Welch eine Blamage für den FSV Mainz 05! Der Fußball-Bundesligist hat bei RB Leipzig 0:8 verloren. Die höchste Bundesliga-Niederlage für die 05er.
LEIPZIG. Es war das schlechteste Spiel und zugleich die höchste Niederlage der Rheinhessen im Oberhaus, die mit diesem Ergebnis noch glimpflich davon kamen. Der bisherige Negativrekord war ein 0:6 am 17. März 2019 beim FC Bayern München. Marcel Sabitzer (5.), dreimal Timo Werner (30., 48., 87.), Christopher Nkunku (35.), Marcel Halstenberg (38.), Yussuf Poulsen (43.) und Nordi Mukiele (50.) trafen vor 38.517 Zuschauern im Leipziger Stadion für RB.
Der mutige Ansatz: Mainz 05 wollte sich gegen die Leipziger nicht einigeln und hatte in den ersten fünf Minuten auch zwei vielversprechende Angriffe, bei denen der letzte Pass zu ungenau war. Wer so gegen die konterstarken Leipziger, darf aber einen Fehler nicht machen: den Ball in der Vorwärtsbewegung verlieren. Das unterlief den Mainzer aber. Und das rächte sich bitterlich.
Die Fehlabspielfalle: In der fünften Minute verlor Kunde Malong den Ball an die Leipziger. Und wenige Sekunden später vollendete Marcel Sabitzer den Überfall-Angriff der Gastgeber zum 1:0. In der 30. Minute gab Jean-Paul Boetius den Ball ab, wieder ging es blitzschnell, und der Ball lag erneut im Netz. Torschütze war Timo Werner.
Werner in Weltklasseform: Dass Timo Werner die Mainzer als Gegner mag, war schon bekannt. Siebenmal hatte der 23-Jährige zuvor schon gegen die Rheinhessen getroffen. Doch nun steigerte sich der Nationalspieler noch einmal. Schon in den ersten 20 Minuten hatte er fünf Aktionen, bei denen entweder er selbst Gefahr brachte oder einer seiner Mitspieler anschließend gefährlich abschloss. Drei Tore und drei direkte Vorbereitungen standen am Ende auf seinem Konto. Und eine völlig überforderte Abwehrreihe auf der anderen Seite. Alexander Hack im Zentrum als Ersatz für den gesperrten Moussa Niakhaté und der überraschend als rechter Verteidiger anstelle von Daniel Brosinski aufgebotene Ronael Pierre-Gabriel erlebten ein völlig verkorkstes Comeback nach langer Startelf-Pause. Dem Geschwindigkeits-Fußball des Gegners waren sie nicht gewachsen
Und was war mit Schadensbegrenzung? Statt sich nach dem 0:2-Rückstand erst einmal zu sammeln, blieben die 05er passiv, störten die Leipziger kaum noch bei ihrem Tempofußball, so dass sich die Sachsen in einen ähnliche Rausch spielen konnten wie unter der Woche beim 6:1 im DFB-Pokal gegen den VfL Wolfsburg. 05-Trainer Sandro Schwarz reagierte erst nach dem 0:4 personell und brachte den defensiven Mittelfeldspieler Danny Latza für Stürmer Adam Szalai, gleichzeitig rüttelte der bei allen Gegentreffern weitgehend machtlose 05-Torhüter Robin Zentner seine Mitspieler verbal auf, lief über das halbe Feld zu ihnen. Aber auch das brachte zunächst keine Besserung. Bis zur 50. Minute, nur 20 Minuten nach dem 2:0, hatten die Leipziger auf 7:0 gestellt. Erst dann wurde es ruhiger. Zum einen, weil der eingewechselte Brosinski etwas mehr Zug in die Mainzer Defensivarbeit brachte. Vor allem aber, weil die Leipziger deutlich Tempo rausnahmen. Deren Trainer Julian Nagelsmann wechselte früh dreimal, um Profis zu schonen. Und so kamen die 05er am Ende noch deutlich glimpflicher davon, als nach 50 Minuten zu befürchten gewesen war.
Und jetzt? Kaum haben sich die 05er in dieser Saison etwas Luft im Abstiegskampf verschafft, kommt der nächste Rückschlag. Die Tordifferenz ist nach dem zweiten Debakel in dieser Saison – schon gegen die Bayern hatten sie 1:6 verloren – endgültig verkorkst. Und erneut gehen sie unter großem Druck in ein Heimspiel. Am kommenden Samstag gegen Union Berlin müssen die 05er eine adäquate Reaktion zeigen. Sonst wird es ungemütlich. Ein Debakel gegen den FC Bayern, eine ernüchternde Leistung beim 0:1 gegen Fortuna Düsseldorf, nun die Blamage in Leipzig. Drei desaströse Vorstellungen in einer Saison sind eigentlich schon zu viele.