Beim klaren 4:0 (2:0)-Erfolg gegen die Niedersachsen sticht vor allem die Darmstädter Offensive erneut heraus. Keeper Marcel Schuhen pariert zudem einen Elfmeter.
DARMSTADT. Mit einer überzeugenden Leistung hat Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98 am Samstag seine Heimpartie gegen Hannover 96 klar gewonnen. Vor 6050 Zuschauern besiegte die Elf von Trainer Torsten Lieberknecht die Niedersachsen mit 4:0 (2:0) und rückt zumindest für einen Tag auf den sechsten Tabellenplatz vor.
Drei Wechsel hatte Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht im Vergleich zum 2:2 in Hamburg vorgenommen. Matthias Bader, Lasse Sobiech und Benjamin Goller ersetzten Janik Müller, Nachwuchsmann Clemens Riedel und Mathias Honsak. An der taktischen Ausrichtung änderte die Personalrochade allerdings nichts. Darmstadt begann auch gegen Hannover wieder mit Klaus Gjasula auf der Sechs sowie dem Angriffsduo Phillip Tietz und Luca Pfeiffer, das in den vergangenen Partien auftrumpfen konnte. Dagegen musste 96-Coach Jan Zimmermann auf Marvin Ducksch verzichten, der unter der Woche zum Ligakonkurrenten Werder Bremen gewechselt war. Neuzugang Gaël Ondoua stand dagegen noch nicht im Kader. Der 25 Jahre alte Kameruner war erst am Donnerstag vom Schweizer Erstligisten Servette Genf in die niedersächsische Landeshauptstadt gewechselt.
Starke Anfangsphase
Dass nicht das komplette Kartenkontingent von 7048 Karten abgerufen wurde, tat der Stimmung am Böllenfalltor keinen Abbruch. In einer intensiven Anfangsphase hatten die Lilien zunächst klare Vorteile. Die Gastgeber aufs Tempo und brachten die Defensive der Hannoveraner immer wieder ins Schwimmen. Nach fünf Minuten lag den Fans der Torschrei erstmals auf den Lippen, aber den Schuss von Phillip Tietz konnte Ron-Robert Zieler im Tor der 96er parieren.
Nach rund zwanzig Minuten belohnten sich die Lilien dann für eine starke Anfangsphase. Nach einem Zuspiel auf Fabian Schnellhart an der Strafraumkante legte dieser quer auf den durchgelaufenen Luca Pfeiffer. Im Liegen drückte der Angreifer die Kugel aus dem Gewühl heraus zum verdienten 1:0 über die Linie (21.). Von den Gästen kam bin zu diesem Zeitpunkt herzlich wenig, und auch nach dem Rückstand blieb das Spiel der Elf von Trainer Jan Zimmermann im Spielaufbau fehlerbehaftet. Darmstadt dagegen stand hinten sicher, nahm phasenweise das Tempo raus, ließ aber auch in den ruhigeren Phasen keine Möglichkeiten der Gäste zu.
Trotzdem hätte es vor der Pause plötzlich 1:1 stehen können. In der Vorwärtsbewegung spielte Phillip Tietz vor dem eigenen Tor einen leichtsinnigen Querpass, der direkt in den Füßen von Linton Maina landete. Doch der Rechtsaußen schlenzte die Kugel aus gut 18 Metern knapp am Tor vorbei (40.). Die Darmstädter Antwort? Konsequent. Nachdem die Gäste einen Ball zunächst im Seitenaus gesehen hatten, setzte sich Luca Pfeiffer auf links durch und legte in die Mitte zu Phillip Tietz. Der zimmerte die Kugel völlig ungedeckt aus 14 Metern ins rechte Toreck – bereits das fünfte Saisontor des 24-Jährigen.
„Das sind diese glücklichen Momente, die wir uns aber auch erarbeitet haben“, freute sich Darmstadts Trainer Torsten Lieberknecht. Ganz anders bewertete sein Gegenüber Jan Zimmermann die Szene: „Die Jungs sind lange genug dabei, dass sie wissen, dass sie erstmal weiterspielen müssen“, ärgerte sich der Coach über den kollektiven Tiefschlaf seiner Mannschaft. „Für mich sah es auch so aus, als ob der Ball im Aus war. Trotzdem können wir nicht einfach aufhören. Wir haben kapitale Fehler gemacht, die dann zu Toren geführt haben“, so Zimmermann.
Schuhen hält Elfmeter
Auch nach der Pause blieben die Lilien das Team mit der klareren Spielidee. Die erste Gelegenheit aber hatten die Gäste. Nach einem Ballverlust von Emir Karic kam erneut Maina an der rechten Strafraumkante zum Abschluss. Marcel Schuhen im Darmstädter Tor parierte aber stark (51.). Hannover intensivierte nun seine Angriffsbemühungen, blieb dabei aber weiter fahrig. Darmstadt setzte mit der Führung im Rücken dagegen verstärkt auf schnelles Umschaltspiel. Über Holland und Karic kam der Ball zum eingewechselten Braydon Manu, der aber aus rund 14 Metern deutlich über die Querlatte zielte (56.). Trotzdem bekamen die Gäste unverhofft die Gelegenheit zum Anschlusstreffer. Tietz hatte nach einer Ecke den Arm zur Hilfe genommen, Schiedsrichter Burda zeigte nach Intervention des Videoassistenten Michael Bacher auf den Punkt.
Der eingewechselte Florent Muslija lief an, aber Marcel Schuhen stark (66.). „Es gab Momente, die das Spiel auch in eine andere Richtung hätten drehen können“, merkte Trainer Torsten Lieberknecht nach der Partie an. „Aber wir haben mit Schuh einen gehabt, der uns im Spiel hält.“
Es passte zum Spiel am Samstagnachmittag, dass die Antwort der Lilien nicht lange auf sich warten ließ. Erneut verteidigten die Gäste fahrlässig, und einen Querpass von Fabian Holland in den Strafraum verwertete der völlig ungedeckte Fabian Schnellhardt zum 3:0 für die Lilien (69.) – die Entscheidung.
Hannover resignierend
Danach war die Luft bei Hannover raus. Der eingewechselte Sulejmani hatte noch einmal eine Kopfballchance (78.), wirklich gefährlich wurden die mehr und mehr resignierenden Gäste aber nicht mehr. Und die Lilien? Die hatten immer noch Lust aufs Toreschießen. Es passte allerdings zur Leistung der 96-Defensive, dass die Gäste höchstselbst für den Endstand sorgten. Nach einer Ecke war es Luka Krajnc, der den Ball unhaltbar für Ron-Robert Zieler per Kopf zum 4:0 (87.) im eigenen Tor versenkte.
Danach war Schluss und der Jubel groß bei Spielern und Anhängern der Lilien, die sich nach sieben Punkten (und zwölf geschossenen Toren) aus den letzten drei Spielen plötzlich ins vordere Tabellendrittel gespielt haben und mit breiter Brust in die Länderspielpause gehen können. Für Trainer Torsten Lieberknecht aber kein Grund, in Euphorie zu verfallen. „Das ist eine Momentaufnahme“, analysierte der 48-Jährige den aktuellen Höhenflug seines Teams. „Wir sind froh, dass es jetzt in die Pause geht, um die Spieler dort konditionell voranzutreiben.“