Eintracht will Transferüberschüsse erzielen – aber wie?

aus Eintracht Frankfurt

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Wird Filip Kostic Eintracht Frankfurt möglicherweise im Sommer verlassen?  Foto: dpa

Will die Eintracht zurück ins internationale Geschäft, muss sie sportlich aufrüsten. Doch dazu müssten erst Abgänge Geld in die Kasse spülen. Wer kommt in Frage? Ein Überblick.

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FRANKFURT. Die gesamte vergangene Saison, aber spätestens die doch arg dezente Leistung beim „Aus“ im Europapokal gegen den FC Basel haben gezeigt, dass die Frankfurter Eintracht für die neue Saison deutlich an personeller Substanz zulegen muss, will sie den Kampf um eine Rückkehr in den internationalen Fußball mit realistischen Chancen aufnehmen. Das wissen auch Sportvorstand Fredi Bobic, Manager Bruno Hübner und Trainer Adi Hütter. Doch vor dem sportlichen steht das wirtschaftliche Aufrüsten. „Es liegt an uns, Transferüberschüsse zu schaffen“, sagt Bobic. Soll heißen: Eingekauft wird erst, wenn verkauft wurde. Und da wird die Sache in Zeiten von Corona kompliziert. Zumal die Eintracht im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als Luka Jovic und Sébastien Haller heiße Aktien auf dem internationalen Transfermarkt waren, nur wenige wirklichen potente Verkaufskandidaten in ihren Reihen hat.

Der Mittelfeldplatz (9.) in der Liga ist einhergegangen mit Mittelmaß der Spieler, alles andere wäre Augenwischerei. Also: Wen könnte die Eintracht wirklich gewinnbringend verkaufen ohne dabei die sportliche Substanz noch weiter auszuhöhlen?

Sportlich wäre Kostic nicht zu ersetzen

Filip Kostic ist der erste Name, der da in den Fokus rückt. Er ist der letzte Spieler der Eintracht, der an guten Tagen den Unterschied machen kann. Doch auch beim serbischen Nationalspieler sind die wirklich überragenden Tage weniger geworden. Gut für die Eintracht: Kostics Vertrag läuft noch bis 2023 und es gibt keine festgeschriebene Ablösesumme. Vor einem Jahr wären für Kostic bis zu 40 Millionen Euro zu erzielen gewesen. „Transfermarkt.de“ nennt aktuell einen vermeintlichen Marktwert von 32 Millionen Euro. Schlecht für die Eintracht: In Corona-Zeiten sind die Preise gefallen. Und Kostic wird immerhin im November bereits 28 Jahre alt. Wer ihn also jetzt kauft, kann ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr gewinnbringend weiterverkaufen. Es ist also mehr als fraglich, ob die Frankfurter mit ihrem besten Feldspieler richtig Kasse machen können. Sportlich wäre Kostic sowieso nicht zu ersetzen, sein Verkauf wäre ein weiterer Schritt ins dauerhafte Mittelmaß.

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Martin Hinteregger hat sich seit seinem Wechsel aus Augsburg prächtig entwickelt, genießt in Frankfurt schon fast Kultstatus. Für den Österreicher soll es immer mal wieder Anfragen aus England geben, freilich nicht von den ganz potenten Klubs. Und durch den „Fall Haller“ - noch immer warten die Frankfurter auf Teile der Ablösesumme von West Ham United - ist die Eintracht ein gebranntes Kind. Fraglich zudem, ob „Hinti“ überhaupt wegwill. Denn so gut wie in Frankfurt ist es ihm noch gegangen in seiner Karriere und so gut hat er auch noch nie gespielt in seiner Karriere. Finanziell würden die Frankfurter sicher Gewinn machen. Neun Millionen Euro haben sie nach Augsburg überwiesen, 15 Millionen könnten sie sicher erzielen.

Ndicka ist Teil der sportlichen Zukunft

Evan Ndicka ist der Vorzeigespieler der „Scouting-Abteilung“. Ihn hat Chefscout Ben Manga in Auxerre entdeckt und Trainer Adi Hütter hat ihn zu einem guten Bundesligaspieler gemacht. Bei einem Transferpoker um den 20 Jahre alten französischen Junioren-Nationalspieler hätte die Eintracht gute Karten. Der Vertrag läuft noch bis 2023, es gibt keine Ausstiegsklausel, der Marktwert wird auf 22,5 Millionen Euro geschätzt. Die Eintracht hat ihn 2019 für 5,5 Millionen Euro gekauft. Ndicka für eine zweistellige Millionen-Ablöse abzugeben wäre also in jedem Fall ein deutlicher finanzieller Zugewinn. Und sportlich? Ndicka gehört zum Stamm, ist als jüngster Abwehrspieler ein Teil der sportlichen Zukunft. Allerdings haben ihn auch deutlich Schwächen durch die letzte Saison begleitet. Aktuell wäre sein Weggang wohl am ehesten zu kompensieren. Mit Blick auf die Zukunft wäre aber auch er ein großer Verlust.

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Ablösesummen-Potenzial in einem geringeren einstelligen Millionen-Bereich haben noch Ersatztorwart Frederik Rönnow und Rekonvaleszent Jetro Willems. Andere Spieler wie Felix Wiedwald, Erik Durm, Marijan Cavar, Simon Falette oder Dejan Joveljic sind Kandidaten für Leihgeschäfte.

Von Peppi Schmitt