Klassenerhalt im Wohnzimmer

Fragt man Fabian Holland, was denn das einschneidendste Erlebnis gewesen ist in seiner Zeit beim SV Darmstadt 98, dann muss der 29-Jährige nicht lange überlegen. „Einer der...

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DARMSTADT. Fragt man Fabian Holland, was denn das einschneidendste Erlebnis gewesen ist in seiner Zeit beim SV Darmstadt 98, dann muss der 29-Jährige nicht lange überlegen. „Einer der ganz besonderen Momente war der Klassenerhalt am 7. Mai 2016 in Berlin. Gerade für mich persönlich, weil es in dem Stadion war, wo für mich alles angefangen hat.“ Geendet hat das alles immer noch nicht, aber in die „Lilien-Elf des Jahrzehnts“ hat er es schon einmal geschafft. Völlig verdient natürlich.

Holland hat seine ersten fußballerischen Erfahrungen zwar in Brandenburg gemacht, beim FSV Forst Borgsdorf. Im Alter von 13 Jahren kam er dann aber zu Hertha BSC – und dort blieb er jahrelang. Bis im Sommer 2014 die Lilien anklopften, ihn zunächst für ein Jahr auf Leihbasis holten. Ein Jahr später, nach nicht immer ganz einfachen Verhandlungen mit der Hertha, wurde er dann fest verpflichtet.

Die Relegationsspiele gegen Bielefeld hat er im Mai 2014 nur am Fernseher miterlebt („das war schon Wahnsinn“), ein paar Wochen später war er Teil jener Mannschaft, die die Zweite Liga aufmischen sollte und die dann gar ins Oberhaus aufstieg. „Das Heimspiel gegen den FC St. Pauli, als wir aufgestiegen sind – das war ein ganz besonderer Moment. Aber getoppt wurde das noch vom Klassenerhalt in Berlin, gerade für mich als Berliner. Das hätte man nicht besser schreiben können. Diese beiden Spiele werde ich nie vergessen“, sagt Holland, der seit Januar 2019 Kapitän ist.

Warum er es verdient habe, jetzt in der „Lilien-Elf des Jahrzehnts“ Mitglied zu sein? „Das sollen andere entscheiden“, sagt Holland zurückhaltend. „Ich habe aber eine sehr gute Zeit mitgemacht und viele schöne Jahre hier gehabt. Es hatte ja niemand daran glauben können, was hier in den letzten Jahren passiert ist.“ Er selbst hatte daran großen Anteil, er habe sich aber auch von Anfang an extrem wohlgefühlt in Darmstadt. „Diese Jahre bleiben natürlich hängen. Und so eine Auszeichnung tut schon gut.“

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Dass der SV 98 nicht mehr das ganz heiße Ding in Deutschland ist, findet Holland nicht schlimm. Normal sei das, sagt er. „Wir waren in den letzten Jahren ein bisschen das graue Mäuschen, man hatte oft das Gefühl, wir gehören da eigentlich gar nicht hin.“ Mittlerweile habe man sich etabliert, könne jeden schlagen und gehöre da auch wirklich hin: „Das ist definitiv ein Erfolg für den Verein.“

Auch für ihn selbst ist es ein Erfolg – und eine verdiente Ehrung ist es auch. Und so war es fast schon folgerichtig, dass er vor kurzem seinen Vertrag bis 2021 verlängert hat. „Ich fühle mich hier sehr wohl und habe mich auch all die Jahre schon sehr wohlgefühlt“, sagt der Kapitän: „Ich komme klar mit allen.“

Gut klar kam Holland auch mit Jerôme Gondorf, mit dem er von 2014 bis 2017 bei den Lilien zusammenspielte. Gondorf, heute beim SC Freiburg unter Vertrag und derzeit an den Karlsruher SC ausgeliehen, schwärmt heute noch in den höchsten Tönen von seinem ehemaligen Mannschaftskameraden, den er an diesem Samstag in Karlsruhe wiedertrifft – dann spielen die Lilien ab 13 Uhr beim KSC. „Er ist ein super linker Verteidiger, er hat eine super Einstellung zum Sport“, sagt Gondorf. Eigentlich sei Holland ja eher ein ruhiger Typ, „aber er ist wirklich auch sehr lustig. Er ist sich für keinen Spaß zu schade.“ Und Gondorf erzählt, dass sie nach den regulären Trainingseinheiten oft noch lange zusammen auf dem Platz waren – „Fußball-Golf und vieles andere haben wir da praktiziert“.

Dass Holland Kapitän geworden ist, nachdem Aytac Sulu im Januar 2019 den Verein in Richtung Türkei verlassen hatte, verwundert Gondorf denn auch nicht. „Er ist ein super Mensch, auf den man sich immer verlassen kann“, schwärmt der 31-Jährige. „Er passt unheimlich gut zu den Lilien.“

Und auch deshalb habe er ihm natürlich zur jüngsten Vertragsverlängerung gratuliert – „Lilien des Jahrzehnts“ verlieren sich eben nicht aus den Augen.