Bobic, Hübner und möglicherweise auch Trainer Hütter verlassen die SGE. Schlechte Voraussetzungen für erfolgreichen Fußball, sollte man glauben. Doch das Gegenteil ist der Fall.
FRANKFURT. Die Spieler der Frankfurter Eintracht wissen nicht, wer ab der kommenden Saison Nachfolger von Fredi Bobic als Sportvorstand wird. Sie wissen nicht, wer als Nachfolger für Manager Bruno Hübner kommt. Und sie wissen auch nicht mehr, wer ihr Trainer sein wird. Denkbar schlechte Voraussetzungen für erfolgreichen Fußball sollte man glauben.
Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Eintracht bewegt sich seit Wochen stramm auf Erfolgskurs. Warum das so ist? „Alle haben dieses eine Ziel im Kopf“, sagt Trainer Adi Hütter, der angeblich vor einem Wechsel zu Borussia Mönchengladbach steht. Diese eine Ziel ist die Teilnahme an der Champions-League (CL) in der kommenden Saison. Da wollen alle hin, die wenigen wie Torwart Kevin Trapp, Mittelfeldspieler Sebastian Rode oder Stürmer Luka Jovic, die das mit anderen Klubs schon mal erlebt haben und die vielen anderen wie Martin Hinteregger, Evan Ndicka oder Tuta, die die CL-Hymne bislang nur aus dem Fernsehen kennen. Die „Königsklasse“ übt auf alle eine magische Anziehung aus, da ist es ihnen ziemlich egal, wer in der kommenden Spielzeit die sportlichen Anführer sein werden.
Personelle Veränderungen bringen oft Niederlagen mit sich
Diese Fokussierung auf das ganz große Ziel ist durchaus nicht selbstverständlich. Nicht selten haben personelle Veränderungen, die mitten im Rennen um Erfolge bekanntgeworden sind, zu Unruhe, Unsicherheiten und letztlich zu sportlichen Einbrüchen geführt. Das war in dieser Saison in Mönchengladbach zu besichtigen, nachdem dort Trainer Marco Rose seinen vorzeitigen Abgang zu Borussia Dortmund bekanntgegeben hatte. Sechs Spiele nacheinander ohne Sieg waren die Folge. Die Eintracht selbst hat schon negative Erfahrungen damit gemacht, als Niko Kovac im Sommer 2018 seinen Weggang zu den Bayern nicht mehr geheim halten konnte und danach fünf Niederlagen hintereinander folgten. Erst der Pokalsieg gegen genau diese Bayern rettete Kovacs Amtszeit in Frankfurt.
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Auch Bobic, Hübner und Hütter können sich mit einem großen Erfolg verabschieden. Mit einem Sieg am Samstag (15.30 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg würde die Eintracht einen weiteren großen Schritt Richtung CL tun. Doch das ist leicht gesagt und schwer getan. Denn weder die Aktualität spricht für die Frankfurter, die Vergangenheit schon gar nicht. Neunzehn Siegen der Niedersachsen in der Bundesliga stehen nur sieben gewonnene Duelle der Hessen gegenüber. Schlimmer noch: Die letzten vier Heimspiele hat die Eintracht gegen den VfL allesamt verloren. Und auch beim Hinspiel hatten sich die „Wölfe“ nach einer Frankfurter Führung (Torschütze: Bas Dost) noch mit 2:1 (zweimal Weghorst) durchgesetzt. Und in der Tabelle stehen die Wolfsburger auch vier Punkte besser. Sie könnten also durchaus als „Angstgegner“ der Eintracht bezeichnet werden. Doch darüber schmunzeln sie in Frankfurt.
Zwei Negativserien hat die Eintracht durchbrochen
In dieser Saison wurden schon zwei absolute Negativserien durchbrochen. Zum ersten Mal in der Bundesliga-Historie überhaupt hat die Eintracht beim Nachbarn in Mainz gewonnen. Und am letzten Samstag ist der erste Sieg seit mehr als einem Jahrzehnt in Dortmund gelungen. „Es wäre schön, wenn wir diese Negativserie gegen Wolfsburg jetzt auch brechen“, sagt Adi Hütter.
Einiges deutet daraufhin, dass der Frankfurter Trainer die Anfangself gegenüber dem Spiel in Dortmund unverändert lassen wird. Doch Hütter wäre nicht Hütter, wenn er nicht doch für die eine oder andere Überraschung sorgen würde. Das macht er seit Wochen mit wachsender Begeisterung. Kandidaten für einen Platz in der ersten Elf sind Makoto Hasebe, der nach Gelbsperre wieder spielen darf und Daichi Kamada, der beim BVB nach seiner Einwechslung eine starke Leistung gezeigt hatte. Aber wen könnte Hütter dafür opfern: Im Mittelfeld Sebastian Rode ausgerechnet nach dessen bester Saisonleistung? Im Angriff Luka Jovic, der eindeutig eine Formverbesserung zeigt? Der Eintracht-Coach lässt sich nicht in die Karten schauen. „Wir sind personell gut unterwegs“, sagt er ganz allgemein, „durch das Luxusproblem gibt es auch Härtefälle.“
Von Peppi Schmitt