Darmstadt 98 braucht in Fürth noch einen Punkt, um die Zweitliga-Saison als Meister zu beenden. Wie der Trainer die Spannung hochhält und warum Stammtorwart Schuhen nicht spielt.
Darmstadt. 2900 Fans des baldigen Fußball-Bundesligisten SV Darmstadt 98 begleiten die Lilien am Pfingstsonntag zum Auswärtsspiel um 15.30 Uhr bei der Spvgg Greuther Fürth – und sie können das völlig entspannt genießen. Denn seit einer Woche steht fest, dass der SV 98 die Zweite Liga verlassen wird, nach dem 1:0 gegen den 1. FC Magdeburg wurde tagelang der Aufstieg gefeiert. Trainer Torsten Lieberknecht ist hörbar glücklich, dass dies entschieden ist. „Wir hätten auch ganz anders dorthin fahren können, mit Druck und Anspannung“, sagte der 49-Jährige am Freitag. Er habe immer noch im Ohr, wie Fürths Trainer Alexander Zorniger nach dem 1:1 im Hinspiel gesagt hatte, dass es gut wäre, wenn es um nichts mehr geht. Denn sonst könne er für nichts garantieren.
Nun geht es zwar noch um die Meisterschale (ein Punkt reicht), aber so richtig spannend ist das alles natürlich nicht mehr. Die Spieler, die sich ein paar Tage nach Mallorca zum Feiern verabschiedet hatten, sind alle in einem „vernünftigen Zustand“ zurückgekehrt, sagte Lieberknecht. „Ich habe ihnen noch einmal gesagt, dass sie Legenden sind. Auch wenn sie das vielleicht erst in 50 Jahren merken, wenn dieses Jubiläum gefeiert wird“, verriet der Coach.
Ich hatte keinen Alkoholtester dabei, um jeden einzeln zu überprüfen. Visuell habe ich nichts gesehen.
Die Lilien-Fans sollen alle in Weiß kommen, heißt es – Lieberknecht selbst wird das aber wohl nicht tun. Vorausgesetzt, er findet seine blaue Trainingsjacke wieder, die ihm gegen Magdeburg Glück gebracht hatte. „Ich ziehe mich so an, dass ich angezogen aussehe“, sagte er schmunzelnd. Er habe seine „spieltagsorientierten Verhaltensmuster“, und an denen halte er fest. „Aber erst einmal muss ich schauen, ob sie aus der Wäsche wieder auftaucht.“
Die Mannschaft hat noch etwas vor
Die Mannschaft habe sich „zu Recht selbst gefeiert“, und dass auch Mitglieder aus dem Staff auf Mallorca dabei waren, sei ein weiterer Beweis dafür, dass es sich wirklich um ein Team handelt. „Es ist klar, dass bei allen viel Ballast abgefallen ist“, weiß Lieberknecht, „ich hatte am Mittwoch im Training keinen Alkoholtester dabei, um jeden einzeln zu überprüfen. Visuell habe ich aber nichts gesehen.“ Im Training habe man dann aber spätestens am Donnerstag erkannt, dass die Mannschaft noch etwas vorhat. „Ich habe gesehen: Es ist noch nicht vorbei.“
Der Trainer hält die Spannung auch dadurch hoch, dass er sich genau anschauen will, wer am Sonntag wie spielt. „Das kann ein Fingerzeig für die nächste Saison sein, da zeigt sich Professionalität. Es wird spannend sein zu sehen, wie sich die Jungs schlagen.“ Fürth sei „eine Hürde“, die es zu überwinden gilt. Im Hinspiel war die Spielvereinigung laut Lieberknecht „die beste Mannschaft, gegen die wir bis dahin gespielt hatten“.
Fehlen werden weiterhin Oscar Vilhemsson und Frank Ronstadt, neu hinzugekommen ist Aaron Seydel, der sich beim Aufwärmen beim Spiel gegen Magdeburg einen Muskelfaserriss zugezogen hatte. Lieberknecht hatte ihn einwechseln wollen, doch da saß der Hüne schon wieder auf der Bank. „Ich hatte mich noch gewundert, was er dort schon wieder macht“, sagte er am Freitag über die damals plötzlich fehlende Option.
Die Meister-Felge will er unbedingt, sie soll in die Vitrine – wenn es denn eine gibt. „Die Pokalsammlung hier sieht bisher ja recht bescheiden aus“, sagte der Trainer schmunzelnd, „vielleicht müssen wir extra eine bestellen“. Die Felge stünde dann neben diversen Possmann-Cup- und Hessenpokalen, viel mehr gibt es nicht. Beim Aufstieg 2015 landeten die Lilien auf Platz zwei hinter dem FC Ingolstadt.
Die Pokalsammlung hier sieht bisher ja recht bescheiden aus.
Aktuell noch keine Wunschspieler
Nicht spielen wird Stammtorwart Marcel Schuhen. Mit ihm ist abgesprochen, dass Alexander Brunst noch einmal zwischen die Pfosten darf. „Er freut sich total für Alex“, sagte Lieberknecht, „er hat es einfach verdient. Gemeinsam mit Steve Kroll ist er einer der stillen Helden bei uns.“ Letztmals im Lilien-Trikot wird Patric Pfeiffer auflaufen, der Verteidiger verlässt Darmstadt. „Die Chance, dass er bleibt, ist minus Null“, bestätigte Lieberknecht noch einmal. „Leider wird er definitiv nicht bei uns Erste Liga spielen.“
Nach Fürth wird dann konkreter über die Kaderplanung an sich gesprochen. Wunschspieler hat Lieberknecht aktuell keine, nur eine Sache fände er wichtig. „Gut wäre es, wenn wir im Trainingslager schon fast den vollen Kader dabei hätten.“ Dass es wieder nach Herxheim in die Pfalz gehen wird wie in den vergangenen beiden Sommern, gilt dabei als sicher.