„Es fühlt sich beschissen an“: Stimmen zum Spiel Mainz 05 gegen Leipzig
Nur 35 Minuten hielt die Hoffnung, die Mainz 05 nach dem Tor von Karim Onisiwo geschöpft hatte. Der Österreicher selbst konnte sich über seinen Treffer zum 1:2 nicht freuen: „Mir wäre es lieber, wir hätten das Spiel gewonnen.“
Von Julia Sloboda
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Lukas Klostermann (l.) von Leipzig und der Mainzer Danny Latza im Kampf um den Ball. Foto: dpa
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LEIPZIG - Das Stadionheft von RB Leipzig hat nur zehn Seiten. Es ist eher ein Heftchen. Kein Vergleich zu den magazinartigen Hochglanzprodukten anderer Vereine in der Fußball-Bundesliga. Da hätte doch die Zeit sein müssen, dass die Spieler des FSV Mainz 05 mal einen Blick hinein werfen. Denn auf einer dieser zehn Seiten stand eine wichtige Information. Die meisten Tore haben die Sachsen in dieser Saison zwischen der ersten und der 15. Minute erzielt. Erhöhte Wachsamkeit in der Anfangsphase ist für den Gegner also Pflicht. Die ging der Mannschaft von Sandro Schwarz vor 30.136 Zuschauern in der Leipziger Arena jedoch ab. In der 14. Minute fiel das 0:1, fünf Minuten später das 0:2.
„Wir haben die ersten 20 Minuten verschlafen“, haderte Danny Latza nach Schlusspfiff. „Wir sind nicht gut reingekommen“, sagte Sportvorstand Rouven Schröder. Doch die Mainzer fingen sich und schöpften nach dem Anschluss durch Karim Onisiwo wieder Hoffnung (38.). Diese währte rund 35 Minuten. Nach einem Fehlpass von Jean-Philippe Gbamin spielten die Leipziger ihre Schnelligkeit aus – und schon stand es 3:1. „Und dann wird es natürlich schwer“, wusste auch Latza. Für Sandro Schwarz war vor allem das dritte Gegentor ein besonders ärgerliches. Damit habe sich seine Mannschaft die Chance genommen, in der Schlussviertelstunde nochmal ein Powerplay aufzuziehen, sagte der 05-Trainer. Auch für Schwarz fiel das Tor durch Timo Werner in die Kategorie „vermeidbar“. Er hatte die Situation bereits im Vorfeld thematisiert, seinen Spielern gesagt, dass sie im Zentrum entweder schnell weiter- oder den Ball quer spielen sollen. Gbamin hatte keine der beiden Varianten gewählt. „Ein Pass und dann sind sie weg“, sagte Schwarz zur Leipziger Offensive.
Ein Tor ohne Wert
Da tröstete es den 05-Coach auch nicht, dass seine Mannschaft zwischenzeitlich wieder gut ins Spiel gefunden hatte. Auch Karim Onisiwo konnte sich über seinen Treffer zum 1:2 nicht freuen. „Mir wäre lieber gewesen, wir hätten gewonnen“, sagte der Österreicher, dem bei seiner Rückkehr in die Startelf sein zweites Saisontor gelungen war. Mit Onisiwo und dem ebenfalls zurückgekehrten Levin Öztunali hatte Sandro Schwarz Tempo und Körperlichkeit auf den Platz bringen wollen. Das funktionierte jedoch nur bedingt. Am besten beim Mainzer Tor, als Öztunali flankte und Onisiwo köpfte. Ein Tor ohne Wert angesichts der Fehler in der Defensive.
Die führten bei Sandro Schwarz zu gemischten Gefühlen. „Es fühlt sich beschissen an“, sagte der 05-Trainer. Aber eben nicht so, als ob seine Mannschaft haushoch unterlegen gewesen wäre. Im Gegenteil. „Wir waren komplett im Spiel drin. Es ist nicht so, dass wir jetzt sagen: Oh Gott, was haben wir denn da gespielt?“, sagte der 40-Jährige.
„Unnötig.“
„Wir hatten das Gefühl, dass man hier etwas holen kann“, fand auch Rouven Schröder. Der Sportvorstand der Mainzer wollte eigentlich nur ein Wort sagen: „Unnötig.“ In Richtung Gbamin sagte er: „Er kann es besser.“
Wie praktisch, dass der 23-Jährige an diesem Mittwoch schon die Chance bekommt, genau das zu zeigen. Denn so sehr sich die 05er auch über das Ergebnis in Leipzig ärgerten, so schnell ging der Blick schon in Richtung des Derbys gegen Eintracht Frankfurt. „Wenn du 1:4 verlierst, willst du es wieder gut machen“, sagte Rouven Schröder. „Wir sollten es in Wut reinpacken, dass hier mehr drin gewesen wäre. Und die dann am Mittwoch in Energie umwandeln“, forderte Sandro Schwarz. Und Danny Latza gab gar ein Versprechen ab. „So etwas wie in der letzten Saison wird uns nicht nochmal passieren.“ Da hatten die 05er in Liga und Pokal gegen die Eintracht verloren. Vergangenheit, sagte Latza. Und kündigte an: „Am Mittwoch reißen wir die Hütte ab.“