„Wir hätten aufgrund der anderen Ergebnisse einen großen Schritt machen können, um uns oben festzusetzen“, sagte Sportdirektor Bruno Hübner nach der Pleite in...
LEVERKUSEN. Niko Kovac gab sich gelassen. Ließ jegliche Sorgen links liegen. „Es ist nichts passiert“, sagte der Trainer der Frankfurter Eintracht. Obwohl seine hessischen Bundesliga-Fußballer gerade eine 0:3 (0:1)-Packung bei Bayer Leverkusen kassiert hatten. „Das ist eine kleine Delle, aber die können wir nächste Woche gegen Ingolstadt wieder ausbügeln“, zeigte sich der Kroate optimistisch.
„Ja, wir sind hingefallen, doch wir sind nach der Leipzig-Niederlage gegen Darmstadt wieder aufgestanden und wir können auch am Samstag wieder aufstehen.“ Der Kroate wollte seine Auswahl, die dennoch weiter auf Rang drei liegt, „nicht in Grund und Boden reden. Wir müssen einfach anerkennen, dass der Gegner viel stärker war“. Und das war Leverkusen in allen Belangen.
Kovac sah sich bestätigt. Hatte er doch im Vorfeld betont, die Eintracht sei noch keine Spitzenmannschaft. „Wir sind noch nicht so weit, wie viele uns sehen“, bat der 45-Jährige die Journalisten „inständig“ darum, mit den Eintracht-Profis nicht zu hart ins Gericht zu gehen. „Die Jungs haben alles Menschenmögliche versucht. Was aber ein Champions-League-Team kann, haben wir heute erfahren.“ Bayer sei es zum Beispiel gewohnt, drei Spiele in einer Woche zu bestreiten. „Uns ist heute in der zweiten Halbzeit der Saft ausgegangen. Da waren wir chancenlos“, meinte Kovac
"Verdient verloren, aber kein Rückschlag"
Schon in den ersten fünf Minuten fehlte den Gästen drei Tage nach dem 2:1 im Pokal-Achtelfinale bei Hannover 96 vor 28.882 Zuschauern die „nötige Frische“, wie Sportdirektor Bruno Hübner bedauerte. „Die haben wir komplett verschlafen.“ Der 17 -jährige Kai Havertz düpierte gleich vier Frankfurter, Michael Hector bekam zwar die Möglichkeit, den Ball wegzuschießen, traf aber Havertz – und Chicharito (5.) verwertete den Abpraller zur Leverkusener Führung.
„Danach waren wir richtig gut im Spiel“, so Hübner. Doch die schwachen Mijat Gacinovic (19.), der seine fünfte Gelbe Karte sah und am Samstag gesperrt ist, und Branimir Hrgota (26.), der kaum einen Zweikampf gewann, vergaben zwei „glasklare Chancen. Das waren todsichere Tore. Wären wir mit 2:1 in Führung gegangen, wäre das Spiel anders verlaufen“, monierte Kovac.
Hübner ärgerte sich ebenfalls: „Wir hätten aufgrund der anderen Ergebnisse einen großen Schritt machen können, um uns oben festzusetzen.“ Mit einem Sieg hätte die Eintracht bereits sechs Punkte Vorsprung auf Platz sieben gehabt – da alle Verfolger unterlagen. Hübner betonte letztlich: „Wir haben zwar verdient verloren, aber es war kein Rückschlag. Wir werden gegen Ingolstadt ganz anders auftreten.“
Nach Huszti-Abgang fehlt ein zweiter Sechser
Ähnlich äußerte sich die Mannschaft. Timothy Chandler sprach von einem „schwarzen Tag, aber eine Niederlage in Leverkusen ist kein Rückschlag. Der Trainer wird die richtigen Worte finden.“ Kovac muss aber auch spielerisch Lösungen finden. Denn es zeigte sich, dass Ante Rebic nach dem Ausfall von Marco Fabian derzeit der einzige Frankfurter ist, der in der Offensive für Gefahr sorgen kann. Es verwunderte daher, dass Kovac seinen Landsmann trotz der starken Leistungen gegen Darmstadt und Hannover 52 Minuten auf der Bank ließ. Kovac erläuterte, Rebic habe sich zu müde gefühlt. „Glauben Sie mir: Er konnte nicht“, so der 45-Jährige.
Ebenso wurde deutlich, dass nach dem Abgang von Szabolcs Huszti in der Rückwärtsbewegung ein zweiter „echter Sechser“ neben Omar Mascarell fehlt. Kovac ist überzeugt: „Wir werden schon jemanden finden, der diese Position gut begleiten kann.“ Es zeigte sich auch, dass Aymen Barkok mit seinen 18 Jahren eben noch Zeit braucht – der Youngster ließ sich vor dem 2:0 durch Chicharito (63.) von Julian Brandt vernaschen.
Und vor allem wurde klar, dass Hector ein großer Unsicherheitsfaktor ist. Der Jamaikaner leistete sich immer wieder haarsträubende Fehlpässe, bei Kevin Vollands (78.) 3:0 war der unbewegliche Innenverteidiger viel zu weit weg. Es dürfte die Eintracht-Fans daher freuen, dass David Abraham nach seiner Oberschenkelzerrung gegen Ingolstadt aller Voraussicht nach wieder mitwirken kann. Und eins dürfte den Anhängern auch Mut machen: Die Frankfurter haben in dieser Saison noch nie zwei Mal in Folge verloren.