Des einen Freud, des anderen Leid: Die Diskussion um Anstoßzeiten in der Fußball-Bundesliga ist laut Wortpiratin Mara Pfeiffer längst eine geworden, die von Emotionen und...
MAINZ. Wer am Abend des 5. September die Homepage des FC Bayern aufrief, hatte sich aus Mainzer Sicht vermutlich zunächst Mal im Internet verlaufen. Zu lesen war dort dann zu der aktuellen Terminierung der Spieltage 7-14 das Folgende: „Dies bescherte dem amtierenden Deutschen Meister zwei Samstagabendspiele um 18:30 Uhr. Die übrigen Bundesliga-Partien bis Anfang Dezember wird der FC Bayern allesamt am Samstagnachmittag um 15:30 Uhr austragen.“
Parallel dazu veröffentlichte natürlich auch Mainz 05 die Ansetzung der DFL für die Spiele bis Anfang Dezember. Die las sich allerdings deutlich, nun, abwechslungsreicher… Viermal treten Sandro Schwarz und seine Jungs zur klassischen Anstoßzeit samstags um 15.30 Uhr an, dazu kommt eine Partie am Freitagabend und insgesamt dreimal sind die 05er sonntags gefordert, davon zweimal im undankbaren Spätspiel.
Jetzt ist die Diskussion um Anstoßzeiten längst eine geworden, die von Emotionen und einer guten Portion Populismus geprägt ist und das tut ihr sicher nicht gut. Und natürlich gibt es bei genauer Betrachtung der Spielpläne im europäischen Wettbewerb gute Gründe dafür, warum Mannschaften, die in der Europa oder Champions League vertreten sind, an einigen Spieltagen bevorzugt Samstagspartien zugeteilt bekommen. Das stellt sicher niemand in Frage.
Eberl versteht Unmut der Fans
Ich möchte auch nicht verantwortlich dafür sein, den Spielplan zu erstellen, dabei möglichst noch auf gewisse terminliche Gegebenheiten vor Ort zu achten – am Ende wird so ein Plan es sicher niemals allen Recht machen können. Aber nach zwei Sonntagsspielen in der ersten Terminierungsrunde (Heimauftakt gegen Stuttgart und Auswärtsspiel gegen Leverkusen) nun direkt wieder drei Sonntag zugeteilt zu bekommen, fühlt sich schon happig an.
Das trifft insbesondere die Auswärtsfahrer der eigenen wie auch gegnerischen Mannschaft. In den heimischen vier Wänden mag es keinen Unterschied machen, ob man den Fernseher am Samstag oder Sonntag für zwei Stunden anwirft, wer aber zum Spiel seiner Bremer in Mainz an einem Sonntag um 18 Uhr anreisen will, wird das nicht tun können, ohne sich den darauffolgenden Montag freizunehmen. Überhaupt hat Werder mit zwei Freitagspartien, zwei Spielen am Samstag um 15.30 Uhr sowie einem um 18.30 Uhr und drei Begegnungen sonntags ein noch stärker zerstückeltes Programm und mit Auswärtsfahrten nach Mainz und Freiburg zu den Sonntagsbegegnungen harte Terminbrocken vor der Brust.
Während Borussia Dortmund sich an den besagten acht Terminen wie der FC Bayern darüber freuen kann, ausschließlich samstags anzutreten, spielt die Gladbacher Borussia nur zweimal samstags und das auswärts, dazu einmal freitags und fünfmal an einem Sonntag. Für die Fans bedeutet das, gegen Schalke spielen sie dieses Wochenende zum letzten Mal bis Dezember an einem Samstag vor heimischem Publikum. Auf der Vereinshomepage wird Sportdirektor Max Eberl mit Verständnis für beide Seiten zitiert: den Unmut der Fans sowie die Ansetzung der Spiele, um die deutschen Teams im europäischen Wettbewerb zu stärken.
Fußballromantik versus harte Realität
Wer das Abschneiden der deutschen Vereine auf europäischer Ebene in der letzten Saison vor Augen hat, der wünscht sich natürlich optimale Bedingungen für die Teams, um künftig wieder erfolgreicher aufzutreten. Klar ist aber auch, diese Partien finden nicht jede Woche statt und gerade an Wochenenden, die nicht von Begegnungen in Europa eingerahmt sind, wäre eine besondere Berücksichtigung der Vereine für Samstagsansetzungen wünschenswert, die sonst aus den benannten Gründen eben am Sonntag landen.
Man kann da natürlich immer abwinken und von Fußballromantik einerseits und der harten Realität der Geschäftswelt Fußball andererseits sprechen, aber einen Sport, der so sehr von den Fans mitgetragen wird, immer nur an ihnen vorbei zu planen, ist unfair und es bleibt nicht ohne Konsequenzen. Noch sind die Termine nicht für die ganze Saison vergeben, aber wenn die Tendenz sich wie in der vergangenen Saison fortsetzt, wäre wünschenswert, dass auch die betroffenen Vereine sich zu Wort melden, so wie Mainz das bereits in der vergangenen Saison bezüglich der Montagsansetzung für das Heimspiel gegen Freiburg getan hat.
Mara Pfeiffer ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn). Aktuell erschienen: "Im Schatten der Arena - der Mainz-05-Krimi". Homepage: www.marapfeiffer.de Mara Pfeiffer bei Twitter: Wortpiratin
Von Mara Pfeiffer