Der SV Darmstadt 98 macht sich auf die längste Reise der Saison. Die Vorfreude auf das ganz besondere Flair im Ostseestadion von Hansa Rostock ist allen deutlich anzumerken.
DARMSTADT. Es ist die längste Auswärtsfahrt in dieser Saison für Fußball-Zweitligist SV Darmstadt 98: Wenn die Lilien am Sonntag ab 13.30 Uhr bei Hansa Rostock antreten, dann sind es satte 696 Straßenkilometer bis zum heimischen Böllenfalltor. Die Mannschaft reist denn auch schon am Samstag per Flugzeug an die Ostseeküste, alles andere wäre zu aufwendig. 189 Fans werden die Mannschaft trotz dieser Widrigkeiten begleiten – Stand Freitag.
Lohnen dürfte es sich in jedem Fall, denn von der Atmosphäre in Rostock schwärmen wirklich alle. Auch Lilien-Trainer Torsten Lieberknecht: „Das ist ein pushendes, euphorisches Publikum dort. Alle haben lange danach gelechzt, wieder in der Zweiten Liga zu spielen.“ Seit Sommer ist das der Fall, Hansa stieg als Zweiter der Dritten Liga auf. Und das, obwohl es in den letzten fünf Heimspielen keinen Sieg mehr gegeben hatte. Und auch die ersten zwei Heimspiele dieser Saison gingen verloren.
Lieberknecht kennt das Ostsee-Stadion
Das vielleicht auch, weil zu viel Euphorie manchmal ja auch verkehrt sein kann. „Das birgt Chancen für uns“, glaubt Lieberknecht, „denn wer immer nach vorne gepusht wird, der offenbart auch mal Lücken. Da können und wollen wir brandgefährlich sein.“ Er selbst kennt das Ostseestadion als Spieler und als Trainer, er freut sich auf den Trip. „Mit Mannheim habe ich als Spieler dort mal 1:0 gewonnen, insgesamt waren wir damals 13 Stunden unterwegs. Unser Busfahrer hatte wegen der Anstrengung gleich zweimal die Ausfahrt verpasst.“
Auf Marvin Mehlem und Tim Skarke muss der SV 98 noch länger verzichten, Lieberknecht rechnet mit ihnen erst im neuen Jahr. Passen müssen am Sonntag zudem Nemanja Celic (Erkältung) und Aaron Seydel, der sich nach seiner Verletzung langsam wieder herankämpft an die Mannschaft. Mathias Honsak hatte zuletzt Probleme am Sitzbein, dürfte aber zur Verfügung stehen. „Ich muss erst mal recherchieren, was genau ein Sitzbein ist“, sagte Lieberknecht grinsend. Er ist ja schließlich Trainer, nicht Mediziner.
Alle Nationalspieler wieder beim Team
Derweil sind alle Nationalspieler zurück – gesund und munter, wie der Trainer erfreut berichtet. Klaus Gjasula war mit Albanien in der WM-Qualifikation unterwegs, zweimal spielte er, beim dritten Spiel gegen San Marino am Mittwoch musste er passen, weil er in den beiden Partien zuvor jeweils Gelb gesehen hatte. Braydon Manu war derweil fast schon enthusiastisch, wie der Trainer berichtet – obwohl er gar nicht für Ghana gespielt hat. „Die Reise dorthin hat ihm trotzdem unheimlich viel Selbstvertrauen gegeben“, sagt Lieberknecht, „er ist bei allem, was er tut, immer mit dem Herzen dabei“.
Das ist auch Clemens Riedel, der bei der deutschen U19 war. Lieberknecht hat sich bei deren Trainer Hannes Wolf nach Riedel erkundigt, und er hat nur Gutes gehört. „Er war sehr angetan davon, wie sich Clemens präsentiert hat.“ Dazu passt weniger, dass Riedel mit sich selbst nicht einmal zu 100 Prozent einverstanden gewesen sei. „Aber das spricht ja nur für ihn“, sagte sein Vereinstrainer.
In Rostock dürften alle drei dabei sein, und wenn sie spielen, sollen sie mit dafür sorgen, dass es nicht allzu laut wird im Ostseestadion. „Es ist wichtig, dieses Stadion schnell ruhig zu bekommen“, findet Lieberknecht. Und fügt direkt hinzu: „Wir wollen allen zeigen, dass wir ein Gegner sind, der da ist, um die drei Punkte zu holen.“ Was auch sonst.