Auswärtssieg: Mainz 05 bezwingt Hertha BSC

aus Mainz 05

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Silvan Widmer (links) und Anton Stach bejubeln den Führungstreffer von Mainz 05. Foto: Julius Frick

Spannung im Berliner Olympiastadion: Strittige Schiedsrichter-Entscheidungen, Eingriffe des VAR, eine Gelbe Karte für einen Trainer – und ein verdienter Mainzer Auswärtssieg.

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BERLIN. Die Mission war klar: Nach dem spektakulären 3:1-Heimsieg gegen den FC Bayern München, mit dem der FSV Mainz 05 einen Schlusspunkt hinter die fünf Spiele anhaltende Sieglos-Serie gesetzt hatte, wollten die Rheinhessen bei Hertha BSC eine weitere, weitaus schwerer wiegende Durststrecke für beendet erklären: Seit 30. Oktober 2021 (2:1-Sieg bei Arminia Bielefeld) gewann das Team von Trainer Bo Svensson kein Auswärtsspiel in der Fußball-Bundesliga. Der Auftritt im Berliner Olympiastadion stellte die letzte Chance für die 05er dar, in dieser Spielzeit noch einmal drei Punkte in der Fremde einzufahren. Und dies gelang. In einer von intensiven Zweikämpfen geprägten Partie setzten sich die Mainzer verdient 2:1 (1:1) durch.

Bo Svensson vertraute in seiner Startelf auf die üblichen Verdächtigen. Mit einer Ausnahme: Finn Dahmen kam zu seinem ersten Saisoneinsatz und hütete das Mainzer Tor anstelle von Robin Zentner. Die von Felix Magath trainierten Berliner wollten mit einem Sieg den vorzeitigen Klassenerhalt eintüten. Unterstützt wurden sie dabei von rund 70.000 lautstarken Herthanern. Dies schien früh in der Partie Wirkung zu zeigen. Bereits in der fünften Spielminute kam Hertha-Stürmer Davie Selke rund 16 Meter vor dem Kasten frei vor Dahmen zum Abschluss, weil 05-Innenverteidiger Alexander Hack den Ball zuvor komplett falsch eingeschätzt hatte, zielte jedoch links neben das Tor. Glück für die Mainzer. In der zwölften Spielminute bekam Finn Dahmen dann zum ersten Mal etwas zu tun. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld leitete Berlin-Kapitän Dedryck Boyata den Ball weiter in die Mitte, wo der 24-Jährige mit den Fäusten klärte.

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Widmer mit Glück zur Führung

Den ersten vielversprechenden Mainzer Konter leitete Jonathan Burkardt ein, der das Spielgerät weit in die Berliner Hälfte schleppte und nach rechts auf Silvan Widmer ablegte, dessen flache Hereingabe jedoch geblockt wurde (17.). Besonders zwingend war auch das nicht. Aus dem Spiel heraus gelang den 05ern zunächst nicht viel. Dafür wurde es aber bei einer Standardsituation gefährlich. Anton Stach schlug einen Eckball vor das Berliner Tor, wo Dominik Kohr zum Kopfball ansetzte – drüber. Das Glück, das dem defensiven Mittelfeldspieler bei seinem Abschluss fehlte, hatte kurz darauf dann Silvan Widmer bei seinem Treffer zur 1:0-Führung. Der Schweizer wurde nach einer sehenswerten Kombination auf dem rechten Flügel von Karim Onisiwo in Szene gesetzt und schob die Kugel ins kurze Eck. Dort ließ Hertha-Keeper Marcel Lotka sie äußerst unglücklich unter seinen Armen durchrutschen (25.). Es war das vierte Saisontor des rechten Verteidigers. Im Gegenzug versuchte es Kevin Prince Boateng für die Hauptstädter aus der Distanz, schoss aber knapp drüber.

Der Führungstreffer schien den Rheinhessen Selbstvertrauen zu schenken und sie die anfängliche Verunsicherung abschütteln lassen. In Minute 35 war der Jubel erneut groß. Allerdings nur kurz. Das Tor von Anton Stach, der von halblinks aus rund 20 Metern abgezogen hatte, wurde aberkannt. Leandro Barreiro hatte im Abseits und im Blickfeld von Marcel Lotka gestanden. Von den Hausherren kam spielerisch gar nichts mehr. Und doch brachte Mainz 05 die Führung nicht in die Halbzeit. Nach einem Eckball von Marton Dardai blieb Boyata liegen. Nach Eingriff des VAR entschied Schiedsrichter Patrick Ittrich dann auf Strafstoß. 05-Kapitän Moussa Niakhaté war dem Berliner Innenverteidiger unabsichtlich in die Hacken gelaufen. Weil Trainer Bo Svensson dies überhaupt nicht wahrhaben wollte und reklamierte, sah er seine siebte Gelbe Karte in dieser Saison. Als Selke dann auch noch den Elfmeter per Flachschuss sicher ins linke Eck verwandelte (45. +5), waren die Gäste mächtig bedient. Mit 1:1 ging es in die Halbzeit. Für den lange ersehnten Auswärtssieg musste mehr kommen von der Svensson-Elf.

Mainzer Tore zählen nicht

Im zweiten Durchgang ging es gleich furios weiter. Denn zum zweiten Mal an diesem Abend zählte ein Mainzer Tor nicht: Karim Onisiwo setzte sich nach einer halbhohen Hereingabe gegen Marc Oliver Kempf durch und traf wuchtig unter die Latte. Allerdings hatte er den Ball zuvor mit der Hand gespielt (50.). Wohl um das Offensivspiel seiner Mannschaft zu beleben, wechselte Svensson in der 63. Spielminute Jean-Paul Boetius für Leandro Barreiro ein, der zwar wie üblich viel geackert hatte, offensiv aber diesmal keine nennenswerten Akzente setzte.

Rund 20 Minuten vor Schluss formte Schiedsrichter Ittrich mit seinen Fingern dann erneut ein Rechteck. Videobeweis. 05-Verteidiger Stefan Bell hatte im Berliner Sechzehner den Ellenbogen von Lucas Tousart ins Gesicht bekommen. Es hätte Strafstoß für Mainz geben können, doch Ittrich bewertete die Szene nach Ansicht der Wiederholung anders. Die 05er steckten nicht auf. Beinahe hätte Widmer seine starke Leistung mit einem weiteren Tor gekrönt, scheiterte mit seinem Kopfball aus kurzer Distanz jedoch an Lotka (75.). Kurz darauf brachte Svensson Marcus Ingvartsen für den an diesem Abend glücklosen Jonathan Burkardt. Zehn Minuten hatten die Gäste da noch, um den Auswärtsfluch zu brechen. Das sollte reichen. Denn dach einem Eckball von Anton Stach stieg Stefan Ball am höchsten und ließ dem Berliner Keeper mit seinem Kopfball ins rechte Eck keine Chance (81.). Den 2:1-Treffer bejubelten die 05-Profis vor den ihren mitgereisten Fans und ließen dafür auch den Regen aus Bierbechern über sich ergehen.

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Allerdings mussten die Mainzer noch ordentlich zittern: Zunächst beförderte Santiago Ascacibar das Leder aus rund 15 Metern an den Pfosten des Mainzer Tores (89.). Dann traf Davie Selke für die Berliner sogar per Kopfball. Doch auch dieses Tor zählte nicht, weil der Stürmer 05-Verteidiger Aaron zuvor geschubst hatte (90.). So blieb es beim spielerisch zwar nicht brillanten, in der Summe jedoch verdienten Sieg im letzten Auswärtsspiel dieser Bundesliga-Saison für den FSV Mainz 05.