Die Stadt Kaiserslautern will dem Fußball-Zweitligist FCK die Pacht für die kommende Saison reduzieren. Dafür sollen die Bürger mehr Grundsteuern zahlen. Die Pläne von...
MAINZ. Die Stadt Kaiserslautern will dem Fußball-Zweitligist FCK die Pacht für die kommende Saison reduzieren. Dafür sollen die Bürger mehr Grundsteuern zahlen. Die Pläne von Oberbürgermeister Klaus Weichel (SPD) haben zu heftiger Kritik geführt. Wir sprachen darüber mit dem Geschäftsführer des Bundes der Steuerzahler Rheinland-Pfalz, René Quante.
Herr Quante, der Oberbürgermeister der Stadt Kaiserslautern will die Grundsteuer anheben, damit er dem 1. FC Kaiserslautern einen Teil der Pacht für das Stadion erlassen kann. Ihre Meinung?
Das ist schon unverschämt von der Politik. Aus Sicht des FCK kann ich es nachvollziehen, dass er weniger Pacht bezahlen will. Doch Profisport sollte prinzipiell nicht von den Steuerzahlern subventioniert werden müssen – weder direkt noch indirekt.
Angeblich droht die Insolvenz des Fussballclubs.
Wir reden hier von einer strittigen ligaabhängigen Pachtdifferenz von etwa 800.000 Euro in der zweiten Liga und 2,8 Millionen Euro in der dritten Liga. Ich kann nicht glauben, dass die FCK-Manager eher den Weg der Insolvenz gehen würden als die Summe im eigenen Budget einzusparen. Insofern sehe ich das als Verhandlungsstrategie.
Der Lauterer OB sagt wiederum, dass er bei Schwimmbädern oder der Kultur kürzen muss, sollte die Grundsteuer nicht erhöht werden. Ist das plausibel?
Von seiner Aussage, dass das alternativlos sei, ist Weichel mittlerweile abgerückt. Hier wünsche ich mir mehr Ehrlichkeit von der Politik und weniger Panikmache.
Vom Land jedenfalls gibt es kein Geld mehr. Das hat der Innenminister ziemlich deutlich gesagt.
Und das ist auch vollkommen richtig! Es gibt bestehende Verträge und das Land hat dabei seine Schuldigkeit getan.
Wenn der Verein pleite geht und der Stadt das ganze Konstrukt um die Ohren fliegt – mit welchen Szenarien müssen wir rechnen?
Wenn der FCK infolge einer Insolvenz dauerhaft als Pächter ausfallen würde, müsste die Stadiongesellschaft wohl ebenfalls Insolvenz anmelden. Wobei diese aber nichts anderes als eine Briefkastenfirma der Stadt ist, um die Schulden aus dem FCK-Geschäft auszulagern. Wenn die Stadt ihre Bürgschaft einlösen müsste, würde sie nichts anderes als ihre eigenen Schulden und Zinsverpflichtungen übernehmen. Bei einem städtischen Schuldenberg von aktuell rund einer Milliarde Euro würde das – traurigerweise – schon gar nicht mehr groß auffallen.
Der Stadt Kaiserslautern entstünde kein Schaden?
Was es geben würde, wäre ein Pachtausfall. Im allerschlimmsten Fall müsste das leerstehende Stadion abgerissen und das Gelände einer alternativen Nutzung zugeführt werden, zum Beispiel für Wohnungen. Was mittel- bis langfristig sogar wirtschaftlicher für die Stadt sein könnte als einen Drittligisten in einem WM-Stadion auszuhalten. Selbst die von der SPD Kaiserslautern ins Feld geführten drohenden Rückzahlungen von Fördergeldern in Höhe von 25 Millionen Euro haben sich nach unserer Nachfrage bei der Landesbehörde ADD als reine Spekulation erwiesen.
Das klingt fast schon, als würden Sie sich die Insolvenz des Traditionsclubs wünschen.
Nein, keineswegs. Das liegt ganz in den Händen der Roten Teufel. Zumal es sehr bedauerlich wegen des Steuergeldes wäre, das in das Stadion investiert wurde. Aber das verausgabte Geld lässt sich hier ebenso wenig zurückholen wie beim Nürburgring. Insofern gilt es kühl die Alternativen abzuwägen, anstatt dem verlorenen Steuergeld ohne Konzept neues Steuergeld hinterherzuwerfen. Alle bisherigen „Lösungen“ haben sich in nur wenigen Jahren als Makulatur erwiesen.
Das Modell geht selbst dann nicht auf, wenn der Verein die ursprünglich vereinbarte Pacht von 3,2 Millionen Euro zahlen würde. Gehört das nicht zur Ehrlichkeit dazu?
Ja, das ist korrekt. Die städtische Stadiongesellschaft hatte seinerzeit einen Kredit von 65 Millionen Euro aufgenommen, um unter anderem das Fritz-Walter-Stadion vom FCK zu kaufen. Alleine für die Zinsen müssen pro Jahr rund drei Millionen Euro hingelegt werden. Für die Tilgung des bis 2036 laufenden Kredits wurde eine Rücklage angelegt. Doch diese summiert sich nur auf etwa 18 Millionen Euro. Wenn die Tilgungsrücklage bis 2036 so groß sein soll, dass die Stadiongesellschaft den ganzen Kredit abbezahlen kann, müssten die Roten Teufel bereits ab 2018 mindestens 5,8 Millionen Euro an Jahrespacht zahlen. Doch das ist wohl illusorisch.
Dann ist das ganze Konstrukt nur ein Luftschloss?
Natürlich, die Stadt hat ihre Sportwette auf die Roten Teufel längst verloren. Wenn wir über den potentiellen Schaden für die Steuerzahler reden, sprechen wir weniger über Verkehrssicherungsmaßnahmen für das Stadion oder einen Pachtausfall im sechsstelligen Bereich, sondern mehr über die Restsumme dieses Millionenkredits.
Hätte man die ganze Malaise verhindern können, indem man sich 2006 gegen den WM-Standort Kaiserlautern entschieden hätte?
Der Blick in die Vergangenheit hilft nicht weiter. An dem drohenden Abstieg in die dritte Liga sind weder die WM 2006, das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Kaiserslautern noch ihre Bürger schuld. Für ihre fußballerischen Leistungen sind die Roten Teufel immer noch selbst verantwortlich. Sie müssen auch das Problem lösen.
Von Markus Lachmann