Eintracht Frankfurt: Muss Pokalheld Gacinovic gehen?
Er läuft viel, aber er trifft wenig. Eintracht Frankfurts Mittelfeldspieler Mijat Gacinovic steht auf der Verkaufsliste von Manager Hübner und Trainer Hütter.
Von Peppi Schmitt
Spielt oft, trifft aber weniger für die Eintracht als er vielleicht müsste: Mijat Gacinovic (links, hier im Duell mit Bayern Münchens Benjamin Pavard).
(Archivfoto: dpa)
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FRANKFURT - Dass die Frankfurter Eintracht ihren Kader für die kommende Saison deutlich verkleinern muss und will, ist unstrittig und wurde von Manager Bruno Hübner und Trainer Adi Hütter so auch explizit vertreten. Aktuell stehen 33 Spieler unter Vertrag, deutlich zu viele. Der Trainer möchte mit ungefähr 25 Spielern in die Saison gehen. Also müssen weitere Profis den Klub verlassen. Zu jenen, deren Namen für einen Platz auf der Verkaufsliste immer wieder fallen, gehört Mijat Gacinovic.
Das ist der Mann für die speziellen Momente bei der Eintracht. Aber er ist auch der Mann für fehlende Effektivität, der Typ Mitläufer, der seit Jahren zum Stamm gehört, aber nie wirklich Stammspieler geworden ist. Gacinovic (25) ist 2015 von Vojvodina Novi Sad zur Eintracht gekommen, hat damals 1,25 Millionen Euro Ablöse gekostet. Sei ursprünglicher Vertrag wurde zwischenzeitlich schon zweimal verlängert, läuft jetzt bis 2022. Sein aktueller Marktwert wird bei „transfermarkt.de“ mit sieben Millionen Euro angegeben. Für diese Summe, und sicher auch für ein paar Euro weniger, würde die Eintracht ihn in diesem Sommer wohl abgeben. So zumindest die Tendenz.
Der „Fall Gacinovic“ ist bei der Eintracht ein besonderer. Es gibt harte und weiche Faktoren. Die harten entspringen der Statistik: In 116 Bundesligaspielen hat Gacinovic nur drei Tore erzielt und acht Vorlagen gegeben. Das ist für einen offensiven Mittelfeldspieler, dem sich in jeder Begegnung ganz grundsätzlich die Gelegenheit bietet mit in den gegnerischen Strafraum zu gehen, eine erbärmliche Bilanz.
In der abgelaufenen Saison hat er bei 23 Einsätzen kein einziges Tor erzielt und lediglich ein einziges Tor vorbereitet. Eine Fortentwicklung war da bei bestem Willen nicht zu erkennen. Das hat auch den Trainer zu denken gegeben. Zur Wahrheit bei Gacinovics sportlicher Beurteilung gehört aber auch, dass er dauerhaft zu den laufstärksten und fleißigsten Spielern der Eintracht gehört. Das alleine aber war in den letzten Wochen und Monaten schlicht zu wenig.
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Bei Mijat Gacinovic gibt es aber auch weiche Faktoren, die bei der Beurteilung ins Gewicht fallen müssen. Wenn er denn mal Tore schießt, dann sind es wichtige. Unvergessen sein Treffer zum 3:1 im Pokalendspiel gegen die Bayern vor zwei Jahren, als die ganze Mannschaft ihn von der Bank aus bei seinem 70-Meter-Lauf begleitete, als 40 000 Frankfurter auf den Rängen quasi mit ihm rannten und Millionen an den Fernsehschirmen in Kneipen oder Wohnzimmern mit ihm zitterten, ehe der Ball im Tor lag. Mit diesem Treffer hat er sich einen Platz in den Geschichtsbüchern erobert. Vielleicht noch wichtiger war sein Tor zum 1:1 im ersten Relegationsspiel um den Klassenerhalt in der Bundesliga 2016. Da hat er im Hinspiel das 1:1 gegen den 1.FC Nürnberg geschossen und vier Tage später beim Rückspiel dem Kollegen Haris Seferovic den Ball zum 1:0-Siegtreffer vorgelegt.
Für die Fans ist Gacinovic ein Held
Gacinovic ist für die Fans ein „Held“. Und er ist in der Mannschaft äußerst beliebt, sein Wort zählt in der Kabine. Er ist ein freundlicher Mensch, ein kluger Kopf, ein gut erzogener junger Mann, Typ „Schwiegersohn“. Als einziger aus der sogenannten „Balkan“-Fraktion hat er wirklich die deutsche Sprache gelernt und gibt Interviews in deutscher Sprache. Was ihm auch bei den Medien große Anerkennung eingebracht hat. Dieser menschliche Aspekt gehört auch zum „Gesamtpaket“ Mijat Gacinovic. Zumal die Frankfurter Kabine mit Gelson Fernandes, Johnny de Guzman und Marco Russ sowieso schon drei Integrationsfiguren verliert.
Gacinovic, aktueller Nationalspieler Serbiens (18 Länderspiele), wird am Ende die Entscheidung treffen müssen: Ein weiterer Versuch, sich bei der Eintracht doch noch zu etablieren, oder eine neue Herausforderung suchen. Frankfurt zu verlassen, würde ihm sicher schwerfallen. „Ich bin hier nicht in meiner Heimat, aber ich fühle mich wie zu Hause“, hat er Anfang des Jahres in einem Interview gesagt, „was ich hier in Frankfurt habe, ist schwer irgend woanders wiederzufinden.“ Hört sich nicht unbedingt nach Abschied an.