Balance stimmt nicht: FCK-Offensive gegen Halle zu harmlos
Hinten dicht, aber vorne ohne Punch. Der 1. FC Kaiserslautern offenbart gegen den Halleschen FC einmal mehr Probleme im Offensivspiel. Daran ändern auch die „Pendler“ auf den Außenbahnen nichts.
Von Tommy Rhein
Sportredakteur Mainz
Der Einsatz stimmte: Die FCK-Defensive um Jan Löhmannsröben (rechts) ließ hinten wenig zu.
(Foto: imago)
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KAISERSLAUTERN - Sascha Hildmann spricht bei seinen beiden Flügelspielern gerne von „Pendler“. Der Trainer des Fußball-Drittligisten 1. FC Kaiserslautern meint damit, dass die die eigentlich Außenverteidigern dahingehend umfunktioniert werden sollen, dass zwischen Offensive und Defensive pendeln. Das 0:0 gegen den Halleschen FC zeigte am Samstagnachmittag nun anschaulich, dass diese Idee von den Spielern noch nicht gänzlich verinnerlicht wurde.
Besonders die erste Halbzeit war dafür ein Beleg. Aus dem Spiel heraus schafften es die Pfälzer nicht, den Ball in den Strafraum oder gar bis hin zu einer Torchance zu befördern. Zu viele Anläufe verpufften durch Ungenauigkeiten. Die defensiven Außen Janek Sternberg und Dominik Schad kam erst gar nicht zum „Pendeln“. „Ich erwarte mehr Qualität im Spiel nach vorne“, äußerte sich Hildmann im Anschluss an die Partie kritisch.
In die gleiche Kerbe schlug Innenverteidiger André Hainault: „Wir waren heute einfach ein bisschen zu defensiv, deshalb müssen wir mit dem Punkt leben.“ Sternberg, der erstmals von Beginn an in der „Pendler“-Rolle agierte, sah diese positiv. „Ich bin ja eher ein offensiver Außenverteidiger und fühle mich entsprechend wohl in der Rolle“, sagte er. Im oder am gegnerischen Strafraum war er besonders in Hälfte eins jedoch kaum zu sehen.
Schema
1. FC Kaiserslautern: Grill - Kraus, Hainault, Gottwalt - D. Schad, Löhmannsröben, Sickinger, Sternberg - Hemlein (85. Pick), Biada (54. Jonjic) - Thiele (79. E. Huth)
Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz)
Zuschauer: 19.176
Gelbe Karten: Sternberg (7), D. Schad (1) / Pronichev (1), Heyer (6)
Defensiv ordentlich: Viertes Zu-Null-Spiel unter Trainer Hildmann
Dass es auch anders geht, zeigte der Beginn der zweiten Halbzeit. Über die ersten zehn Minuten stimmte die Balance. Hildmann ließ sein Team nach dem Seitenwechsel zudem deutlich höher agieren. Prompt gab es Chancen aus dem Spiel heraus, der Führungstreffer lag in der Luft. Angreifer Timmy Thiele fehlte jedoch mal der letzte Punch im Abschluss und mal die Unterstützung in der Box. Halle stellte sich anschließend aber besser auf die veränderte FCK-Strategie ein, machte wieder dicht. Die letzten Minuten ähnelten dann wieder dem klassischen 0:0 der schlechteren Sorte. „Wir haben zwar weiterhin höher angegriffen, aber die Qualität in der Box war einfach schlecht“, erklärte Hildmann. „Vorne müssen wir einfach mehr Gefahr erzeugen.“
Immerhin schlägt das Pendel zumindest in die andere Richtung gut aus. Denn defensiv agierte der FCK ordentlich, hatte nur in der Anfangsphase erhebliche Probleme mit den Gästen. Halles Großchancen in der ersten Halbzeit blieben aber ohne Ertrag. „Defensiv war das okay. Es war das vierte Mal zu Null jetzt. Das ist die Basis“, sagte Hildmann. Die Dreierkette, die bei gegnerischem Ballbesitz zur Fünferkette wird, stabilisiert sich zunehmend. Auch wenn die Unsicherheit aus dem jüngsten 0:2 in Münster sich noch auf die Anfangsminuten übertrug. Spätestens nach der Pause fand Halle aber keine Lücken mehr in der FCK-Kette.
Doppelt bitter: Aufstiegskandidaten lassen Punkte liegen
Eigentlich sahen die 19.176 Zuschauer also eine ordentliche Leistung des FCK, der sich gegen eine der spielstärksten Mannschaften der Liga behauptete und dem Sieg mindestens genauso nahe war wie der Gegner. Ein Blick auf die Tabelle und die Punktverluste der Spitzenteams macht jedoch deutlich, welch große Chance die Pfälzer gegen Halle ausließen. Am kommenden Samstag steht die Fahrt zum Tabellenzweiten nach Karlsruhe an. Wieder ein schweres Spiel und wieder ein äußerst schmaler Grat, den die „Pendler“ zwischen Risiko und Absicherung gehen müssen.