Beim ersten „Wiest-Lilien-Talk“ der neuen Saison stellten sich die Spieler Marcel Franke, Marcel Heller und Tim Rieder den Fragen des ECHOs.
DARMSTADT - Hat Marcel Heller vielleicht seinen Beruf verfehlt? Diese Frage stellen sich einige Fans des Fußball-Zweitligisten SV Darmstadt 98 seit dem vergangenen Freitag. Da wurde Heller bei einem seiner Sprints mit satten 35 Stundenkilometern gemessen – fast so schnell wie Usain Bolt. „Vielleicht sollten wir mal tauschen. Er spielt ja schon Fußball,“, sagte der 32-Jährige am Montagabend beim „Wiest Lilien-Talk“ am Darmstädter Böllenfalltor lachend.
ECHO-Chefredakteur Lars Hennemann und ECHO-Sportchef Jens-Jörg Wannemacher nahmen dort aber nicht nur Heller, sondern auch die Neuzugänge Marcel Franke und Tim Rieder in einer kurzweiligen Fragerunde in die Mangel. Heller war freilich zunächst einmal der gefragteste Gesprächspartner – hatte er doch mit seiner Gala gegen Duisburg zu einem großen Teil zum 3:0-Erfolg beigetragen. „Ich habe wirklich nie an Leichtathletik gedacht“, sagte Heller. „Ich wollte eigentlich immer nur Fußball spielen.“
Das will derzeit auch Marcel Franke. Der von Norwich City ausgeliehene Innenverteidiger war zuletzt an seinen Stammverein Dynamo Dresden ausgeliehen gewesen, doch nach seiner Rückkehr nach Norwich war ihm schnell klar geworden, dass der Trainer dort kaum mit ihm plant. „Ich bin jetzt einfach erst mal froh, hier in Darmstadt zu sein“, sagte Franke, der offen zugab, dass die ständigen Umzüge auch bei einem Fußballer an die Substanz gehen können. „Aber nicht nur bei mir, vor allem bei meiner Frau“, sagte Franke, der mittlerweile mit Frau und Hund in Weiterstadt lebt. „Ich muss meinen Hut vor ihr ziehen, dass sie das alles mitmacht.“ Er wäre wirklich froh, wenn es einmal ein bisschen ruhiger würde. „Wenn der Verein zufrieden ist, kann das ja auch gerne ausgedehnt werden“, erläuterte Franke seine Vertragssituation. Denn ist der SV 98 entsprechend zufrieden, kann er Franke im Sommer 2019 fest verpflichten. Was angesichts der bisherigen Leistungen bei vielen Fans gut ankommen würde, wie der freundliche Applaus für ihn bewies.
Beim SV 98 bleiben, das könnte sich auch Tim Rieder vorstellen. „Mir ist gleich aufgefallen, dass es hier sehr familiär zugeht. Das kommt mir entgegen, mir ist wichtig, mich auch in meinem Umfeld wohlzufühlen.“ Rieder ist vom FC Augsburg ausgeliehen, Lilien-Trainer Dirk Schuster kennt ihn aus seiner Zeit dort. In den ersten Spielen stand Rieder im Gegensatz zu Heller und Franke jedoch nicht in der Startformation, einige Kurzeinsätze gab es aber. Ist seine Vielseitigkeit vielleicht ein Problem, wollte ECHO-Sportchef Wannemacher wissen? „So ist das Geschäft, ich kenne das“, wollte Rieder darauf aber nicht groß eingehen. Viel mehr hat ihn in den letzten Wochen die Wohnungssuche beschäftigt. Seit Samstag hat er endlich eine, zuvor kannte er eigentlich nur das „Vapiano“ – wie so viele andere Lilien-Spieler auch.
Marcel Franke setzt derweil nicht nur auf die Karte Fußball, er studiert nebenbei im Fernstudium Sportmanagement. „Wenn wir Fußballer ehrlich sind, dann müssen wir zugeben, dass wir schon genug Zeit haben für so etwas“, sagte Franke. „Ich will ja auch nicht erst mit 35 damit anfangen. Die Zeit ist da, das Engagement vielleicht nicht immer.“ Dafür gab es Lacher – und die Erläuterung, dass dann seine Frau schon dafür sorge, dass es vorangeht.
Heller ist wie Franke in ganz starker Form, aber eben auch 32 Jahre alt. Ob er ewig weitermachen wolle, wurde er gefragt. „Ich fühle mich nicht wie 32“, sagte Heller lachend. „Ich hoffe, es werden noch ein paar Jahre.“ Vielleicht ja auch neben Franke, den Heller noch aus Dresden kennt, und Rieder, den er in Augsburg kennengelernt hatte. „Das sind hervorragende Typen, sie passen vom Charakter und ihrer Spielweise super ins Team.“
Wofür es ebenfalls großen Applaus gab.