Katastrophaler Auftritt von Mainz 05 bei Union Berlin

aus Mainz 05

Thema folgen
Berlins Max Kruse (3.v.r) trifft zum 1:0 gegen Torwart Robin Zentner vom FSV Mainz 05. Foto: dpa

Es war eine grausame Premiere für Jan-Moritz Lichte als Trainer des FSV Mainz 05. Für die völlig ideenlosen Rheinhessen setzte es bei Union Berlin eine herbe Niederlage.

Anzeige

BERLIN. Der Fehlstart ist perfekt. Dieser katastrophale Auftritt war ein einziger Offenbarungseid, dass in dieser Mannschaft so einiges im Argen liegt. Anders ist dieses Auswärtsspiel des arg angeschlagenen Fußball-Bundesligisten Mainz 05 inmitten der großen Aufräumarbeiten nach den Streik- und Chaos-Tagen nicht zu erklären. Bei den Mainzern passte in den 90 Minuten an der Alten Försterei einfach nichts zusammen, während Union Berlin mit einem ordentlichen fußballerischen Vortrag seinen höchsten Bundesliga-Sieg aller Zeiten feierte - völlig verdient mit 4:0 (1:0).

Wenige Tage nach seiner Beförderung zum 05-Cheftrainer erlebte Jan-Moritz Lichte eine grausame Premiere an der Seitenlinie. Schwacher Trost: An den unzähligen Fehlern kann er mit jenen Spielern, die nicht international unterwegs sind, in der Länderspielwoche arbeiten. Nach drei Niederlagen in den ersten drei Bundesliga-Spielen kann es nur besser werden. Allerdings stellte man sich am Freitagabend an der Alten Försterei schon die Frage, ob dieses 05-Team dazu in der Lage ist.

Mainzer Wundertüte? Eher nicht: Union-Trainer Urs Fischer hatte im Vorfeld schon ein wenig gerätselt, in welcher Verfassung, mit welchem Plan und mit welchem Personal die Rheinhessen in Köpenick auftreten würden. „Es ist schwer, sich auf einen solchen Gegner einzustellen“, sagte der Schweizer, „du weißt nicht genau, was kommt. Es ist eine schwierige Aufgabe, denn sie wollen sicher etwas wiedergutmachen. Allerdings bleibt ihnen nicht viel Zeit, groß was zu verändern.“ Große Veränderungen gibt es in der ersten Aufstellung von Jan-Moritz Lichte als 05-Coach in der Tat nicht. Drei insgesamt, zwei sind zwangsläufig. Phillipp Mwene ersetzt den nach Wolfsburg gewechselten Ridle Baku auf der rechten Abwehrseite, Alexander Hack den gesperrten Moussa Niakhaté in der Innenverteidigung. Auf der Doppel-Sechs setzt Lichte auf Kunde Malong, der nach seiner Corona-Infektion erstmals wieder startet, an der Seite von Kapitän Danny Latza.

Anzeige

Lichtes Plan - Union setzt ihn um: „Kompakt verteidigen, aktiv sein, gute Ballgewinne bekommen, im Umschaltspiel bessere Situationen schaffen, um einfache Tore zu schießen.“ So hatte sich Jan-Moritz Lichte den Auftritt seiner 05er vorgestellt. Allerdings setzten die Hausherren diesen Plan um, während sich die Mainzer durch die komplette erste Halbzeit quälten. Was vor allem an den vielen unsäglichen Ballverlusten lag. Keine Passpräzision, kaum eine gelungene Kombination, kein Spielfluss, keine Idee, kein einziger guter Angriff, keine wirkliche Torchance in 45 Minuten. Union hingegen zeigte, dass es nicht nur rustikal agieren, sondern durchaus auch einen gepflegten Ball spielen kann. Mit einem perfekten Ball genau in die Schnittstelle und in den Rücken von 05-Linksverteidiger Daniel Brosinski hebelte Union-Fighter Robert Andrich die Mainzer Hintermannschaft aus, der agile Sheraldo Becker flankte unbedrängt auf den langen Pfosten, wo er in Max Kruse einen dankbaren Abnehmer fand (13.). Die 4400 lautstarken Union-Fans bejubelten Kruses erstes Tor für die Eisernen (sein 75. Bundesliga-Tor insgesamt) und die 05er erholten sich nicht wirklich von diesem Rückschlag. Fehler reihte sich an Fehler, Union erspielte sich weitere Chancen. Kruse vergab (27.), Schlotterbeck scheiterte an 05-Keeper Robin Zentner (30.), den Gästen gelang wenig. Sinnbild: Kundes 20-Meter-Schuss, der nicht mal in Tornähe gelangte, weil er im vollen Strafraum nur den Kollegen Mateta traf. Ein schwacher Auftritt. Einziger Hoffnungsschimmer: Es konnte nach dem Seitenwechsel eigentlich nur besser werden.

Verhängnisvolle Viertelstunde: Um es vorweg zu nehmen: Es wurde nicht besser. Es wurde schlimmer. Vier Minuten nach Wiederbeginn ließ Daniel Brosinski Trimmel aus dem Halbfeld flanken, statt ihn zu attackieren. Der hohe Ball segelte wieder auf den langen Pfosten, wo dieses Mal Marcus Ingvartsen dem 05er Mwene enteilt war und direkt versenkte (49.). Die Alte Försterei wackelte, als wäre sie ausverkauft. Und die begeisterten Fans bekamen mehr - während die 05er nichts mehr hinbekamen. Minute 63: Freistoßflanke von Trimmel, in der Mitte springt Marvin Friedrich höher als Jeremiah St. Juste - 3:0. Minute 64: Mit seinem ersten Ballkontakt drückt der gerade eingewechselte Joel Pohjanpalo den Ball über die Linie - 4:0. Eine Viertelstunde später verhindert Zentner Pohjanpalos zweiten Streich. Eine Randnotiz blieb die einzige richtige Torchance der Mainzer: Daniel Brosinski schießt den Ball aus 16 Metern drüber (72.). 0:4, die dritte Niederlage im dritten Spiel, der nächste Fehlstart und große Leere. Es gibt in den nächsten Tagen und Wochen einiges zu tun. Die Aufräumarbeiten gehen weiter.