Anthony Ujah schießt mit zwei Toren die Mainzer zum Sieg gegen die Frankfurter Eintracht. Die Derby-Niederlage gegen Mainz 05 trifft die Hessen fast so sehr wie das Chelsea-Aus.
FRANKFURT. Sechseinhalb Jahre haben sie auf diesen Moment warten müssen. Und in der Zwischenzeit waren die meisten Besuche im Frankfurter Stadtwald eher ungemütlich. Am Sonntagabend war das ganz anders. Da schaffte der Fußball-Bundesligist Mainz 05 etwas, was zum Beispiel dem FC Chelsea in der regulären Spielzeit nicht gelungen ist. Das aufmerksame und engagierte Team von Sandro Schwarz setzte sich gegen die müden Frankfurter Europapokalhelden mit 2:0 (0:0) durch.
Für diesen zweiten Mainzer Derbysieg in Frankfurt überhaupt (der bisher einzige gelang im November 2012) zeichnete ein Spieler verantwortlich, der ausgerechnet an diesem Tag seine Torflaute beendete. Anthony Ujah hieß der Mainzer Derby-Held mit seinem Doppelpack (53./57.).
Lange Torpause hinter sich gelassen
„Es war einfach sehr wichtig, dass wir hier gewinnen, weil wir in der vergangenen Saison hier zweimal unglaublich schlecht gespielt haben“, sagte Matchwinner Ujah, „und ich bin natürlich sehr, sehr glücklich, dass ich heute wieder getroffen und zu diesem besonderen Erfolg beigetragen habe.“ Denn dieser Sieg, ergänzte 05-Keeper Florian Müller, sei vor allem auch eine „Belohnung für die Fans“ gewesen. Die hatten auf den vergangenen sieben Auswärtsfahrten lediglich Mainzer Niederlagen erlebt. „Umso schöner ist es natürlich, dass wir gerade hier diese böse Serie beenden“, sagte Jean-Philippe Gbamin.
Alles in allem, fand 05-Coach Sandro Schwarz, „war es eine sehr gute, blitzsaubere Auswärtsleistung. Für uns war das aus verschiedenen Gesichtspunkten wichtig: Es war das Derby und endlich auch mal ein Erfolg gegen eine Topmannschaft, nachdem wir zuletzt so oft so nah dran waren. Dass wir aber dran geblieben sind und jetzt nichts wegschenken, ist auch ein wichtiger Entwicklungsschritt.“
Apropos Warten. Auch in diesem Spiel hatten sich die Mainzer lange in Geduld üben müssen, bis sie zum ersten Mal die richtige Lücke und die richtige Lösung fanden. Fast eine Stunde. Und doch waren die 53 Minuten im Vergleich zu Anthony Ujahs Wartezeit ja nur ein Wimpernschlag. Seit September hatte der Nigerianer nicht mehr für die 05er getroffen. Am dritten Spieltag gegen den FC Augsburg. Eine halbe Ewigkeit. Bis zu dieser ultimativen Erlösung. Ujahs Urknall: Jean-Philippe Mateta vernaschte die Eintracht-Verteidiger Abraham und Hinteregger, legte den Ball rüber, Ujah hatte gar keine Zeit zum Überlegen, sondern nahm die Kugel, wie sie kam – volley, drin, 0:1. Und mit dieser Aktion zogen die Mainzer den Hausherren in der mit 51.500 Zuschauern ausverkauften Arena den Stecker.
Sichtbare Müdigkeit bei der Eintracht
Die Müdigkeit übermannte nun die Hessen, die Beine wurden noch schwerer – vier Minuten später tankte sich Jean-Philippe Gbamin fast schon ohne Gegenwehr bis in den Strafraum durch und fand: genau, Ujah. Diesmal hat der Angreifer den Platz und die Zeit den Ball anzunehmen und aus der Drehung ins lange Eck abzuschließen (57.). Jubel bei den Mainzern, Frust bei den Frankfurtern. Die Traube um Doppelpacker Ujah bekam ein Dutzend Bierduschen ab. Die ließen sich im Gefühl des nun nahenden Derbysieges verkraften. In der Folge verpassten es die Nullfünfer, den Vorsprung zu erhöhen. Gleichwohl fehlten den Frankfurtern die Spritzigkeit, Geschmeidigkeit und die Geschwindigkeit, noch mal zu reagieren. „Wir sind sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie wir hier aufgetreten sind“, sagte Sandro Schwarz.
Die Aufgabe war durchaus komplex, beschrieb Gbamin. Der anfangs muntere Kick entwickelte sich, nachdem der von den Eintracht-Fans mit Rauchbomben verursachte Nebel verflogen war, zum Geduldsspiel mit Längen. Und die Mainzer mussten sich vorwerfen lassen, dass sie die Frankfurter nicht noch mehr beschäftigten. Immer dann, wenn die 05er das Spiel breit machten, wenn sie schnell und klar handelten, taten sich Lücken auf. Räume, groß genug, um einen Lastwagen rückwärts einzuparken. Räume, die die 05er kaum nutzten, weil sie zu kompliziert dachten. Der finale Ball zum besser positionierten Mitspieler kam lange nicht an. Bis eben zur 53. Minute. Dann landete er bei Anthony Ujah.