Der Eintracht fehlt hinter Routinier Kevin Trapp eine erfahrene Nummer zwei. Dennoch sehen sich die Frankfurter im Tor gut aufgestellt.
FRANKFURT. Risiko oder Mut. Weitblick oder Leichtsinn. Oder von allem etwas? Die Frankfurter Eintracht geht in die Saison mit drei Wettbewerben mit drei Torhütern, davon haben zwei kaum oder gar keine Bundesligaerfahrung. Nationalspieler Kevin Trapp (31) ist die „Nummer eins“, das ist klar und für den Trainer sicher beruhigend. Dahinter streiten sich die Neuzugänge Jens Grahl (32) und Diant Ramaj (19) um den Platz auf der Bank respektive Tribüne. Der eine, Grahl, hat sein letztes von zwölf Bundesligaspielen 2016 für Hoffenheim bestritten. Der andere, Ramaj, hat vor seiner Eintracht-Zeit noch nie ein Pflichtspiel im Erwachsenenbereich hinter sich gebracht. Bei der Eintracht glauben sie dennoch, mit diesem Trio aus einem Klassemann, einem Routinier und einem Talent gut aufgestellt zu sein.
Der Vorname des Neuen aus Heidenheim klingt vielversprechend. Dass Diant Ramaj ein ungeschliffener Diamant ist, gilt in Frankfurt als ausgemachte Sache. Torwarttrainer Jan Zimmermann hat sich für ihn stark gemacht und will seinen Schützling nun kontinuierlich entwickeln. „Jan hat mich lange beobachtet“, berichtet Ramaj, „seine Philosophie und sein Weg haben mir richtig imponiert“. Darum sei er zur Eintracht gewechselt, wohl wissend, dass er unter normalen Umständen noch ein paar Jahre warten muss, will er Trapp tatsächlich irgendwann ablösen. Dabei hilft ihm seine professionelle Einstellung. „Ich weiß, dass es hier keine zweite Mannschaft gibt“, sagt er, „ich muss und kann mich bei der hohen Trainingsqualität weiterentwickeln“. Und dabei von Kevin Trapp lernen. „Da kann ich viel mitnehmen“, sagt er.
Ramaj war in der Jugend lange Feldspieler
Zu den Stärken des jungen Keepers gehören nach eigener Einschätzung „das Selbstvertrauen und das Spiel mit dem Ball“. Sein Vorbild ist ausgerechnet Trapps Nationalmannschaftskonkurrent Andre ter Stegen. „Ich bin fußballerisch ganz begabt“, schätzt er sich selbst ein, im modernen Fußball sei es wichtig, „immer anspielbar“ zu sein. Das hört sich fast nach einem Feldspieler an. Bis in die U12 hat der Sohn einer deutschen Mutter und eines kosovarischen Vaters auch im Feld gekickt. Jetzt hat er sich fest vorgenommen, seine Chancen zu nutzen. „Ich werde immer Vollgas geben“, kündigt er an. Die größte interne Gefahr, das hat er schnell gelernt, gehe übrigens von Filip Kostic aus. „Filip hat den härtesten Schuss, da muss man schon stabil stehen“, sagt er.
Neuzugang Borré ist schon angereist
Ab nächste Woche kommen weitere Schützen dazu, die Schweizer EM-Spieler Djibril Sow und Steven Zuber und vor allem Neuzugang Rafael Santos Borré (25). Der kolumbianische Nationalspieler, der bis vor zwei Wochen noch bei der Copa America gespielt hat, ist vorzeitig angereist. In Begleitung von Betreuer Christoph Preuss sucht er derzeit eine Wohnung, wird am Montag die obligatorischen Medizintests durchführen und danach die Kollegen kennenlernen. In Quarantäne muss er nicht, weil er schon an Corona erkrankt war. Den Medien wird der Neue von River Plate Buenos Aires (Vertrag bis 2025) schon am Freitag vorgestellt.
Borrés zukünftige Mannschaftskameraden hatten am und beim Training am Donnerstag viel Spaß, Ausnahmen waren die Torhüter. Zunächst wurde das allseits beliebte „Eckchen“ gespielt, Trainer Oliver Glasner mittendrin. Es wurden ein paar Kombinationen mit anschließendem Abschluss geübt und zum Schluss durften alle in einem Wettspiel von zwei Mannschaften nach Herzenslust aufs Tor ballern. Nicht dabei waren zur Schonung Daichi Kamada und Fabio Blanco. Zurückgekehrt sind Erik Durm nach Vaterschaftsurlaub und Sebastian Rode nach Knieblessur. Gefehlt hat weiterhin Almamy Touré, der seit Trainingsstart am 1.Juli mit einer Sehnenverletzung ausfällt. Eine genaue Diagnose inklusive Ausfallzeit wurde noch immer nicht kommuniziert. „Ich kann nur sagen, dass er beim Saisonstart nicht dabei sein wird“, blieb auch der Trainer im Ungewissen.
Von Peppi Schmitt