Mario Becker ist Vorsitzender der Fan-Region Rheinhessen und sitzt im Fanbeirat des FCK. Er hat die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass es bald wieder weiter nach oben geht.
Mario Becker BK/Axel Schmitz
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SIEFERSHEIM - Siefersheim. Seit sieben Jahren ist der FC Kaiserslautern in stetigem Niedergang. Fanbeirat Mario Becker erklärt, warum das so ist und warum es so schwer ist, aus dem Abwärtssog herauszukommen.
Herr Becker, wie fühlt es sich derzeit an, ein FCK-Fan zu sein?
Das ist eine sehr gute Frage. Ich will es mal so sagen: Wir haben uns an Kummer gewöhnt. Da hat man nach einem Sieg wieder die Hoffnung, dass es endlich besser wird, und dann kriegt man wieder wie gegen Zwickau in der letzten Sekunde den Ausgleich und es fühlt sich wie eine Niederlage an.
Wie sieht die Fanszene die sportliche Entwicklung?
Da muss man so ehrlich sein und sagen, dass die eher negativ zu sehen ist. Wir sind mit dem zweithöchsten Etat aller Drittligavereine in die Saison gegangen. Da ist ein 13. Tabellenplatz natürlich enttäuschend. Es macht Mut, dass einige unserer U 23-Spieler den Sprung in die Drittligamannschaft geschafft haben, aber viele Spieler, die geholt wurden, haben nicht die Erwartungen erfüllt.
ZUR PERSON
Mario Becker ist Vorsitzender der Fan-Region Rheinhessen und sitzt im Fanbeirat des FCK. Beruflich ist der Siefersheimer als Inhaber einer Agentur für Pflege und Rund-um-die-Uhr-Betreuung eingespannt.
Jetzt gibt es ja Berechnungen, dass Ihr Team ohne die vielen späten Gegentore auf dem zweiten Tabellenplatz liegen würde.
Ich gehöre nicht zu denen, die so etwas eine große Beachtung schenken. Wir alle wissen, dass ein Spiel 90 Minuten und ein bisschen länger dauert. Und man muss eben über die gesamte Spielzeit die Konzentration hochhalten. Wenn das, aus welchem Grund auch immer, nicht gelingt, machen wir etwas verkehrt. Klar, wir könnten vielleicht zwei, drei Plätze besser liegen, das war es dann aber auch.
Woran liegt es, dass es sportlich nicht endlich wieder aufwärts geht?
In erster Linie fehlt das Geld. Wenn wir nicht bald einen Großinvestor finden und im nächsten Jahr wieder in die Zweite Liga aufsteigen, ist der Verein aus meiner Sicht nicht mehr zu retten. Aber auch das Geld, das hier in dieser Saison zur Verfügung stand, ist nicht richtig eingesetzt worden. Sonst würden wir nicht auf dem 13. Tabellenplatz stehen. Als Uwe Stöver seinen Vertrag wegen Differenzen mit dem damaligen Aufsichtsratschef frühzeitig beendet hat und nach St. Pauli gegangen ist, ging die ganze Misere los. Wir waren in der wichtigsten Phase vor der Saison 2017/2018 ohne erfahrene Kompetenz im sportlichen Bereich und wurden Letzter mit einem hohen teilweise auf Pump finanzierten Etat.
Sind es aber vielleicht nicht auch die sehr hohen Erwartungen der Fans, die die Spieler mehr verunsichern, als pushen?
Ich weiß gar nicht, ob die Erwartungshaltung wirklich noch so hoch ist. Klar, vor der Saison war da die Vorstellung, dass es gleich wieder nach oben geht und dann das Spiel gegen 1860 München mit über 40 000 Zuschauern und dem Sieg, das hat Hoffnung gemacht. Aber dann kam es so, wie es hier seit Jahren kommt: Das einzige Konstante am FCK ist die Inkonstanz. Das wissen wir alle und trotzdem gehen wir immer wieder auf den Betzenberg in der Hoffnung, dass es nach sieben schlechten Jahren doch wieder nach oben geht.
Die Mannschaft und ihr Abschneiden sind das eine, aber wie sieht ein eingefleischter Kaiserslautern-Fan die Außenwirkung von Vereinsspitze und Aufsichtsrat?
Also was der Aufsichtsrat am Anfang des Jahres gemacht hat, das war wirklich beschämend. Glücklicherweise haben die sich inzwischen wieder zusammengerissen. Wie da Interna über mögliche Investoren in die Öffentlichkeit geraten sind und die Streitigkeiten darüber, das geht einfach gar nicht.
Was muss da anders werden?
Auch auf oberster Führungsebene muss mehr Einigkeit herrschen. Und da, wo gestritten und diskutiert werden muss, sollte es um den Verein gehen und nicht um eigene Befindlichkeiten. Obwohl der FCK in die Dritte Liga abgestiegen ist, ist da noch ein unglaubliches Potenzial. Das sieht man an den Einschaltquoten, das merkt man daran, dass immer noch ein harter Kern von 20 000 Zuschauern zu jedem Heimspiel kommt. Bei interessanten Gegnern sind es sogar noch wesentlich mehr. Und da sind viele mit dabei, die anders als ich die großen Zeiten mit Meisterschaft und Europapokalteilnahme miterlebt haben. Man muss schon sagen, dass damals ein anderer, schönerer Fußball gespielt wurde, als wir ihn jetzt auf dem Betzenberg geboten bekommen.
Sie sind also auch der Meinung, dass die Marke FCK trotz des Niedergangs so viel an Wert besitzt, dass ein Investor mit einer größeren Summe einsteigen könnte?
Ja, aber es drängt auch die Zeit. Jetzt kommt wahrscheinlich die neue Fan-Anleihe. Aber mit der verschaffen wir uns nur etwas Luft. Der Verein braucht einen Großinvestor, der mit 30 bis 50 Millionen den Neuaufbau finanziert. Wenn wir den nicht finden, sehe ich keinen Weg raus aus der Abwärtsspirale. Und ich bin mir sicher, dass wir uns mehr als ein weiteres Jahr Dritte Liga nicht leisten können.
Wie sicher sind Sie denn, dass eine neue Fan-Anleihe ähnlich erfolgreich wird, wie die alte?
Die neue Fananleihe bietet zuerst mal die Möglichkeit, die alte Anleihe in die neue zu fast gleichen Konditionen umzuwandeln. Natürlich gibt es Fans, die jetzt ihr Geld wieder zurückhaben wollen, aber ich hoffe für den FCK, dass man die mit der Anleihe und der Zwischenfinanzierung erkaufte Zeit dann auch wirklich für die Zukunft des Vereins nutzt.