FSV Mainz 05 kämpft mit Standardschwäche

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Schon wieder ist er drin. Mit 31 Gegentreffern hat Mainz 05 die drittschlechteste Defensive der Bundesliga. Nur Freiburg und Schlusslicht Köln kassierten mehr Tore. Foto: dpa  Foto: dpa

Gegentore nach Standardsituationen gelten gemeinhin als besonders ärgerlich, weil sie aufgrund der Berechenbarkeit der möglichen Szenarien eigentlich gut zu verteidigen sind....

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MAINZ. Gegentore nach Standardsituationen gelten gemeinhin als besonders ärgerlich, weil sie aufgrund der Berechenbarkeit der möglichen Szenarien eigentlich gut zu verteidigen sind. Eigentlich. Beim FSV Mainz 05 sieht das ganz anders aus. Sobald der Ball ruht, werden die 05er unruhig.

„Wir bauen den Gegner bei Standards auf“, ärgerte sich Kapitän Stefan Bell nach dem 2:3 des Fußball-Bundesligisten bei Hannover 96. „Wir wissen, dass wir bei Standards noch Luft haben.“ Etwas deutlicher wird da die sportliche Führung der 05er. „Wir haben das schon so oft besprochen“, haderte Sportvorstand Rouven Schröder im Hinblick auf die ersten beiden Gegentreffer in Hannover. Ein Eckball, ein Elfmeter – innerhalb von fünf Minuten war der Vorsprung futsch. „Angesichts der Führung haben einige wohl gedacht, sie könnten drei Prozent weniger geben“, kritisierte Trainer Sandro Schwarz sein Team. „Und das reicht dann eben nicht.“

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Dabei sind die Prinzipien vor ruhenden Bällen gar nicht so kompliziert. Jeder Spieler bekommt – in der Manndeckung – einen Gegenspieler zugeteilt. Im Fall des Hannoveraners Niclas Füllkrug war das Jean-Philippe Gbamin. Sobald der Ball in der Luft ist, gilt es, den Körperkontakt aufzunehmen, mitzugehen, vor dem Mann zu sein – oder ihn zumindest durch Stellungsspiel an einem gezielten Kopfball zu hindern. Beim 1:2 durch Füllkrug pennte Gbamin einen Moment und konnte den Rückstand auf den Angreifer dann nicht mehr aufholen. „Da geht es um Konzentration und Konsequenz“, sagte Schwarz. „Wir müssen die innere Linie zumachen oder zumindest Schulter an Schulter am Gegner sein. Dann passiert da in der Regel nichts.“ So aber habe sein Team den Gegner selbst stark gemacht. „Wir haben Aufbauhilfe Nord betrieben“, sagte der 05-Trainer sichtlich angefressen.

Auch bei Standardsituationen, die kein Gegentor zur Folge hatten, wirken die Mainzer schon seit Monaten unsicher. Selten bekommt es der FSV hin, den Ball mit der ersten Aktion zu klären. Diese Hektik ist dann immer auch ein Zeichen an den Gegner. Hier macht häufiger auch Adler-Vertreter Robin Zentner keine gute Figur. An seiner Strafraumbeherrschung muss der Keeper dringend noch arbeiten. Häufig sucht er im Getümmel seinen Platz, faustet oder klärt nur unzureichend – obwohl er bei den beiden Standardgegentoren in Hannover chancenlos war.

So muss Robin Zentner aber trotzdem regelmäßig nach ruhenden Bällen hinter sich greifen. Mit 31 Gegentreffern haben die 05er die drittschlechteste Defensive der Bundesliga. Nur Schlusslicht Köln (33) und der SC Freiburg (32) kassierten mehr Tore.

Es gibt aber auch viele andere alarmierende Zahlen, die verdeutlichen, wie prekär die sportliche Situation der 05er ist. Kein anderes Team in der Bundesliga wartet länger auf einen Sieg als die Mainzer, die seit sechs Partien keinen Dreier mehr eingefahren haben. 17 Punkte nach 18 Spieltagen sind zudem die schwächste 05-Ausbeute seit dem Aufstieg 2009. Und die Aussichten für das kommende Heimspiel am Samstag gegen den VfB Stuttgart sind auch nicht besser. Denn die Mainzer haben die vergangenen fünf Begegnungen gegen Aufsteiger allesamt verloren. Unter anderem auch in der Hinrunde gegen Hannover und den VfB. Beide knapp mit 0:1. Und in Stuttgart fiel das entscheidende Gegentor durch Holger Badstuber – richtig – nach einer Ecke.