Kolumne der Wortpiratin: Im Keller brennt noch Licht - Finger weg vom Panikbutton
Wortpiratin Mara Pfeiffer erklärt, warum die Länderspielpause auch für Mainz 05 ungelegen kommt - und weshalb Trainer Sandro Schwarz die Wende herbeiführen kann.
Von Mara Pfeiffer
Mainz 05-Trainer Sandro Schwarz.
(Foto: dpa)
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MAINZ - Länderspielpausen kommen eigentlich immer zu Unzeiten. Entweder läuft es für den eigenen Herzensverein gerade richtig gut, dann wirkt die Unterbrechung wie ein Bremsklotz, der sich in die geschmeidig laufenden Räder drückt. Oder es läuft gerade richtig bescheiden und man möchte eigentlich keine Zeit dabei verlieren, den vorhandenen Rückstand aufzuholen. So oder so nervt es also, wenn nach nicht einmal einer Handvoll Spieltage schon eine Unterbrechung ansteht. Zumal man, stehen die Aktien gerade nicht optimal, gedanklich immer gegen dieselbe Wand fährt, auf der steht: Das gibt den Spielern ein wenig Zeit, um sich durchzuschütteln. Was aber bei genauerer Betrachtung gar nicht zutrifft, schließlich sind etliche Kicker von Mainz 05 bei ihren Nationalmannschaften und finden nicht am Bruchweg zu neuem Teamspirit, sondern kehren stattdessen nächste Woche mit Reisestrapazen in den Knochen zurück.
Wir halten also fest, Länderspielpausen sind unliebsame Angelegenheiten. Vielleicht sollte die Liga künftig einfach parallel weiterlaufen, beim Publikum gibt es ohnehin deutlich weniger Überschneidungen, als viele denken. Und vielleicht würde das Geschehen in der Tabelle sogar interessanter, wenn Vereine wie die Bayern, Dortmund oder Leipzig an drei, vier Spieltagen in der Saison um ihre Besten dezimiert auftreten müssten. Na gut, schon klar, nette gedankliche Spielerei, aber als ernstzunehmender Vorschlag wohl eher nicht zu gebrauchen.
Es bleibt Verein, Fans und Reporter*innen nichts Anderes übrig, als sich damit abzufinden, der Motor, der eben noch stotterte, liegt nun abgewürgt neben dem Rasen und harrt der Dinge, die da kommen, oder vielmehr: der Spieltage. Die unangenehme Situation, mit null Punkten nach drei Partien im Licht der roten Laterne am Tabellenende zu hocken, lässt sich zunächst nicht verbessern. Ein unschönes Gefühl, für alle Beteiligten und Beobachter*innen.
Was aber macht Hoffnung darauf, dass es beim Heimspiel gegen Hertha BSC gelingen wird, die unglückliche Startserie von drei Niederlagen zu beenden? Wenn man die Hand vorsichtig vom Panikbutton nimmt, tatsächlich eine ganze Menge. Zum einen Trainer Sandro Schwarz, der in seinen ersten beiden Serien als Verantwortlicher der Mannschaft bereits gezeigt hat, er ist in der Lage, eine Wende herbeizuführen. Warum der Mann bei Teilen der Fans einen derart schweren Stand hat, bleibt rätselhaft, entscheidend ist aber zum Glück das gute Verhältnis zur Mannschaft und dem Team dahinter, das ebenfalls Mut macht auf Verbesserung.
Wenn es nicht läuft, geraten natürlich positive Aspekte schnell in den Hintergrund, es hat sie aber in allen bisherigen Saisonspielen gegeben. Dem Wie und Weshalb nachzutrauern, warum die Mannschaft dann trotz guter Anlagen und Ideen so unter die Räder gekommen ist, bringt nichts, wohl aber, Schlüsse daraus zu ziehen und auf die Leistung der je ersten halben Stunde aufzubauen. Dabei kann einer helfen, der ebenfalls Mut macht auf Verbesserung: Heimkehrer Ádám Szalai. Als der nach dem Spiel gegen die Bayern am Mikro erklärte, es habe „Coaching“ gefehlt, bekam manch einer schon Schnappatmung: KLAR, DER COACH KANN NICHTS!11!!1! Szalai ging es aber ums Coaching untereinander, die Absprachen der Spieler auf dem Feld.
Szalai wird der Mannschaft guttun
Tatsächlich schien es in den ersten Partien, als ob die neuen Strukturen auch in Sachen Kapitän da noch nicht richtig greifen, obwohl Danny Latza sicher eine gute Wahl ist. Aber einen wie Szalai, der immer will, der eine Erscheinung ist und der den Mund aufmacht, in diesem Kreis von Anführern dabeizuhaben, wird der Mannschaft guttun. Zu guter Letzt gibt es eine ganz simple Begründung, wieso alles noch gut werden kann, nämlich, dass jede Saison 34 Spieltage zählt. Ja, eine Niederlagenserie drückt besonders, wenn sie direkt am Anfang steht. Mainz 05 hat solche Phasen in der Vergangenheit aber immer überwunden. Es wäre natürlich falsch, den eindeutigen Fehlstart kleinzureden. In Panik zu verfallen, wäre aber erst recht verkehrt.
Mara Pfeiffer ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn). Aktuell erschienen: "Im Schatten der Arena - der Mainz-05-Krimi".
Homepage: www.marapfeiffer.de
Mara Pfeiffer bei Twitter: Wortpiratin