Beim 3:3 gegen den SC Freiburg schoss Eintracht Frankfurt 35 mal aufs Tor. Dass das nicht reichte, ärgerte Stefan Ilsanker. Wo ausgerechnet er an zwei Gegentoren beteiligt war...
FRANKFURT. Das 3:3 (1:1) gegen den SC Freiburg, das dritte Heimspiel in Folge ohne Sieg, war ein Alarmzeichen für die Frankfurter Eintracht. Es war aber auch ein Ausrufezeichen, hat es doch gezeigt, dass die Mannschaft in Takt ist und weiter ihrem Trainer folgt. Es brachte die Bestätigung, dass die Frankfurter schon viel tiefer im Sumpf des Abstiegskampfes stecken, als sie selbst sich das hätten vorstellen können. Das sechste Spiel in Folge ohne Sieg hat deutlich gemacht, wie nah die Frankfurter am Abgrund stehen. Der Punktgewinn nach einem 1:3-Rückstand hat aber auch gezeigt, was immer noch in dieser Mannschaft steckt. Der Wunsch nach einem Befreiungsschlag wurde nicht erfüllt.
Aber ein paar Fragen konnten immerhin positiv beantwortet werden. Die Wichtigste: Trainer Adi Hütter erreicht die Mannschaft, seine Aufstellung, seine Taktik, die Einstellung der Spieler, all das war gegen Freiburg top. Und seine Beurteilung des Spiels auch. „Die klar bessere Mannschaft geht nicht als Sieger vom Platz“, sagte er, „die Mannschaft lebt.“
Das tut sie zweifellos. Die Frankfurter Spieler sind gerannt wie schon lange nicht mehr, sie haben gekämpft, haben jeden Zweikampf angenommen, waren leidenschaftlich und mutig, in vielen Phasen wurde sogar richtig gut Fußball gespielt. Die Eintracht hat viel offensiver gespielt als zuletzt, die Aufstellung mit Daichi Kamada als offensivem Mittelfeldspieler hinter zwei Spitzen Bas Dost und André Silva hatte sich gelohnt. 35 Torschüsse, sechzehn aufs Tor, mindestens zehn klare Torchancen waren dafür ein deutliches Zeichen. „Die zwei Spitzen mit Daichi dahinter haben es sehr gut gemacht, auch wenn ich mir von André und Daichi, ein, zwei Tore gewünscht hätte, auch Bas hatte zwei Chancen“, lobte der Trainer zu Recht. Obwohl die Frankfurter drei Tore erzielt haben, lag das größte Problem in der Effektivität. Egal ob Kamada oder Rode oder Dost und Silva, sie konnten sich immer wieder gegen den überragenden Freiburger Torwart Alexander Schwolow nicht durchsetzen.
„Ich bin gar nicht zufrieden mit dem Ergebnis“, sagte Abwehrspieler Stefan Ilsanker, der nach der fünften gelben Karte fürs nächste Spiel gesperrt ist, „wir hatten sieben, acht 100-prozentige Chancen, die unsere Stürmer mit dieser Qualität verwerten müssen.“ Die Kritik an den angreifenden Kollegen war durchaus berechtigt und dennoch war sie unangebracht. Denn es war Ilsanker, der an zwei der drei Gegentoren direkt beteiligt gewesen war. Beim ersten durch Vincenzo Grifo und beim zweiten durch Nils Petersen, hatte er keine gute Figur gemacht. Ilsankers Aussage als bewusste Kollegenschelte auszulegen, würde allerdings zu weit führen. Denn er hat auch gesagt: „Die Mannschaft hat Moral und Herz gezeigt, deshalb wollte ich auch hierherkommen“. Dass die Frankfurter nach den Tiefschlägen zum 1:2 und 1:3 noch einmal zurückgekommen sind, war in dieser Phase ein kleines Wunder und gibt ein bisschen Hoffnung für die letzten sieben Saisonspiele. „Wir kriegen einfach zu viele Gegentreffer“, legte Timothy Chandler, der mit seinem ersten Ballkontakt nach seiner Einwechslung das 3:3 erzielt hatte, den Finger in die zweite große Wunde. Die zutreffenden Analysen über leichtfertige Gegentore und ebenso leichtfertig vergebene Chancen machen deutlich: Vieles hat bei der Eintracht gegen Freiburg wieder gestimmt, vieles aber auch nicht.
Hinteregger gibt den Stürmer
Irgendwie passt irgendwo immer irgendetwas nicht zusammen. Ein gutes Beispiel ist dafür Martin Hinteregger. Der Abwehrrecke ist kämpferisch wie immer vorangegangen. Aber als nach dem 1:2 zwanzig Minuten vor Schluss ein kühler Kopf gefordert gewesen wäre, verlor ausgerechnet Hinteregger den Kopf, rannte voller Adrenalin nach vorne und öffnete damit den Raum, den die Freiburger zum 1:3 nutzten. Danach war Hinteregger gar nicht mehr einzufangen. Er spielte eine Art dritter oder vierter Stürmer, war fast nur noch vorne und durch seine unbändige Wucht an der nun nicht mehr erwarteten Wende auch beteiligt. „Bleib hinten Hinti“, hatte der bedauernswerte Torwart Kevin Trapp geschrieen und war auf taube Ohren gestoßen. Die Eintracht und ihr Abwehrass spielten volles Risiko und wurden wenigsten zum Teil dafür belohnt. Ein Teilerfolg, der sich dennoch wie eine Niederlage anführte. „Die Moral stimmt zu 100 Prozent, jeder hat seinen Beitrag geleistet“, zog Trainer Hütter sein Fazit, „es ist ein wichtiger Punkt, aber über 90 Minuten gesehen aber haben wir zwei Punkte verloren.“
Nun folgen am Samstag und Mittwoch zwei Auswärtsspiele in Wolfsburg und in Bremen. Da könnte die Zweite Liga wieder ein Stückchen näher rücken. Dafür spricht die notorische Auswärtsschwäche der Eintracht. Dagegen die spielerische Qualität, die die Mannschaft gegen Freiburg endlich mal wieder gezeigt hat.
Von Peppi Schmitt