Kolumne von Eric Scherer: Publikum unzufrieden, Trainer unglücklich - dennoch etwas gelernt
Nach dem torlosen Remis des 1. FC Kaiserslautern gegen den Halleschen FC herrschte allgemeine Unzufriedenheit. Dennoch hat die Nullnummer die Hildmann-Schützlinge weitergebracht.
Von Eric Scherer
Er beleuchtet das Geschehen rund um den Betzenberg: Eric Scherer. Foto/Grafik: Scherer/Wilinski
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KAISERSLAUTERN - Zum dritten Mal in dieser Saison kommt der 1. FC Kaiserslautern im eigenen Stadion nicht über ein 0:0 hinaus. Dass da der Anhang nicht zufrieden ist, verwundert nicht. Dass gleich beide Trainer hinterher nicht glücklich sind und dies auch öffentlich kundtun, ist da schon erstaunlicher. Um nach dem torlosen Remis gegen den Halleschen FC etwas hoffnungsfroh Stimmendes aus dem Lautrer Lager zu hören, mussten die Medienvertreter schon die Spieler fragen. Offensivspieler Christoph Hemlein merkte immerhin an, dass es „kein katastrophales Spiel“ des FCK gewesen sei, na also. Dazu lässt sich ergänzen: Ein bisschen hat diese Nullnummer die Hildmann-Schützlinge sogar weitergebracht. Denn die zweite Halbzeit hat ihnen gezeigt, dass sie hoch und „vorwärts“ verteidigen und es dennoch schaffen können, die eigene Kiste sauber zu halten.
Es war ein Spiel zweier Mannschaften, die im Prinzip das gleiche spielen wollten – nur, dass die eine dies eben einen Tick besser konnte. Weil ihre Abläufe besser abgestimmt sind und sie auch in punkto individueller Qualität ein bisschen mehr zu bieten hat. Und das, obwohl der Kader der Hallenser im vergangenen Sommer auf 15 Positionen verändert wurde und ihr Lizenzspieleretat etwa 1,5 Millionen Euro unter dem der Lautrer liegt. Auch Halle-Trainer Torsten Ziegner ist erst seit Beginn dieser Saison im Amt. Manche Teams brauchen anscheinend doch nicht so viel Zeit und auch nicht so viel Geld, wie sie die Herren Bader und Frontzeck für den FCK beanspruchten.
Weniger Risiko bedeutet nicht mehr Sicherheit
Beide Mannschaften wollen sich im Kollektiv eng verschieben, oft schon in Gegners Hälfte die Räume verdichten, Bälle erobern, danach mit schnellen, aber möglichst präzisen Pässen in den Strafraum des Gegners kommen. Zu langen Ballstafetten kann es da auf beiden Seiten kaum kommen, entsprechend viele Unterbrechungen zählte die Partie in Hälfte eins.
Lautern allerdings gibt sich insgesamt aber zunächst zurückhaltender an – und wird dafür beinahe direkt bestraft. Mathias Fetsch kommt schon nach vier Minuten in der Box frei zum Schuss. 25 Minuten später hat Bentley Bexter Bahn eine noch dickere Einschussgelegenheit, doch Lennart Grill pariert stark. Damit hätte sich Halle schon früh auf die Siegerstraße bringen können.
„Uns steckte das Spiel gegen Preußen Münster noch in den Köpfen, das hat man am Anfang gesehen“, erklärt Sascha Hildmann später. Bei der jüngsten 0:2-Auswärtsniederlage hatte sich seine Mannschaft nämlich mit forschem, aber unscharfem Angriffspressing beschert. Doch weniger Risiko bringt eben nicht unbedingt mehr Sicherheit.
Im 1:1 nicht durchgesetzt? Daran wird sich sobald wohl nichts ändern
Und nach vorne geht kaum was. Die einzige wirkliche Torgelegenheit für Lautern in der ersten Hälfte resultiert aus einer Freistoßflanke Janek Sternbergs – immerhin: eine beinahe erfolgreiche Standardsituation, auch eine Seltenheit beim FCK 18/19 –, die der aufgerückte Innenverteidiger André Hainault aus spitzem Winkel in hohem Bogen beinahe im langen Eck platziert hätte, hätte ein Hallenser den Ball nicht von der Torlinie an den Pfosten geköpft. Das setzte unter den 19.000 Zuschauern wenigstens mal ein bisschen Adrenalin frei.
„Da erwarte ich von uns mehr Qualität“, kritisierte Sascha Hildmann hinterher. „Wir haben bei zwei, drei Möglichkeiten nicht im richtigen Moment aufgedreht und den Ball gespielt, und uns auch nicht im 1:1 durchgesetzt.“
Die Mannschaft bis Saisonende noch entscheidend weiterzubringen, was den dritten Punkt angeht, dürfte Hildmann allerdings schwer fallen. Bislang hat sich nur Florian Pick als einer hervorgetan, der einigermaßen erfolgversprechend ins Dribbling gehen kann. Danach aber gelingt ihm selten ein guter Abschluss. Immerhin: Der in der Schlussphase eingewechselte Antonio Jonjic zeigt da zumindest gute Ansätze.