SV Darmstadt 98: Nur noch zwei Etappen bis zum Ziel
Von Jan Felber
Sportredakteur
Verteidiger Romain Brégerie lässt sich nur selten aus der Ruhe bringen. Foto: Jan Hübner
( Foto: Jan Hübner)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Romain Brégerie lässt sich nur durch wenig aus der Ruhe bringen. Der Innenverteidiger des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98, der bis Saisonende vom FC Ingolstadt an die Lilien ausgeliehen ist, bekennt ganz offen und ehrlich, dass er auch eine Dreiviertelstunde vor einem Spiel immer noch völlig entspannt ist – wie an einem ganz gewöhnlichen Tag. Und auch auf dem Platz ist der Franzose die Ruhe in Person – sogar wenn auf der Anzeigetafel Ergebnisse eingeblendet werden, die ihm eigentlich nicht gefallen können.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, das mal gesehen zu haben“, sagt der 31-Jährige. „Wir sind im Spiel viel zu fokussiert, da habe ich wirklich noch nie hingeguckt.“ Es bringe ja auch nichts, sagt der Defensivspieler. „In zwei, drei Minuten kann es schon wieder komplett anders aussehen. Wir kennen unseren eigenen Weg und müssen nicht über die anderen nachdenken.“
Er selbst ist weder abergläubisch noch hat er irgendwelche Rituale. „Ich brauche vor einem Spiel auch keine Musik oder so etwas. Je näher eine Partie kommt, desto höher wird natürlich auch die Anspannung. Das ist ein ganz normaler Prozess.“ So wird es auch am Sonntag sein, wenn die Lilien um 15.30 Uhr bei Jahn Regensburg antreten – ein eminent wichtiges Spiel im Abstiegskampf. Doch von solchen Partien gab es in der Vergangenheit genug, sie haben sich daran gewöhnt am Böllenfalltor. „Mit dem Anpfiff müssen wir bei 100 Prozent sein“, weiß Brégerie.
Glaube und Optimismus sind immer da gewesen
Glaube und Optimismus seien immer da gewesen in den vergangenen Monaten, als es für die Lilien um alles ging im Abstiegskampf. Brégerie war im Winter aus Ingolstadt gekommen, und er hatte dort einen alten Bekannten wiedergetroffen: Dirk Schuster. Mit dem Trainer hatte der Franzose auch in der Saison 2014/15 zusammengearbeitet, als er – ebenfalls neben Aytac Sulu – in der Innenverteidigung eine Bank war und seinen Anteil am Aufstieg in die Erste Liga hatte.
„Ich wusste, wie er funktioniert. Er ist immer noch das Gleiche, er hat unsere Mannschaft getroffen und direkt seinen Fingerabdruck reingebracht“, sagt Brégerie. „Ich kann nicht beurteilen, was vorher war, ich war ja nicht da. Er hat die Mannschaft aber zusammengebracht, wir sind eine komplette Einheit.“ Das gelte für jene Spieler, die am Wochenende auf dem Platz stehen, aber auch für jene, die in Wartestellung sind. „Ich weiß es ja selbst, wie es ist, wenn man nicht spielt“, erinnert sich Brégerie an seine Leidenszeit in Ingolstadt zurück. Dort war er in der Hinrunde aussortiert worden, die Ausleihe nach Darmstadt war eine „Win-win-Situation“ für beide Seiten gewesen. „Dirk Schuster kriegt es hin, jeden auf das Ziel fokussiert zu halten. Wir sind alle zusammen, und wir brauchen auch alle Leute – das ist in der Endphase sehr wichtig.“ Wirklich alle würden in die gleiche Richtung schauen – „das macht uns aus“. Fokussiert eben – es fällt auf, dass Brégerie dieses Wort extrem oft benutzt.
In Regensburg wird es kein leichter Gang – das weiß auch Brégerie. Der aber auch weiß, was nötig ist, um zu bestehen: Kampfbereitschaft, Mentalität, Einstellung. „Und zwar über 96, vielleicht auch 98 Minuten – das ist ein Muss in jedem Zweitligaspiel. Regensburg hat eine super Mannschaft, sie sind kämpferisch immer da. Diesen Kampf müssen wir annehmen.“ Das waren die Lilien in dieser Saison zweimal nicht gewesen, sowohl beim 1:3 in der ersten Runde des DFB-Pokals als auch im Hinspiel (0:1) hatten die Lilien verloren. „Wir wissen, dass sie gut sind“, sagt der 31-Jährige. „Wir wissen aber auch, was wir machen müssen – und dann sind wir schwer zu schlagen.“ Von Druck will Brégerie nicht reden – auch wenn die Partie entscheidenden Charakter hat. „Es ist ein langer und schwerer Weg“, benutzt Brégerie Worte, die sich auch Schuster oft zu Eigen macht. „Das war bisher so, und das hat sich auch nicht geändert. Es sind viele Etappen bis zu unserem Ziel. Wir wollen nicht rechnen, das ist sowieso verrückt.“ Das Rechnen überlassen sie anderen, das ist ja auch nicht der Job der Spieler. „Was die anderen Mannschaften machen, können wir eh nicht beeinflussen.“
Die Ziellinie haben sie mittlerweile im Blick
Das Ziel sei noch nicht erreicht, die Ziellinie aber haben sie mittlerweile im Blick. „Wir hatten Momente, in denen es schlechter ausgesehen hat“, erinnert sich der 1,89 Meter große Defensivspieler. „Wir wollen Begeisterung auf den Platz bringen, so wie in den letzten Wochen. Und dann haben wir gute Chancen zu punkten.“
Und gute Chancen, die Klasse zu halten. Doch so weit will Brégerie – wie alle anderen auch – noch gar nicht denken. Sind ja auch noch ein paar Tage Zeit.