Eine Punkteteilung, die keinem hilft: Mainz 05 spielt in Hamburg 0:0
90 Minuten Spannung, aber keine Tore: Nach der Partie der 05er in Hamburg hatte keine der beiden Mannschaften viel Grund zum Jubeln. Das 0:0 hilft weder Mainz 05 noch dem Hamburger SV.
Von Julia Sloboda
Stellvertretende Redaktionsleiterin Mainz
Gute Haltungsnoten für Jhon Cordoba (l.) bei einem Fallrückzieher. Doch Zählbares kam bei der Aktion nicht heraus. Der Hamburger Gideon Jung, Giulio Donati aus Mainz und Gotoku Sakai vom HSV können nur noch zuschauen. Foto: dpa
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MAINZ - Die Beschreibung des Spiels war schnell gefunden. „Das war kein Leckerbissen“, sagten Martin Schmidt und Markus Gisdol unisono nach dem 0:0 im Sonntagsspiel der Fußball-Bundesliga zwischen dem FSV Mainz 05 und dem Hamburger SV. In der Tat. Der Abstiegskrimi vor 53915 Zuschauern im Hamburger Volksparkstadion bot nur wenige fußballerische Höhepunkte. Fehlpässe, verstolperte Bälle und vergebene Torchancen standen stattdessen auf dem Programm. Nervösität, wohin man schaute.
Für die beiden Trainer kein Beinbruch - und der Situation geschuldet. Beide Mannschaften hätten sich mit einem Sieg Luft in der Gefahrenzone verschaffen können. Ein möglicher Verlierer hätte dann schon drei Punkte Abstand auf den rettenden Platz 15 gehabt. Ein bedrohliches und offenbar einschüchterndes Szenario. Denn so lautete das Motto: bloß keine Fehler machen. „Wenn man bedenkt, um was es geht, muss man mit anderen Augen auf das Spiel gucken“, sagte Martin Schmidt nach Abpfiff. Auch sein Kollege Markus Gisdol betonte, dass man das Spiel nicht mit normalen Maßstäben messen könne. Der HSV-Trainer hatte bei beiden Mannschaften Schwierigkeiten beim Fußballspielen festgestellt. „Und die, die gemeint hätte, sie müsste Fußball spielen, hätte das Spiel verloren“, war Gisdol überzeugt. „Wenn du so ein Spiel nicht gewinnen kannst, darfst du es zumindest nicht verlieren“, versuchte der HSV-Coach dem Punktgewinn etwas Positives abzugewinnen.
Hamburger SV - FSV Mainz 05 0:0
Hamburger SV: Mathenia - Diekmeier (88. Ostrzolek), K. Papadopoulos, Mavraj, Sakai - Janjicic, G. Jung - Hunt (82. Gregoritsch), L. Holtby (68. Jatta), Kostic - Wood
Beste Spieler: Mathenia, L. Holtby / de Blasis, Cordoba
Martin Schmidt tat sich damit etwas leichter. Freude sei zwar der falsche Ausdruck, aber er sei zufrieden. Auch der Schweizer hatte bei seinem Team einige „Wackelfüßchen“ festgestellt. Doch die Chancen, die aus Mainzer Fehlern resultierten, konnten die Hamburger nicht nutzen. Einen Querschläger vom neu in die Startelf gerückten Leon Balogun führte zur ersten Gelegenheit der Hanseaten. Filip Kostics Schuss wurde von Jannik Huth zur Ecke geklärt (14. Minute). Es sollte die beste Chance der offensiv schwachen Hamburger bleiben.
Chancen sind da, werden aber nicht genutzt
Denn es gab eine Sache, die die Mainzer an diesem spielerisch enttäuschenden Nachmittag besser machten als der Tabellennachbar: Sie spielten sich Chancen heraus. Mehrere. Doch ebenso schnell wie die Beschreibung des Spiels gefunden war, stand auch der Schuldige für das fehlende Abschlussglück der 05er fest: Christian Mathenia. Seines Zeichens HSV-Torhüter und gebürtiger Mainzer. „Den haben wir damals bei uns im Nachwuchs zu gut ausgebildet“, schmunzelte Martin Schmidt über den 25-Jährigen, der von 2006 bis 2014 beim FSV spielte. Auch Innenverteidiger Balogun war sich sicher, „dass Mathenia gegen seinen Ex-Verein extra motiviert war“.
Mathenia wehrte in der Anfangsphase sowohl Jhon Cordobas Schuss aus der Drehung, als auch den Nachschuss des herangerauschten Yoshinori Muto ab (7.). Er hielt die Freistöße von Daniel Brosinski (26.) und Levin Öztunali (42.), den Distanzschuss von Cordoba (40.) und Jairos Versuch aus 17 Metern (70.). Immer stand Mathenia richtig. Aus einem deutlichen Chancenplus konnten die Mainzer deshalb kein Kapital schlagen. Ja, eigentlich müsse so einer mal reingehen, sagte auch Leon Balogun. „Aber so etwas muss man sich erarbeiten. Und fürs Spiel haben wir heute nicht allzu viel tun können“, sagte der Innenverteidiger selbstkritisch.
Mit der Erkenntnis, dass sie defensiv bis zum Schluss gut standen und auch mental der Situation stand hielten, stiegen die Mainzer am Sonntagabend in den Flieger. Doch schon nach dem Abpfiff ging der Blick auf das, was noch kommt. „Wackler darf es jetzt nicht mehr geben“, forderte Martin Schmidt. Nervosität sei ein schlechter Ratgeber, sagte der Schweizer nach einem von Nervosität geprägten Nachmittag. Doch die Anspannung bleibt beiden Teams erhalten. Wie sich das im Tabellenkeller so anfühlt, versuchte Markus Gidsol auch für die Ottonormalverbraucher noch einmal zu verdeutlichen. „Ein Normalsterblicher würde sich in so einer Situation die Beine brechen.“