Rolle rückwärts: Nachdem Huszti vor einem Jahr seiner Frau und seines Nachwuchses zuliebe in die Bundesliga und damit zu Eintracht Frankfurt gewechselt war, ging es nun für...
FRANKFURT. Mit Heribert Bruchhagen kann man sich über Eintracht-Themen auch nach seiner Amtszeit noch so ordentlich reiben. „Sie haben doch auch nicht dran geglaubt“, raunt er mir vor Kurzem zu, als wir uns im schönen Frankfurt treffen. Und er hat recht. Er meinte die Wintertransfers der SGE vor einem Jahr und vor allem den Ungar Szabolcs Huszti.
Über diese Personalie hatten wir seinerzeit viel diskutiert, und ich muss in diesem Punkt ein Jahr später statuieren, dass ich völlig falsch lag. Ich konnte mir seinerzeit nicht vorstellen, dass ein 32-jähriger Spieler, der in China höchstens zweitklassig unterwegs war, für die Eintracht ein Gamechanger oder zumindest ein Leistungsträger sein kann.
Er war am Ende seiner Karriere, wurde bereits in St. Petersburg aussortiert, hatte bei Hannover nicht mehr völlig überzeugt und wollte in China noch mal Geld machen. Dass er einen dritten Frühling erlebt, erschien mir mehr als zweifelhaft. Aber genau das ist passiert. Was Huszti seit seiner Verpflichtung geleistet hat, ist bemerkenswert und dies hätte ihm wahrscheinlich kaum jemand zugetraut. Nicht nur körperlich war er voll auf der Höhe, sondern auch spielerisch hat er offensiv oft für Akzente gesorgt.
Man muss den Hut ziehen vor seinen Leistungen
Man muss den Hut ziehen vor seinen Leistungen. Und dennoch hat sein Abschied für mich einen Beigeschmack. Vor einem Jahr war Huszti nach eigener Aussage zurück in die Bundesliga gewechselt, weil er mit frischem Nachwuchs im Gepäck wieder näher an der Heimat leben wollte. Auch seiner Frau zuliebe.
Doch nun die Rolle rückwärts zurück in die finanzkräftige chinesische Liga. „Geld ist Szabolcs sehr wichtig“, hatte vor Jahren schon mal Hannover-Präsident Martin Kind gesagt, als Huszti nach St. Petersburg gehen wollte.
Das Streben nach Geld zieht sich demnach durch die gesamte Karriere von Huszti. Dies alleine sollte man nicht bewerten, jeder muss selbst wissen, was einen antreibt. Dass der Ungar die Eintracht aber auch mitten in der Saison ein Stück weit im Stich lässt, steht für mich auf einem anderen Blatt Papier. Das Loch im Kader durch seinen Abgang muss erst mal geschlossen werden, in der Winterpause ist das immer mehr als schwierig. Und dennoch ist die Entscheidung der SGE, ihn ziehen zu lassen, richtig. Ein Spieler, der unbedingt weg will, erst recht, wenn es ihm ums Geld geht, ist bei der SGE nicht am richtigen Platz.
Autor Marc Behrenbeck (32) ist Reporter beim TV-Sender Sky Sport News. Der Frankfurter berichtet hautnah von den Bundesliga-Fußballern der Eintracht.