Seit einigen Tagen kursiert auf Twitter der Hashtag "Traumbundesliga" - 18 Vereinen, die man gern in der ersten Liga sehen würde. Mainz 05 taucht da selten auf, und das ärgert...
MAINZ. Das Internet ist, neben vielen anderen Dingen, ein Ort für lustige Spielchen. Eines davon hat in diesen Tagen der Fußballpodcast drei90 angestoßen und es ist der Grund dafür, wieso diese Kolumne nicht schon vor Stunden fertiggestellt war. Denn statt sie in aller Ruhe zu schreiben, habe ich mich ein wenig gegrämt und in der Folge auf Twitter Diskussionen über Sympathie, Bedeutung und Wertschätzung geführt. Aber der Reihe nach. Das Spielchen, welches im Medium mit dem berühmten blauen Vogel gerade viele Menschen mit Fußballaffinität bestens beschäftigt hält, ist die Traumbundesliga. Sinn und Zweck, wenn man es denn so nennen mag, ist die Zusammenstellung von 18 Vereinen, die man gern in der ersten Liga sehen würde, so man sich deren Besetzung aussuchen könnte. Dabei passieren gar seltsame Dinge. In den Traumszenarien der Twittergemeinde tauchen nämlich zig Vereine auf, die das Oberhaus schon länger nur im Fernsehen gesehen haben.
Clubs wie 1860 München, der 1. FC Kaiserslautern oder Hansa Rostock zum Beispiel, was dann – das kommt jetzt nicht wirklich überraschend – gern mit deren Tradition begründet wird. Oft werden auch Waldhof, Karlsruhe oder Bochum genannt und generell wirkt vieles an diesen Fußballträumen sehr zeitreisig und nostalgisch, riecht sozusagen nach den Neunzigern. Mainz taucht in den wenigstens Zusammenstellungen auf, auch Augsburg oder Freiburg sucht man in vielen Fällen vergeblich und so entbrennt manche Diskussion nach dem Warum.
Freiburg, Augsburg und Mainz in einem Boot
Klar, Fußball ist emotional und auch die Listen folgen keinen logischen Voraussetzungen. Für jeden Fußballfan gibt es andere Gründe, wieso der eine Verein dabei sein muss und der andere rausfällt. Das können persönliche Erlebnisse sein, prägende Partien oder die Erfahrungen mit den jeweiligen Fans. So ist auch zu erklären, warum der HSV in den meisten Listen auftaucht, obschon in den vergangenen Jahren gefühlt jeder Fan um deren Abstieg gebettelt hat.
Auch am Betzenberg haben viele Fußballliebhaber sicher bewegende Momente erlebt, wobei mich das trotzdem niemals dazu bringen würde, diesen Verein in meine persönliche Traumliga zu packen. Schwamm drüber. Grundsätzlich also könnte, ach was, sollte einem wohl komplett schnurz sein, ob der FSV nun in diesen Listen steht oder nicht. Doch ich merke, das Gegenteil ist der Fall. All diese Zusammenstellungen ohne Erwähnung der 05er zu sehen, hat mich zuerst verwundert, dann genervt und schließlich auch irgendwie verletzt.
Die daraus resultierenden Diskussionen sind natürlich noch viel sinnbefreiter, als es ausgangs die Listen mit den Vereinen waren. Zu beobachten ist allerdings eine rege Beteiligung der Fans aus Augsburg und Freiburg, die offenbar mit einem ähnlichen Stich zu kämpfen haben. Denn alles drei sind Vereine, die in den letzten zwanzig Jahren aus wenig unglaublich viel gemacht, sich immer weiterentwickelt, bei Bedarf ein stückweit neu erfunden und dabei nie verleugnet haben. Aus der Binnensicht sollte das locker reichen, um in jeder Traumliga zu landen.
Einige träumen, 05 lebt den Traum
Aber solides Wirtschaften und verlässliche Ligazugehörigkeit sind nun mal keine emotionalen Werte und wenn man ganz ehrlich resümiert, ist das eine Problematik, mit der unser Verein auch in Bezug auf die eigenen Fans zu kämpfen hat. Da fehlt offenbar an manchen Stellen das Feuer, und es scheint Leute zu geben, die ohne dessen Schein nicht zu begeistern sind.
Das kann man dann letztlich nur so akzeptieren. Genau wie Befragungen zu Sympathiewerten der Bundesligavereine, in denen Mainz 05 regelmäßig unter ferner liefen auftaucht, oder auch die demonstrierte Missachtung durch einige „Traditionsvereine“. Unterm Strich mag zwar ein blödes Gefühl bleiben, aber unterm Strich steht auch die Endabrechnung. In der spielt Mainz im zehnten Jahr in Folge Bundesliga, hat sich der Verein allen Unkenrufen zum Trotz am eigenen Schopf aus der strukturellen Krise gezogen und lässt der FSV eine Vielzahl der traumhaften Listenbundesligisten ein bis zwei Ligen hinter sich. Während die einen also von der ersten Liga träumen, leben wir genau dort unseren Traum. Auch nach dem Aufwachen.
Mara Pfeiffer ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn). Aktuell erschienen: "Im Schatten der Arena - der Mainz-05-Krimi". Homepage: www.marapfeiffer.de Mara Pfeiffer bei Twitter: Wortpiratin
Von Mara Pfeiffer