Die Zuschauerzahl bei Mainz 05? Wichtig ist nicht, wer nicht gekommen ist. Wichtig ist, wer da ist. Und was diese Fans auf die Beine stellen. Das unterstreicht Mara Pfeiffer in...
MAINZ. Wissen Sie, was ein Hashtag ist? Dieses ursprünglich als Raute bekannte Zeichen spielt eine wichtige Rolle in sozialen Netzwerken. Wer dort zum Beispiel etwas zu Mainz 05 schreibt, kann mit #Mainz05 dafür sorgen, dass die Beiträge in einer Suche besser auffindbar sind. Beim Spiel der 05er gegen Stuttgart waren die Beitrage auf Twitter unter #m05vfb zu finden. Hashtags zu Spielbegegnungen sind standardisiert, Heimteam vorne, Auswärtsverein hinten, mit je drei Buchstaben. Grundsätzlich sind bei dem Thema der eigenen Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Im Prinzip gilt natürlich, je kürzer und einprägsamer, umso besser, aber es spricht auch nichts dagegen, es mal richtig krachen zu lassen. Ich habe beschlossen, diese Saison bei Heimspielen der Mainzer mindestens einmal den Hashtag #dieZuschauerzahlwirdpräsentiertvonistmirbumsegalwievieleLeutedasindwernichtkommtistselbstschuld zu benutzen. Man könnte den auch als #dZwpvimbwvLdswnkiss abkürzen, vielleicht lasse ich meine Follower auf Twitter darüber abstimmen. Fest steht, ich werde den Hashtag benutzen, wenn aus den Stadionlautsprechern die Zuschauerzahl klingt. Mich währenddessen mit dem Handy zu beschäftigen, ist der erste Schritt auf dem Weg dahin, die Zahl vollständig zu ignorieren. Denn ich finde, darüber, wie viele Leute ins Stadion kommen, haben wir genug geredet.
Was für eine unfassbar geile Choreografie
Klar, der Verein hat da eine Aufgabe vor der Brust, die er aktuell auch mit allerhand kreativen Aktionen angeht. Aber darüber hinaus ist das Thema einfach durch. Wir reden dabei nämlich am Ende über die völlig falschen Leute. So ähnlich wie Gastgeber, die auf ihren eigenen Partys bei den Anwesenden immer nur jammern, wer alles nicht gekommen ist. Möp. Viel passender wäre es, nach dem Saisonauftakt beispielsweise über den Q-Block zu reden und die unfassbar geile Choreografie, die von den Jungs und Mädels auf die Beine gestellt wurde.
Wussten Sie, dass die Nummer 14.569 Euro gekostet hat? Deswegen ist die aktive Szene auch mit Spendeneimern durchs Stadion gelaufen, die hoffentlich von allen Seiten ordentlich gefüllt wurden. Wer es bislang nicht geschafft hat, kann seinen Beitrag auch nachträglich überweisen (Infos hier). Statt also in Zukunft die Leute zu beklagen, die nicht auftauchen, lieber öfter mal den Blick auf jene richten, die nicht nur da sind, sondern sich auch immer wieder neue Sachen einfallen lassen.
Der Blick auf die Neuzugänge
Über die falschen Leute wird ein Stück weit auch in Sachen Transfers geredet. Klar, Spieler, die den Verein verlassen, sind uns teuer und vertraut, aber Tatsache ist doch auch, in den meisten Fällen gehen Spieler, weil das ihr ausdrücklicher Wunsch ist. Wenn ich in den Kommentaren zum Abgang von Pablo de Blasis die Empörung einiger Leute lese, wie man den Mann gehen lassen könne, schüttelt sich mein Kopf fast von selbst. Verstehen Sie mich nicht falsch, mir ist der Kampfkobold auch ans Herz gewachsen in seiner Mainzer Zeit, aber viel deutlicher kann ein Spieler den unbedingten Wechselwunsch doch nicht äußern. Und das ist völlig okay, sei es, weil der Mann am Ende seiner Karriere noch eine andere Liga kennenlernen möchte oder weil seine Familie in ein Land will, in dem sie die Sprache versteht – Pablo wollte sehr eindeutig weg und der Verein hat seinen Wunsch respektiert. Guter Move von beiden Seiten, überhaupt kein Grund, sich tagelang damit aufzuhalten.
Aufhalten oder vielmehr beschäftigen könnte man sich hingegen mit der Wagenladung Jungs, die Rouven Schröder in frisch nach Mainz gelockt hat. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir schlackern da ein wenig die Ohren. Klar, Mainz ist eine schöne Stadt und der FSV der beste Verein, aber man darf lobend feststellen, der Sportchef kann das offenbar auch glaubhaft vermitteln. Insofern geht der Blick ab hier nach vorn: In eine neue Saison, voller Chancen und Zaubermomente, von denen wir heute noch nichts ahnen, die aber ganz sicher auf uns warten.
Mara Pfeiffer ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem des Mainz-05-Krimis "Im Schatten der Arena". Homepage: www.marapfeiffer.de Mara Pfeiffer bei Twitter: Wortpiratin
Von Mara Pfeiffer