Eintracht Frankfurt steht unter großem wirtschaftlichen Druck

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SGE-Vorstandssprecher Axel Hellmann. Foto: dpa

„Wir sind erst am Anfang der Krise“, malt Eintracht-Vorstand Axel Hellmann ein düsteres Bild der Zukunft. Viele Dinge sind zusammengekommen, die die Eintracht unverschuldet...

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FRANKFURT. Den ersten Gegner während der Vorbereitung auf die neue Saison hat die Frankfurter Eintracht nun bekanntgegeben: Am Samstag, den 29.August spielen die Hessen bei Ajax Amsterdam. Das gaukelt ein wenig Normalität in Corona-Zeiten vor. Doch „normal“ ist nichts in diesen Tagen und bevor wieder Normalität einkehrt, wird es wohl noch einige Zeit dauern. „Wir sind erst am Anfang der Krise“, malt Eintracht-Vorstand Axel Hellmann in einem Interview mit der Sportbild ein düsteres Bild, „die Nachwehen werden uns mindestens die kommenden zwei Jahre beschäftigen." Der 48 Jahre alte Hellmann, ganz grundsätzlich alles andere als ein pessimistischer Charakter, meint vor allem die wirtschaftlichen Auswirkungen, die nicht nur, aber vor allem auch die Eintracht schwer treffen. Es ist nicht in erster Linie der Umsatzrückgang von 280 Millionen Euro auf nun geschätzt 140 Millionen Euro, der den Frankfurter zu schaffen macht. Es sind viele Dinge zusammengekommen, die die Eintracht nicht einkalkulieren konnte und sie unverschuldet in Nöte gebracht hat.

Da sind die langfristigen finanziellen Festlegungen um den im Bau befindlichen Campus auf dem Gelände des ehemaligen Tennis-Stadions, da ist die Übernahme der Arena von der Stadt bis 2035, die langfristig ein gutes Geschäft verspricht, kurzfristig aber im besten Fall ein Nullsummenspiel wird. Denn die Eintracht kann kein Konzert, kein Spiel, keine Veranstaltung in der Arena vermarkten, wird also wenig bis gar kein Geld einnehmen, muss aber Kosten tragen und Miete zahlen, wenn auch nach Verhandlungen mit der Kommune in angepasster Höhe. Auch der neue Video-Würfel (Hellmann: „Der modernste Europas“) muss ja vorfinanziert werden. Zudem werden die ganz großen Transfererlöse in diesem Jahr nicht zu erlösen sein. Und weiter wartet die Eintracht auf viel Geld von West Ham United. Der englische Premiere-League-Klub ist inzwischen zwei Raten der Ablösesumme für Sebastien Haller, der im letzten Sommer für 40 Millionen Euro und nicht wie kolportiert für 50 Millionen Euro nach London gewechselt ist, schuldig. Dabei soll es um zusammen zwölf Millionen Euro gehen. Die Eintracht hat die FIFA eingeschaltet.

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Bei Hellmann ist auch eine deutliche Furcht spürbar, die Liga im Allgemeinen und die Eintracht im Speziellen könnten viele Fans verlieren. „Uns fehlen die Fans, und vielleicht verlieren wir auch einige, weil sie gemerkt haben: In der Corona-Zeit habe ich die Wochenenden ohne Fußball auch gut verbracht", sagt Hellmann nun. Die vorläufige Absage der Politik an die vorsichtige Rückkehr von Zuschauern in die Stadien ist zu diesem Zeitpunkt ein weiterer Rückschlag. Auch das „Aus“ von Stehplätzen und Auswärtsfans bis mindestens zum Winter passt ins negative Bild. „Das darf kein Dauerzustand werden, die Maßnahmen dürfen nur ausnahmsweise gelten“, mahnt der Eintracht-Vorstand. Es bestehe die Gefahr, eine ganze Generation an jungen Menschen zu verlieren, „wenn wir nicht bezahlbare Plätze im Stadion schaffen.“ Auch darum will die Eintracht beim geplanten Ausbau der Arena auf ein Fassungsvermögen von 60.000 Zuschauern hauptsächlich Stehplätze errichten.

Freilich: Auch die Eintracht selbst muss der Versuchung widerstehen, mit dem Alibi „Corona“ sich immer weiter abzuschotten von der Öffentlichkeit. Während bei vielen anderen Klubs zuletzt das Training wenigstens für ein paar Hundert geöffnet wurde, beispielsweise in Mönchengladbach, und kleinere Vereine wie zum Beispiel der Nachbar FSV vor 200 Zuschauern Privatspiele austrägt, hat die Eintracht zuletzt weiter hinter verschlossenen Türen geübt. Warum auch immer. Am Montag beginnt nach einer Woche Zwischenferien die Saisonvorbereitung von Neuem. Sie wird komplett in Frankfurt stattfinden, auf ein Trainingslager verzichten die Hessen in diesem Jahr. Neben dem Spiel gegen Ajax soll es noch zwei, drei weitere Testspiele geben vor dem Pokalstart am Wochenende 11./12./13. September.

Von Peppi Schmitt