Eintracht Frankfurt war chancenlos im Rückspiel gegen den FC Basel. Die Partie zeigt: Bei der Eintracht muss sich vieles ändern.
FRANKFURT. Das Ausscheiden war zu erwarten. Und doch war die Enttäuschung groß. Über die Art und Weise der Niederlage. Über die Chancenlosigkeit im Speziellen, über die Leistung im Allgemeinen beim Rückspiel in Basel. Insgesamt konnten sich die Schweizer im Grunde leicht und locker mit 3:0 und 1:0 durchsetzen, die Eintracht hat nicht ein einziges Tor in 180 Minuten gegen den FC Basel erzielt. Vom „Wunder von Basel“, dem Aufholen des 0:3-Rückstandes, waren die Frankfurter meilenweit entfernt. Allen Beteuerungen vor dem Spiel (Sportvorstand Fredi Bobic: „Wir können es schaffen“) und allen Kommentaren nach dem Spiel (Manager Bruno Hübner: „Es war eine gute Leistung“) zum Trotz. Die Eintracht hatte schlicht zu wenig Substanz, um das Viertelfinale in der Europa-League zu erreichen. Die Leistung war eben nicht gut. Mindestens ein Jahr lang werden die Frankfurter nun nicht in Europa spielen. Die Fans müssen auf einen liebgewonnenen Wettbewerb verzichten.
90 Minuten waren Spiegelbild der Saison
Das Spiel in Basel könnte freilich dazu dienen, dem einen oder anderen die Augen zu öffnen. Denn die 90 Minuten im St. Jakob-Park waren ein Spiegelbild der gesamten letzten Saison. Die Eintracht war bemüht, kämpferisch stark. „Jeder Spieler hat sein Herz auf dem Platz gelassen“, sagte Boss Bobic zu Recht. Aber über den Willen hinaus hatte zu viel gefehlt, um die nicht nur in der breiten Öffentlichkeit unterschätzten Schweizer noch einmal in Gefahr zu bringen. „Die Passgenauigkeit“, wie Manager Hübner feststellte. „Wettkampfpraxis, Härte und etwas Feingefühl“, wie Bobic sagte. Dass Basel am Ende der Saison besser im Spielrhythmus war als die Eintracht nach vier Wochen Urlaub und einer knappen Woche Training wurde auch früh deutlich.
Richtungweisend aber waren andere Defizite. Einmal mehr fehlte der Eintracht im Mittelfeld ein Stratege, ein Spieler, der das Spiel lenkt und leitet. Daichi Kamada ist ein feiner Techniker, der auch mal einen öffnenden Pass spielen kann, es in Basel aber nicht tat. Ein Regisseur aber ist der Japaner nicht und wird es wohl auch nicht. Bei allen drei eingesetzten Stürmern, André Silva, Bas Dost und Goncalo Paciencia wurde wieder deutlich, dass sie im Strafraum gefährlich sein können, wenn sie mit Flanken und Pässen gefüttert werden, was diesmal viel zu selten geschah. Dass es allen drei aber an Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen auf engem Raum, beispielsweise mit einem überraschenden Dribbling, fehlt. Wenn dann Filip Kostic eine Halbzeit so schlecht spielt wie in Basel, bleibt nicht mehr viel übrig an Angriffswucht. Überragend war nur einer: Torwart Kevin Trapp. Und das ist für eine Aufholjagd natürlich nicht genug.
Die falsche Konstellation gewählt
Dass der Trainer die wenigen Erkenntnisse aus dem Test gegen Monaco nicht in seine Aufstellung einfließen ließ, war nur ein Nebenaspekt. Der schwächste Abwehrmann gegen Monaco, Evan Ndicka, durfte von Anfang an ran und zeigte erneut, dass ihm jeder Offensivgeist abgeht. Mit Makoto Hasebe wurde das Spiel nach dem Wechsel strukturierter. Und der beste Angreifer und Torschütze gegen Monaco, Goncalo Paciencia, kam erst nach der Pause. Und war dann auch wieder besser als seine Kollegen.
So wie in Basel wird und sollte die Frankfurter Mannschaft nicht mehr oft zusammenspielen. Es bedarf im Rückblick auf die nun beendete Saison einer dringenden Blutauffrischung in allen Mannschaftsteilen. Und ohne Europapokal-Einnahmen braucht es auch eine Auffrischung der Konten, die womöglich nur durch Verkäufe von wichtigen Spielern wie Kostic, Ndicka oder Hinteregger zu erzielen sein wird. Darauf bereitet der Sportvorstand schon mal vor. „Es wird sicherlich einiges passieren, auch bei uns“, sagte Bobic, „wir können daran arbeiten, dass wir in Zukunft wieder in Europa dabei sind.“ Dazu muss die Eintracht aber aus einem gewissen Trott heraus, der sich eingeschlichen hat.
Um die nötige Frische für die vielen Spiele der kommenden Saison aufzubauen, schickt der Trainer die Spieler jetzt gleich noch einmal eine knappe Woche in Urlaub, vom Sonntag bis zum kommenden Samstag. Dann wird es vier Wochen Vorbereitung bis zum Pokalspiel geben (11. bis 14.September, wahrscheinlich bei 1860 München), bevor eine Woche (18. bis 20. September) darauf die Liga mit einem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld beginnt.
Von Peppi Schmitt