Nach dem plötzlichen Tod eines Fußballers von der TSG Planig in Weinsheim sitzt der Schock tief. In dieser schweren Situation empfehlen Seelsorger dem Klub einen Experten...
BAD KREUZNACH. Es ist kein Wochenstart wie jeder andere. Die schrecklichen Ereignisse in Weinsheim vom Sonntagmittag wirken nach, lassen alles andere klein und unbedeutend wirken. Der Schock sitzt tief. Stundenlang bangte eine ganze Region mit dem 29-jährigen Fußballer der TSG Planig, der beim B-Klassespiel gegen die SG Weinsheim plötzlich zusammenbrach. Ohne Fremdeinwirkung. Herzstillstand. Am frühen Abend, als sich die Nachricht, der Spieler sei auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben, verbreitet, folgt die große Leere. Fassungslosigkeit, Trauer, Anteilnahme.
Fußball-Familie rückt zusammen und spendet Trost
In den sozialen Netzwerken rückte die Fußball-Familie zusammen, sprach allen Angehörigen ihr Mitgefühl aus und bot Hilfe an. „Wir können nicht in Worte fassen, was wir empfinden und uns schon gar nicht vorstellen, wie ihr euch fühlt“, schieb etwa die SG Alsenztal und stellte klar: „Sollte die Familie oder Ihr als Verein irgendwie Hilfe oder Unterstützung benötigen, stehen wir fest an eurer Seite.“ Es sei schwer, tröstende Worte zu finden, wünschten nicht nur die Fußballer von Karadeniz Bad Kreuznach allen Betroffenen „viel Kraft und Zuversicht“. Von einer „riesengroßen Leere“ spricht David Klose. Der ehemalige Trainer der TSG Planig war ebenfalls in Weinsheim, weil er seinen früheren Spielern, von denen ein Großteil in der Reserve aktiv ist, versprochen hatte, sich ein Spiel anzusehen. „Wir haben draußen gestanden und konnten das überhaupt nicht begreifen. Alle waren fix und fertig“, berichtet Klose tief betroffen. Auch Vereine aus anderen Fußballkreisen meldeten sich zu Wort: „In diesen schweren Stunden sind wir in Gedanken bei Euch“, schrieb etwa der FV Budenheim (A-Klasse Mainz-Bingen).
„Dieser Zusammenhalt der Fußballer ist riesig und klasse“, sagt Bad Kreuznachs Kreisvorsitzender Thomas Dubravsky. „Egal wo und egal was passiert, wenn es drauf ankommt, sind alle da“, betont der 52-Jährige, dessen Telefon am Sonntagabend nicht mehr stillstand. „So etwas ist das Allerschlimmste, das passieren kann.“ Auch bei Klassenleiter Udo Marx sitzt der Schock noch ziemlich tief. Üblicherweise würde in einer Sondersitzung des Kreisvorstandes darüber entschieden, wie man mit der Situation umgehe. „Die braucht es in diesem Fall nicht“, stellt Kreischef Thomas Dubravsky klar. In Telefonaten mit den TSG-Verantwortlichen habe er den Planigern bereits angeboten, alle Spiele im Kalenderjahr 2019 abzusetzen. „Die würden dann im neuen Jahr nachgeholt“, erklärt der 52-Jährige.
Ob die TSG von diesem Angebot Gebrauch macht, wird sich frühestens Ende der Woche entscheiden, wenn Spieler und Vereinsverantwortliche sich in einer gemeinsamen Besprechung ausgetauscht haben. Besprochen hat sich Thomas Dubravsky auch mit Michael Monath, Geschäftsführer des Südwestdeutschen Fußballverbandes, der zusichert: „Wir müssen sehen, was notwendig und vor allem was gewünscht ist. Wir haben auf jeden Fall immer ein offenes Ohr, stehen mit dem Verein in Kontakt und werden versuchen, zu helfen und zu unterstützen.“ Auch das Beauftragen einer der DFB-Stiftungen wäre in diesem Zusammenhang denkbar. „Es bringt jetzt nichts, wenn gleich alle losrennen, sondern es ist wichtig, die Maßnahmen zu koordinieren“, sagt Monath.
Zur Seelsorge einen Experten ins Boot holen
Welche Folgen der tragische Verlust für den Verein und die Spieler hat, lässt sich nicht bemessen. „Da ist großes Feingefühl gefragt, denn Trauer ist für jeden Menschen individuell“, erklärt Mona Müller (Name von der Redaktion geändert) von der Seelsorge der Diakonie in Bad Kreuznach. Wichtig sei es, sich für die Bewältigung und den Umgang mit dieser Ausnahmesituation einen Experten mit ins Boot zu holen. „Einer fremden Person vertraut man sich eher im Einzelgespräch an, als beispielsweise den Mitspielern“, mutmaßt die Seelsorgerin. Für den ersten Moment gelte sicher: Mehr sprechen, als Fußballspielen. „Dadurch kann der Übergang zum Spiel wieder gelingen“, sagt Müller. Grundsätzlich, so die Expertin, sei ein festes Band wie eine Mannschaft sehr gut dazu geeignet, zu stützen und Halt zu geben. Auch eine, wie von Verbandsseite angebotenen „Auszeit“, sei keine Lösung, die allen Betroffenen gerecht werden würde. „Da muss man schauen, was jedem Einzelnen guttut. Man kann es nicht pauschal für alle Spieler beantworten, sondern muss in die Mannschaft hineinfragen, wer will spielen und wer nicht“, sagt Müller.