Im Abstiegskampf heißt die Devise: Entspannung, aber keine Entwarung
WEINSHEIM. Es hat schon etwas von einem Neuanfang, den die Bezirksliga-Fußballer der SG Weinsheim an diesem Wochenende begehen. Um 15 Uhr steht für die Elf vom Palmstein gegen den SV Niederwörresbach das erste Spiel der Abstiegsrunde auf dem Programm.
„Es wird auch höchste Zeit, dass es weitergeht”, sagt Trainer Detlev Christmann nach turbulenten Wochen. Am 28. November verabschiedete sich die SGW mit einem 2:0 gegen Alsenztal in die vorgezogene Winterpause, dann folgte die große Leere. Alle sechs geplanten Vorbereitungsspiele fielen Corona bedingt aus. Zwischenzeitlich vermeldeten die Weinsheimer fast 20 Infizierte. An „planmäßigen Trainingsbetrieb” sei über Wochen hinweg nicht zu denken gewesen, erklärt der Trainer. „Es hat uns wirklich ganz schön heftig erwischt”, schaut der 51-Jährige zurück.
In den Nachholspielen gegen Planig (1:9) und gegen die Kleine Eintracht (1:2) offenbarte sich im Anschluss die katastrophale Winterpause der SGW. „So traurig es ist, aber überraschend kam das nicht”, sagt Christmann, der in der Not sogar selbst nochmal das Trikot überstreifte. Bei der Vielzahl an Corona-Fällen drei aktive Mannschaften am Laufen zu halten, eine Mammutaufgabe. „Zum Glück hat es sich mittlerweile wieder etwas entspannt”, berichtet der Bezirksliga-Trainer.
Pünktlich zum Start der Play-offs konnte „Junior” zumindest das Gros seiner Spieler wieder auf dem Trainingsplatz begrüßen. Von Entwarnung könne aber nach wie vor keine Rede sein. „Es klingt ja immer so schön, wenn man dann wieder negativ ist”, sagt Christmann, „aber spielfähig ist man dadurch noch lange nicht.” Aus diesem Grund brach der 51-Jährige direkt in der ersten halbwegs vollzähligen Einheit eine Lanze für sein Team: „Ich werde hier niemandes Gesundheit aufs Spiel setzen”, betonte der Übungsleiter vor versammelter Mannschaft. „Wer nicht mindestens eine komplette Einheit durchgezogen hat, ohne dabei groß außer Atem zu sein, wird bei mir nicht spielen”, möchte der Routinier seine Youngster vor falschem Ehrgeiz schützen. „Mit 19 oder 20 Jahren wollte ich auch unbedingt alles das am besten sofort. Aber damit ist jetzt nicht zu scherzen”, zog der Trainer notfalls auch die Eltern seiner Spieler mit hinzu, wenn die Jungs entgegen der Empfehlung direkt wieder zu 100 Prozent einsteigen wollten. „Wenn da etwas passiert, wirst du dein Lebtag nicht mehr froh. Da gehen wir Null komma Null Risiko ein.”
Auch den meisten anderen Klubs, da ist sich Christmann sicher, geht es so. „Früher oder später wird es jeden erwischen, da brauchen wir uns nichts vormachen”, sagt er und wurde prompt bestätigt, weil der Gegner aus Merxheim einen Corona-Ausbruch zu beklagen hatte. „Das war sicher auch nicht das letzte Mal”, sagt Junior, dem die zwei weiteren spielfreien Wochen ganz gelegen kamen. „So konnte ich mir die Jungs mal in Ruhe beobachten und ganz behutsam schauen, wie weit wir sind.”
Vorbereitung 2.0 quasi. Leisten kann man sich das vorerst auch, weil man mit 15 Punkten in die Abstiegsrunde gegangen ist. „Durch sind wir noch lange nicht, aber wir haben natürlich weniger Druck wie die Vereine, die ganz unten drin stecken. Die trifft so eine Corona-Welle natürlich doppelt so hart”, fasst Christmann zusammen. Je früher man das Ticket für eine weitere Bezirksliga ziehe, desto besser. „Dann wartet hoffentlich wieder eine komplette Runde ohne Corona-Zwischenfälle”, blickt der Weinsheimer Trainer voraus und zeigt: Träumen ist selbst im Abstiegskampf erlaubt.