Marlon Ritter trifft aus 50 Metern, doch Bundesligist Freiburg zwingt Kaiserslautern in die Verlängerung und dreht die Partie.
KAISERSLAUTERN. Es hätte ein Tor für die Ewigkeit werden können. Marlon Ritter zog aus knapp 50 Metern einfach mal ab, düpierte damit Mark Flekken im Tor des SC Freiburg und brachte den 1. FC Kaiserslautern im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten in Führung. Ein Traumtor, so oder so. Letztlich aber doch keins, an das sich alle immer gerne erinnern werden. Denn Freiburg schlug zurück, rettete sich durch Roland Sallais Ausgleich (83.) spät in die Verlängerung und traf dort schließlich durch Ritsu Doan zum entscheidenden 2:1 (111.). Ritters Tor bleibt also ein Muster ohne Wert, aber eins, was man sich zumindest gerne einige Male anschauen kann.
FCK-Trainer Dirk Schuster vertraute der Mannschaft, die in der Vorwoche mit 2:2 bei Holstein Kiel einen bislang ordentlichen Saisonstart weiterführte. Somit blieb Philipp Hercher und Hikmet Ciftci, beide vor der Sommerpause noch Stammkräfte, erneut zunächst nur der Platz auf der Bank. Die Eingespieltheit der Roten Teufel machte sich jedoch bezahlt. Wie schon in den ersten Zweitliga-Spielen begann der FCK konzentriert, ließ im kompletten ersten Durchgang praktisch keine Torchance des Gegners zu - und war auch sofort körperlich sehr präsent. Die Folge: Schon in der ersten Minute holte sich Julian Niehues die erste Gelbe Karte ab, bis zur Halbzeit sollte aber zunächst nur eine weitere - Mike Wunderlich sah diese - folgen.
Traumtor in der 33. Minute
Fußballerisch gab es hingegen erst nur wenige Highlights. Kaiserslautern verteidigte gut, leistete enorme Laufarbeit und hielt Freiburg so vom Tor fern. Und selbst gelang es dem Gastgebern mit der einen oder anderen schnellen Kombination auch selbst mal in die Nähe des gegnerischen Gehäuses zu kommen. Mehr als ein harmloser Kopfball von Terrence Boyd (15.) gelang aber zunächst nicht. Es musste also etwas Besonderes her - und wie. Nach einem Ballverlust der Gäste am Mittelkreis kam die Kugel zu Marlon Ritter, der nicht lange fackelte und aus fast 50 Metern einfach mal abzog. SCF-Torwart Mark Flekken stand weit vor seinem Tor, wurde überrascht und konnte die Kugel nicht mehr entscheidend aus der Bahn lenken. Das 1:0 für den FCK - ein absolutes Traumtor (33.). Der Jubellauf der Roten Teufel führte indes direkt zu Torwarttrainer Andreas Clauß, der im Vorfeld der Partie den entscheidenden Tipp gegeben hatte, Flekken könnte weit vor dem Tor stehen.
Mit der Führung im Rücken waren die Roten Teufel nun mutiger, blieben bis zur Pause am Drücker und wollten das zweite Tor nachlegen. Jean Zimmer versuchte es einmal aus der Distanz (42.), mehr kam jedoch nicht mehr zu Stande. Nach Wiederbeginn waren dann jedoch die Gäste am Drücker. Es dauerte nicht lange, bis Michael Gregoritsch die erste echte Chance der Freiburger hatte, die jedoch knapp am Tor vorbei ging (48.). Kaiserslautern hatte jetzt Mühe, musste wieder viel investieren, um die Gäste schon im Spielaufbau entscheidend zu stören. Es gelang aber - Freiburg konnte die Pfälzer nicht konstant unter Druck setzen. Kaiserslautern nahm immer wieder das Tempo aus dem Spiel, hatte eigene Ballbesitzphasen. Dennoch stellte sich im Verlauf der zweiten Halbzeit auch irgendwann die Kraftfrage. Schuster brachte mit Hikmet Ciftci (für Niehues) und Kenny Prince Redondo (für Daniel Hanslik) (beide in 67. Minute) entsprechend frisches Personal, nutzte die anschließende Trinkpause zudem, um seine Mannen für die letzten rund 25 Minuten einzuschwören. Die 38.317 Zuschauer taten ihr Übriges.
Dennoch wurde es zunehmend schwerer, sich dem Andrang der Gäste zu erwehren. Der FCK verteidigte zwar weiter kompromisslos, hatte aber nicht mehr die klare, ruhige Linie. Und Freiburg setzte sich nach und nach in der Hälfte der Gastgeber fest. Da die Entlastung schwieriger wurde, rührte Schuster ein wenig Beton an. Mike Wunderlich ging runter und dafür kam mit Lars Bünning ein zusätzlicher Verteidiger (73.), Kaiserslautern ging auf Fünferkette. Parallel brachten die Gäste mit Nils Petersen (für Gregoritsch) allerdings einen absoluten Edel-Joker. Und fast hätte der sofort zugeschlagen, brachte den Ball aus spitzem Winkel aber nicht mehr richtig auf das Tor (74.). Im Gegenzug konterte der FCK über Redondo, dessen Hereingabe aber zu überhastet war. Auf der Gegenseite prüfte Roland Sallai dann FCK-Keeper Andreas Luthe (76.). Kaiserslautern antworte mit einem Boyd-Kopfball nach scharfer Hereingabe von Ciftci - eine Minute später war es wieder Boyd, der nach Ritter-Zuspiel knapp drüber zielte (78.). Die Schlussphase war jedenfalls eröffnet und versprach Spannung.
Boyd ließ nicht locker, scheiterte aber erneut - diesmal mit schwachem Abschluss (80.). Man konnte längst von einem offenen Schlagabtausch reden. Freiburg drückte, Kaiserslautern konterte - befreite sich somit aber auch immer wieder gekonnt vom Druck des Bundesligisten. Nach einer Ecke war es dann aber doch passiert: Der FCK konnte den Ball nicht perfekt klären, die Kugel kam in der Mitte zum freistehenden Sallai - das 1:1 (83.). Nun standen die Zeichen auf Verlängerung - und die Partie wurde hitziger. Nach einer kurzen Rudelbildung legten die Akteure den Fokus aber wieder auf das Sportliche. Mit Lex-Tyger Lobinger (für Boyd) brachte Schuster einen frischen Angreifer. Der sorgte zunächst mit einem sehr robusten Zweikampf nur für den nächsten Rudelbildung. Es blieben beiden Teams zunächst fünf Minuten Nachspielzeit, um doch für eine Entscheidung zu sorgen. Es gelang aber keiner Mannschaft mehr, wirklich für Gefahr zu sorgen.
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Es ging also in die Verlängerung. Und beide Teams scheuten zunächst das Risiko. Freiburg war bemüht, die Zügel in der Hand zu halten, Kaiserslautern lauerte auf Konter. Ein solcher mündete zumindest in einer Ecke, die Kevin Kraus dann per Kopf aber doch deutlich über das Tor setzte (97.). Anschließend hatte der FCK Glück, dass es nach einer missglückten Ballannahme von Ciftci keinen Handelfmeter für Freiburg gab (103.). Nach Wiederbeginn schlugen die Gäste dann aber doch zu. Ritsu Doan zirkelte einen Freistoß über die Mauer ins Netz (111.) - das 2:1, ein Wirkungstreffer von dem sich der FCK nicht mehr erholte. So blieb das Happy End nach einem spannenden und absolut offenen Pokal-Fight aus. Die Roten Teufel dürften dennoch erhobenen Hauptes aus dem Wettbewerb ausscheiden und weiteres Selbstvertrauen für die Liga gesammelt. Dort geht es kommenden Sonntag dann schon mit dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli weiter.
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Von Tommy Rhein