Kolumne der Wortpiratin: Das Fanhaus zum Zuhause machen

aus Mainz 05

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Blick auf das Fanhaus an der Weisenauer Straße. Foto: hbz/Stefan Sämmer

Zur Feier des Fanprojekt-Jubiläums war es voll im Mainzer Fanhaus - so voll dürfte es ruhig öfter sein, betont Wortpiratin Mara Pfeiffer. Schließlich lebe auch Fußball von Nähe.

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MAINZ. Es ist in diesen Tagen etwas über ein Jahr her, dass auf dem Gelände des Alten Rohrlagers in der Weisenauer Straße mit einem wunderbaren Fest die Eröffnung des Fanhauses gebührend gefeiert wurde. Vor einer Woche fand an selber Stelle ein weiteres Fest statt, kleiner zwar, das auch bewusst, aber mit vielen frohen Herzen und strahlenden Augen: 25 Jahre Fanprojekt. Die eine Geschichte wäre ohne die andere nicht denkbar und jene andere stellt für die eine nicht weniger als einen Meilenstein da, will heißen: Ohne Fanprojekt kein Fanhaus und dieses wiederum war nicht bloß ein organisatorisches Meisterstück und menschlicher Kraftakt aller Beteiligten, sondern auch, wie Leiter Thomas „Becki“ Beckmann so schön sagt, das vermutlich umfänglichste pädagogische Projekt. Denn ohne den mit viel Schweiß und Herzblut geprägten Einsatz von speziell der Fan-Szene und den jugendlichen Vereinsanhänger*innen sowohl am Bau als auch im CrowdFANding wäre diese Geschichte niemals möglich gewesen.

Von den Fans geträumt

Es ist wichtig, an derlei ab und an zu erinnern, allein schon, weil es nicht selbstverständlich ist für die Fans eines Vereins, neben dem Stadion ein weiteres gemeinsames Zuhause zu haben – noch dazu eines, das so fabelhaft ist wie das hiesige Fanhaus. Es ist zudem auch deshalb etwas ganz Besonderes, weil der Verein das Projekt zwar unterstützt hat, es grundsätzlich aber von anderen geträumt, angeschoben und schließlich gemeinschaftlich realisiert wurde. Fans. Fanprojekt. Menschen hinter diesen Begriffen, die eher jahre- als monatelang ihr Leben ganz dem Wunsch widmeten, diesen Ort Wirklichkeit werden zu lassen. Für alle 05er.

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Entsprechend nostalgisch und froh wurde denn letzte Woche auch das Fanprojekt-Jubiläum begangen, alte Film- und Fotodokumentationen inklusive. Voll war es an diesem Abend in den Räumen an der Weisenauer Straße und so voll dürfte es gerne häufiger sein. Denn das Fanhaus kann den Benannten nur Heimat werden, wenn sie es auf- und besuchen, sie sich einrichten und niederlassen zwischen seinen denkmalgeschützten Mauern. Und das sollten sie.

Im Übrigen nicht nur die Fans, sondern auch die Verantwortlichen und Würdenträger rund um den Verein. Ganz so, wie das – Sie entschuldigen mich – früher (!) mal üblich war, als sämtliche Vereinsangehörige in den jeweiligen Stadionkneipen wohnten oder zumindest ein Abo auf die wichtigsten Mahlzeiten des Tages innehatten. Weil Fußball eine emotionale Angelegenheit ist, kommt er nicht ohne Nähe aus. Und diese lässt sich – Verzeihung, wenn das ein wenig klingt, als erzähle die Omma vom Krieg, aber man wird ja auch in meinem Alter nicht jünger – an den heimischen Bildschirmen eben nicht so herstellen, wie im persönlichen Beisammensein.

Probieren Sie es ruhig aus. Verlassen Sie das heimische Sofa. Kommen sie nach Weisenau ins Fanhaus. Unterhalten Sie sich mit echten Menschen. Stellen Sie fest, dass ein Tor der eigenen Mannschaft kurz vor Abpfiff in der Gemeinschaft ganz andere Gefühle freisetzt, als alleine vorm Stream. Bringen Sie Freunde mit. Lernen Sie neue Leute kennen. Die nächste perfekte Gelegenheit bietet sich schon an diesem Freitag zum Auswärtsspiel auf Schalke. Wagen Sie sich vor die Haustür und unter Gleichgesinnte. Ich prophezeie Ihnen, das wird groß!

Mara Pfeiffer ist freiberufliche Journalistin und Autorin. Unter anderem von "111 Gründe, Mainz 05 zu lieben" (mit Christian Karn). Aktuell erschienen: "Im Schatten der Arena - der Mainz-05-Krimi". Homepage: www.marapfeiffer.de Mara Pfeiffer bei Twitter: Wortpiratin

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Von Mara Pfeiffer