KAISERSLAUTERN - Im Armenhaus der Dritten Fußball-Liga ist die wirtschaftliche Not noch größer geworden: Dem 1. FC Kaiserslautern fehlten bereits vor der Corona-Krise elf Millionen Euro, um den Spielbetrieb für die nächste Saison zu sichern. Durch den Ausfall der Spiele hat sich die kritische Lage noch einmal zugespitzt: eine zusätzliche Million an Einnahmen muss der Fritz-Walter-Club verbuchen.
„Natürlich kümmert sich in einer solchen, nie da gewesenen Krise auch erst einmal jeder um seine Gesundheit, die der Familie und um sein eigenes Unternehmen“, sagte FCK-Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt der „Rheinpfalz“. Er nimmt auch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in die Pflicht. „Den Vereinen der Dritten Liga müssen zumindest außerordentliche Erleichterungen im Lizenzierungsverfahren zugesichert werden. Unter anderem müssen alle Fristen für den Nachweis der Finanzierung der kommenden Saison 2020/21 verlängert und Hürden gesenkt werden.“
Die Partien der Dritten Liga sind zunächst bis zum 30. April ausgesetzt. Der Traditionsklub hat momentan nur wenige Einnahmen, die Ausgaben – wie die Miete für das Stadion auf dem Betzenberg – laufen jedoch weiter. Mit der Partie gegen Spitzenreiter MSV Duisburg war am Wochenende bereits das fünfte Pflichtspiel ausgefallen. Profis und Mitarbeiter sind seit 17. März in Kurzarbeit. Derzeit hofft man beim FCK, dass die Mannschaft um Trainer Boris Schommers am 20. April das Mannschaftstraining wieder aufnehmen kann. Bis dahin trainieren die Profis zuhause.
Der viermalige Deutsche Meister kämpft derweil auch um die Lizenz.
Schon vor der Zuspitzung durch die Corona-Pandemie hatten die Pfälzer Anfang März bei der Stadtsparkasse Kaiserslautern ein Darlehen in Höhe von 2,6 Millionen Euro in Anspruch nehmen müssen, für das der Luxemburger Bauunternehmer Flavio Becca bürgt. So sollten laufende Kosten für die aktuelle Saison gedeckt werden.
Dieser Betrag muss bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahres Ende Juni zurückgezahlt werden. Ist der FCK dazu selbst nicht in der Lage, muss Becca die Summe zahlen. „Nach wie vor hat Herr Becca natürlich die Möglichkeit, das Darlehen in Anteile umzuwandeln“, sagte Voigt. Dieses Szenario erscheint aber unwahrscheinlich.
Zumal der SWR in der vergangenen Woche berichtet hatte, dass Voigt zufolge das von Becca zugesicherte Geld für die Ablösesummen der im Sommer 2019 verpflichteten Spieler Janik Bachmann und Lucas Röser nicht geflossen sei. Mit rund 700 000 Euro ergäbe sich dadurch ein weiteres Loch in der Kasse.
Hoffnung beruht auf Transfers und auf den Fans
Dieses könnte kurzfristig am ehesten durch Spielertransfers gestopft werden. U21-Nationalkeeper Lennart Grill steht vor einem Wechsel zum Bundesligisten Bayer Leverkusen, rund zwei Millionen Euro sollen dabei fließen. Zweitligist 1. FC Heidenheim hat Interesse an Mittelfeldspieler Florian Pick und Angreifer Christian Kühlwetter. Für das Duo, das bis 2021 gebunden ist, wäre ebenfalls eine Ablöse fällig.
Für einen Lichtblick sorgen die Fans: Sollte die Saison vorzeitig beendet werden müssen, haben viele Anhänger angekündigt, dass sie auf eine Rückerstattung des Geldes für bereits gekaufte Heimspieltickets verzichten.