Durchsuchungen bei 05-Ultras: Fans kritisieren Polizei
Nach Angriffen von Mainzer Ultras auf Offenbacher hat die Polizei Wohnungen rund um Mainz durchsucht. Teile der Mainzer Fanszene kritisieren nun das Vorgehen der Polizei.
Von Nicholas Matthias Steinberg
Lokalredakteur Mainz
Nach den Hausdurchsuchungen bei Mainz-05-Fans kritisieren Teile der Fanszene nun das Vorgehen der Polizei.
(Foto: dpa)
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MAINZ - Die Polizei hat am Dienstagmorgen neun Wohnungen von Mitgliedern der Mainzer Ultraszene durchsucht und zahlreiche Gegenstände sichergestellt. Insgesamt waren rund 60 Beamte im Einsatz. Zwischen 5 und 8 Uhr griffen sie zeitgleich in Mainz, Stadecken-Elsheim, Seibersbach, Ober-Olm, Mainz-Kastel und Mannheim zu. Einen Mann trafen die Beamten nicht zuhause an und holten ihn an seiner Arbeitsstelle ab. Die Mainzer Fanhilfe kritisiert die Durchsuchungen.
Kleidung, Festplatten und Handys beschlagnahmt
Laut Polizei habe man bei den teils bereits polizeibekannten Beschuldigten mutmaßliche Tatbekleidung aus zurückliegenden Straftaten, eine Stadionordnungstafel im Wert von etwa 500 Euro sowie Sturmhauben, Schlagwerkzeuge, Sprühdosen, Pyrotechnik, 20 Handys, zehn Laptops bzw. Tablets, einen Computer, eine Spiegelreflexkamera, zwei externe Festplatten und zahlreiche Speichermedien beschlagnahmt. Wie Polizeisprecher Alexander Koch bestätigt, sei darunter auch eine Playstation 4 gewesen. Darüber hinaus wurden in zwei Objekten Betäubungsmittel, konkret Haschisch bzw. Marihuana, sichergestellt.
Die zehn Personen im Alter zwischen 18 und 35 Jahren, deren Wohnräume durchsucht wurden, werden verdächtigt, am 12. Mai dieses Jahres vor dem Bruchwegstadion Offenbacher Fans angegriffen zu haben. An den laut Polizei „tumultartigen“ Auseinandersetzungen seien damals insgesamt rund 150 Personen beteiligt gewesen.
Beweissuche
Wie die Polizei am Mittwoch bestätigt, sei es auch Ziel der Durchsuchungen gewesen, Beweise für weitere Vorfälle seit Mai 2018 zu finden. Rund um die Heimspiele gegen Stuttgart und Wolfsburg waren gegnerische Fans angegangen worden; ebenso ein Polizist in Bingen, der drei Sprayer erwischte.
Die Mainzer Fanhilfe wertet die Durchsuchungen in einer Pressemitteilung „als Affront gegen die gesamte Anhängerschaft von Mainz 05“. Die Fanhilfe stört sich vor allem an der Rolle, die die Polizei selbst vor und während der Auseinandersetzung spielte. Man wolle die Betroffenen nun durch die Vermittlung von Anwälten unterstützen.
Doch was geschah am 12. Mai dieses Jahres? Zunächst hatten Teile der Offenbacher Fanszene im Vorfeld des Regionalligaspiels der Offenbacher Kickers im Bruchwegstadion gegen den TSV Schott Mainz am Samstag, 12. Mai, 14 Uhr, in den sozialen Netzwerken angekündigt, ab 11 Uhr auf dem Parkplatz vor dem Bruchwegstadion ihren Saisonabschluss feiern zu wollen. Wohlwissend, dass sich die Mainzer Fanszene seit dem Umzug in die Opel Arena vor Mainz 05-Heimspielen auf diesem Parkplatz trifft. An diesem Samstag hatte Mainz 05 um 15.30 Uhr ebenfalls ein Heimspiel; in der Opel Arena gegen Werder Bremen. Die Fangruppierung „Q-Block“ ließ die Provokation der Offenbacher daher nicht auf sich sitzen und rief ebenfalls dazu auf, ab 11 Uhr vor dem Gästeblock des Bruchwegstadions den Saisonabschluss zu feiern.
Fanhilfe: Polizei hat Verlegung des Offenbach-Spiels versäumt
Die Mainzer Fanhilfe kritisiert nun, dass die Sicherheitsbehörden von dem Konflikt auf den sozialen Netzwerken wusste und sich nicht bemühte, das Spiel zu verlegen oder einen alternativen Austragungsort für das Schott-Spiel zu finden. Tatsächlich bestätigte die Polizei im Vorfeld öffentlich, die Aufrufe beider Fanlager „nicht unkritisch“ zu sehen, nahm vor allem aber Mainz 05 in die Pflicht. „Man gehe davon aus, dass sich die Lager am Bruchweg gegenüberstehen und verbal anfeinden werden“, erklärte Polizeidirektor Alban Ragg damals wenige Tage vor den Auseinandersetzungen. Von einer Eskalation sei allerdings nicht auszugehen. Doch es kam anders. Die Polizei sprach damals von einem „blitzartigen und massiven Angriff“ auf die Fahrzeuge. Dabei seien volle Plastikflaschen gegen die Busscheiben geworfen sowie die Fahrertür eines Autos eingetreten worden. Verletzt wurde niemand.
Und die Kritik der Fanhilfe geht weiter: „Wir als Fanhilfe bezweifeln, dass auf einen Reisebus geworfene Plastikflaschen die Durchsuchung von Privatwohnungen sowie das Erscheinen am Arbeitsplatz rechtfertigen“, heißt es. Die Beamten seien lediglich auf der Suche nach Kommunikationsgeräten gewesen. Die Fanhilfe sieht in den Durchsuchungen vor allem ein Ausforschen der organisierten Fanstrukturen, mit dem Ziel, die faninterne Kommunikation zu schwächen.
Mainz 05 kündigt derweil an, sich mit Polizei und Fanszene austauschen zu wollen, hält sich in der Öffentlichkeit jedoch weitgehend bedeckt. Dass die Ereignisse rund um das Schott-Spiel polizeiliche Ermittlungen nach sich zögen, sei nachvollziehbar, erklärt Pressesprecherin Silke Bannick.