommentierten, indem sie darauf verwiesen, das Spiel hätte nur durch ein glückliches Tor doch noch zugunsten der Mainzer ausgehen können. Damit ist immerhin die Frage nach einem Weihnachtsgeschenk geklärt, dieses Jahr gibt es das große Wörterbuch Englisch-Deutsch für alle.
Die Tatsache jedenfalls, dass man in den letzten Tagen den Eindruck bekommen konnte, die Verantwortlichen im Verein waren kurz davor, sich für die Niederlage in Leipzig bei den Fans zu entschuldigen, spricht für sich schon Bände über den Saisonverlauf. Der ist nämlich bislang sehr positiv und die Mannschaft steht kurz vor Weihnachten gut da. Daran ändert auch eine etwas zu hoch ausgefallene Auswärtspleite gegen eines der Topteams in dieser Liga nichts. Es als Fan fast schon als selbstverständlich einzustufen, in Leipzig etwas zu holen, ist der zweite positive Fingerzeig auf die vergangenen Wochen, denn wenn die Leistung stimmt, wächst bei einigen sofort auch wieder der Anspruch. Das ist schon okay, träumen ist ja erlaubt.
Passiert ist aber nicht wirklich etwas. Die Mannschaft hat auf fremdem Platze gegen einen Champions League-Aspiranten verloren. Ärgerlich, aber sowas kommt vor. Nun geht der Fokus auf das Rhein-Main-Duell am Mittwoch. Und am vierten Advent werden auch in Hoffenheim noch Punkte verteilt. Wenn mit den beiden Spielen der eine oder andere Punkt auf dem Konto des FSV landet, dann werden es besonders besinnliche Weihnachten. Dass die Mannschaft unbedingt noch etwas holen will, war auch in Leipzig zu sehen. Im Heimspiel gegen den aktuell starken Nachbarn gilt es jetzt, keine Geschenke zu verteilen. Auf eine schöne Bescherung.
Mara Pfeiffer ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn). Aktuell erschienen: "Im Schatten der Arena - der Mainz-05-Krimi".
Homepage: www.marapfeiffer.de
Mara Pfeiffer bei Twitter: Wortpiratin