Einem Rückstand gegen Regionalligist Havelse musste Mainz 05 in der ersten Runde des DFB-Pokals hinterherlaufen. Doch in der zweiten Hälfte traf ein 05-Stürmer gleich dreifach.
MAINZ. Es ist und bleibt eine schwierige Beziehung: Mainz 05 und der DFB-Pokal. Auch wenn an diesem Freitagabend im Erstrundenmatch gegen den Fußball-Regionalligisten TSV Havelse am Ende noch mal alles gut gegangen ist, braucht man offensichtlich noch ein bisschen, um sich aneinander zu gewöhnen. Dieses Mal wendete der rheinhessische Bundesligist in der Schlussviertelstunde eine weitere Blamage ab, löste mit allergrößter Mühe und einem 5:1 (0:1) das Ticket für die zweite Runde (22./23. Dezember, Auslosung am 18. Oktober).
Drei Offensivspieler treffen für Mainz
Es trafen drei Offensivkräfte: Jean-Philippe Mateta markierte drei Tore, Adam Szalai und Robin Quaison waren einmal erfolgreich. Die Antwort auf die spannendste Frage des 05-Spätsommers war offiziell gerade mal etwas mehr als eine Stunde alt (Robin Zentner startet als Nummer eins in die neue Saison), da übernahm alsbald ein anderer Torhüter eine der Hauptrollen an diesem Freitagabend: Norman Quindt, 23 Jahre alt, Marktwert: 50.000 Euro, tobte sich im Gehäuse des Regionalligisten aus. Und zwar so gut, dass die Havelser nach 45 Minuten von der großen Pokalsensation träumen durften.
Quindt hielt seinen Kasten im ersten Durchgang gänzlich sauber, weil er auch die beiden besten Gelegenheiten (Burkardt/Boetius) kurz vor dem Pausenpfiff parierte. Kopfschütteln hingegen bei seinem Gegenüber. Robin Zentner bekam im ersten Abschnitt genau einen Schuss aufs Tor – und der war drin. Weil die unaufmerksamen Mainzer sich auf ihrer rechten Seite übertölpeln ließen, kurz stehen blieben, weil sie eine Abseitsentscheidung vermuteten (die keine war). Kevin Schumacher konnte unbedrängt von der linken Seite flanken (Ridle Baku kam zu spät), Noah Plume von der Strafraumgrenze unbedrängt abziehen – sein scharfer Schuss schlug unhaltbar im linken Eck ein.
Nach 17 Minuten führte der Underdog aus Havelse
Nach 17 Minuten führte hier der Underdog und alle guten Ansätze und Vorsätze der durchaus schwungvolle gestarteten Rheinhessen waren wie verpufft. In der Folge irrten die Mainzer Bundesliga-Fußballer planlos über den Platz. Wirkten wie paralysiert, während den anfangs etwas übermotivierten Havelser (zwei Gelbe Karten in den ersten zwei Minuten) nun Flügel wuchsen.
So hatten sich die Mainzer Fans unter den 1000 Zuschauern in der Opel Arena ihr Comeback nicht vorgestellt. Die Pfiffe der ersten Enttäuschung waren gerade verhallt, die führenden Niedersachsen bereits auf dem Weg in die Kabine, da versammelte Moussa Niakhaté seine Kollegen noch auf dem Rasen zur Manöverkritik. Nach dieser Dreiviertelstunde herrschte Redebedarf. Klare Worte, klare Gesten: So geht‘s nicht weiter. So wird dieser Pokalabend mit einer weiteren Blamage enden.
Trotz Redebedarf unverändert in die zweite Halbzeit
Und sie kamen aus den Katakomben – überraschenderweise unverändert. Und sie konnten sich bei ihrem Schlussmann Robin Zentner bedanken, dass er sich zweimal richtig lang machte und die 05er mit seinen Glanztaten vor größerem Schaden bewahrte (48./51.). Auf der anderen Seite entwickelte sich ein Privatduell zwischen dem fliegenden Quindt und dem im ersten Durchgang komplett unsichtbaren Jean-Philippe Mateta. Drei Mal hieß der Sieger Quindt (51./59./68.), einmal aber ließ der 05-Angreifer den Narrhallamarsch ertönen und löste alle Blockaden. Jean-Paul Boetius hatte Mateta mit einem langen Ball in die Tiefe auf die Reise geschickt, der Franzose sich im Laufduell mit dem Havelser Haudegen Niklas Tasky durchgesetzt – 1:1 (57.).
Befreite 05er drängten nun in die Einbahnstraße Richtung Quindts Kasten. Sie wollten nun für klare Verhältnisse sorgen, die Entscheidung erzwingen. 05-Coach Achim Beierlorzer brachte den dynamischen Paul Nebel für den wieder einmal enttäuschenden Levin Öztunali, dazu Adam Szalai als zweiten Angreifer (für den Gewinner der Vorbereitung, Abass Issah).
Regionalligist kämpft tapfer gegen die Pleite
Die aufopferungsvoll kämpfenden Havelser schmissen sich mit allem, was sie hatten, dazwischen, machten den Mainzern damit nach wie vor das Leben schwer. Der nimmermüde Nebel suchte die Lücken im Defensivdickicht – Adam Szalai fand sie nach einer Freistoßflanke von Daniel Brosinski (77.). Eine Minute später überwand Mateta Quindt zum zweiten Mal.
Fünf Minuten vor Schluss nickte der gerade eingewechselte Robin Quaison den Ball zum 4:1 ein, mit dem Schlusspfiff traf noch mal Mateta. Vom Ergebnis her war die Pleite plötzlich ziemlich weit weg. Und es war trotzdemlange Zeit kein Vergnügen.