Null Punkte nach fünf Spiele. Klar, Schalke 04 muss derzeit einstecken. Auf dem Rasen wird es für Mainz 05 am Samstag aber schwieriger als auf Papier. Aber, bitte nicht wieder...
MAINZ. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Okay. Beim 05er Doppelpass am Fanhaus müsste ich dafür 2 Euro ins Phrasenschwein werfen. Aber der Spruch passt einfach zu gut, wenn es um den nächsten Gegner der Mainzer geht. Wäre der Fußballfan an sich vor der Saison gefragt worden, welche der beiden Mannschaften am 6. Spieltag mit null Punkten in die Partie geht und welche zwei Siege und zwei Unentschieden – also acht Punkte – auf der Habenseite hat, die Null-Punkte-Prognose hätte sich gewiss stark Richtung Mainz geneigt.
Entsprechend muss Schalke 04 aktuell einstecken. Das Satireportal Postillon holt einen Artikel von 2016 aus dem Archiv, als die Knappen ebenfalls punktlos in die Saison stolperten: „Neue Marienkäferart auf Rasen im Schalker Stadion entdeckt.“ Klar – ohne Punkte. FC Ballern titelt: „Warum Leon Goretzka ein feiner Kerl ist? Aus Verbundenheit zu seinem Ex-Club trägt er Schalkes Tabellenplatz als Rückennummer.“ Ja, es ist tatsächlich die 18... Und auch in dieser Saison schlägt der Postillon mit einem Gag auf: „Erste Punkte für Schalke. Mannschaftsbus auf Rückfahrt von Freiburg geblitzt.“ Wobei mein ewiger Favorit unter diesen Witzchen der Comic von Perscheid ist, in dem Felix Magath, damals natürlich Trainer auf Schalke, gefragt wird, ob er Punkte sammle. Und Magath wenig amüsiert antwortet: „Sehr witzig.“ Ich fand schon.
Jetzt werden Sandro Schwarz und sein Team natürlich intelligent genug sein, um Schalke nicht am Tabellenstand zu messen; genau das hatte der Coach schon vor der Partie in Leverkusen ausgerufen. Das Ergebnis ist dennoch bekannt, Mainz verschlief ein wenig rätselhaft die erste Hälfte und konnte sich für die enorme Leistungssteigerung in Halbzeit zwei nicht belohnen.
Es ist eben trotz aller Gewissheit des Kopfes über die eigentliche Fähigkeit einer Mannschaft nie einfach, gegen ein Team aufzulaufen, das bislang Spiel für Spiel gescheitert ist. Schon gar nicht auf fremdem Platze, wo die Heimfans alles geben, um den Erfolg herbeizuschreien. Oder wie Daniel Keita-Ruel es nach der Partie seiner Fürther gegen den HSV am Donnerstagabend so treffend formulierte: „Zuhause haben wir immer Heimspiele.“ So ist das wohl.
Auf dem Rasen schwieriger wird als auf dem Papier
Mainz 05 hat dementsprechend am Wochenende ein Auswärtsspiel und beim Vizemeister der Vorsaison durchaus eines, das auf dem Rasen sicherlich deutlich schwieriger wird als auf dem Papier. Dazu kommt eine emotionale Komponente, die sich aktuell noch nicht wegdiskutieren lässt, auch wenn die Zeiten kommen werden: Christian Heidel fürs gegnerische Team halten zu sehen, daran gewöhnt es sich einfach schlecht. Aber all das darf am Samstag ab halb vier keine Rolle mehr spielen. Keine Tabelle, kein Don, keine Kulisse, kein Etat.
Was zählt, wenn die Begegnung zur selten gewordenen klassischen Anstoßzeit um halb vier beginnt, sind die bisherigen Spiele der 05er. In denen sich das Team mal durchsetzen und mal behaupten konnte, es nur einmal den Kürzeren zog und ansonsten zeigte, was drin sein kann diese Saison. Dieser eine Kurze, pardon, Kürzere, gegen Leverkusen, kann als Erfahrung für die Partie auf Schalke sogar hilfreich sein, um nicht wieder zum Aufbaugegner zu werden.
Mit einer konzentrierten Leistung auf dem Platz und den Rängen ist gegen Schalke alles drin.
Mara Pfeiffer ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn). Aktuell erschienen: "Im Schatten der Arena - der Mainz-05-Krimi". Homepage: www.marapfeiffer.de Mara Pfeiffer bei Twitter: Wortpiratin
Von Mara Pfeiffer