Was wird, wenn die Corona-Fesseln mal wieder weg sind
TuS Wörrstadts Fußball-Trainerin Jessica Wissmann glaubt, ihre Mannschaft findet sich nach dem Lockdown komplett wieder zusammen. Obwohl man sich nun seit Monaten nicht mehr sah.
Von Claus Rosenberg
Sportredakteur Mainz
Jessica Wissmann.
(Archivfoto: BK/Axel Schmitz)
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WÖRRSTADT - TuS Wörrstadts Frauenfußball-Team geht es genauso wie allen anderen Fußball-Mannschaften von der Oberliga abwärts: Seit November sind sie nicht existent. Kein Spiel, kein Training, keine Gemeinschaft.
Bauchweh hat Jessica Wissmann deshalb nicht. „Unsere Spielerinnen sind schon heiß darauf, wenn es wieder losgeht“, sagt die Spielertrainerin: „Und das gilt für ausnahmslos alle“. Und wann es wieder losgeht? Nun ja, sie sei Optimistin, sagt die Alzeyerin: „In den nächsten zwei, drei Monaten rechne ich schon damit“.
Dann schweift Jessica Wissmann gedanklich ab. In die Zukunft. In die unmittelbare Zeit, wenn der Lockdown aufgehoben ist, der vor Corona gewohnte Alltag wieder beginnt. „Da wird sich mancher noch wundern“, mutmaßt sie: „Ich bin mal gespannt, wie es wird, wenn die Welt wieder die altbekannte Fahrt aufnimmt, wenn die Verpflichtungen, die derzeit ruhen, wieder erledigt werden wollen“.
Ihr Leben hat sich mit dem Lockdown auch verändert. Wenigstens zehn Stunden in der Woche investierte sie in der „normalen Zeit“ in den Fußball. Sei es als Trainerin, sei es als Sportlerin, sei es als Wettkämpferin. Mit dem Fußball-Verbot kam das Vakuum im Terminkalender. Anfangs bedeutete das freie Zeit. Und die nahm die 29-Jährige als solche auch wahr. Sie spiegelte ihr ungefragt zurück, welch bedeutende Rolle der Fußball in ihrem Leben überhaupt spielt. „Das ist schon wahnsinnig viel. Das ist einem im Alltag gar nicht bewusst. Das merkt man erst, wenn man aus diesem Alltag herausgerissen wird.“
Der Freiraum blieb nicht lange ungenutzt. Einerseits wuchsen die Anforderungen im Beruf. „Ich arbeite im Gesundheitswesen“, sagt die Sport- und Bewegungstherapeutin der Rheinhessenfachklinik. Die Corona-Pandemie bedeutete auch für sie Mehrarbeit. Andererseits hat sie die Disziplin, weiterhin regelmäßig Sport zu treiben. Das geht auch ohne Fußball, wenn man nur will. Jessica Wissmann hielt an dieser selbstauferlegten Verpflichtung fest, weil sie unbedingt vermeiden wollte, dass der Schlendrian Einzug in ihr Leben hält. Es dürfte ihr in einigen Wochen, wenn die Corona bedingten Einschränkungen wegfallen, die Rückkehr ins alte Leben erleichtern.
Zurück möchte sie dahin sowieso. Schnell schlägt sie die Brücke zurück zum Fußball. „Mal sehen, was aus dieser Saison noch wird“, reflektiert sie. Ihre TuS spielt in der Regionalliga eine gute Rolle. Wer weiß, vielleicht läuft ja auch noch etwas im Pokal, wirft sie ein. Und das mit voller Überzeugung, dass sie mit ihren Teamgefährtinnen planen kann. Die kommen alle wieder, sagt sie mit einer Zuversicht, die überrascht. Denn allzu eng waren die Kontakte in den zurückliegenden Wochen nicht. Aber die Erfahrung lehrt, dass Fußballerinnen mit einer unverwüstlichen Leidenschaft an ihrer Mannschaft und ihrem Hobby hängen. Diese Nibelungen-Treue ist womöglich ein Unterschied zum Männer-Fußball. Das wird die Nach-Corona-Zeit dann zeigen.