Uwe Seiffert, der auch die Landesliga-Damen betreut, ist nicht mehr Trainer des JBBL-Teams der DJK Nieder-Olm. Archivfoto: hbz/Schäfer
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NIEDER-OLM - Ein Pappschild als stiller Protest. Während das Team der DJK Nieder-Olm sein erstes Relegationsspiel in der Jugend-Basketball-Bundesliga gegen Gießen bestritt, äußerten Vereinsmitglieder ihren Unmut. „Solidarität mit Uwe & Nicole“ stand dort geschrieben. Die Reaktion auf einen Paukenschlag. Keine 24 Stunden vor dem Auftakt der Abstiegsrunde der U 16-Basketballer hat der Verein sein JBBL-Trainerteam Uwe Seiffert und Nicole Krische freigestellt. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich hatte das Gefühl, dass die Trainer das Team nicht mehr erreichen und wir einen Cut machen müssen“, sagt DJK-Vorsitzender Ralf Winkler. Die Partie gegen Gießen verloren die Nieder-Olmer unter der Leitung von Interimstrainer Miro Sovic übrigens 44:84.
Am Samstagabend hatte Winkler – nach einem Krisengespräch am Vormittag – Seiffert und Krische informiert. Spieler und Eltern wurden dann direkt vor der Partie in Kenntnis gesetzt. Eine Entscheidung, die für viele Irritationen sorgte – nicht nur bei einem Großteil der Eltern, die nach der Ansprache von Winkler schockiert waren.
Denn der DJK-Vorsitzende sprach auf AZ-Anfrage ursprünglich davon, dass der Geschäftsführende Vorstand das Aus nach langen Gesprächen einstimmig beschlossen hätte. Davon wusste Sportwartin Miriam Alkemper jedoch nichts. „Ich und andere Vorstandsmitglieder wurden über die Gespräche nicht informiert und können die Entscheidung auch nicht nachvollziehen“, sagt Alkemper. „Das wird die Mannschaft zurückwerfen.“ Auf nochmalige Nachfrage räumte Winkler dann ein, dass nicht alle Vorstandsmitglieder einbezogen worden sind, sondern nur der engste Kreis – den er allerdings nicht näher definierte.
Uwe Seiffert, der auch die Landesliga-Damen betreut, ist nicht mehr Trainer des JBBL-Teams der DJK Nieder-Olm. Archivfoto: hbz/Schäfer Foto:
Mit diesem Pappschild protestierten die Mitglieder gegen die Entscheidung. Foto: Rink Foto: Rink
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Einen faden Beigeschmack erhält der ganze Vorgang durch einen Vorfall, der sich am Freitag nach dem JBBL-Training ereignet hatte. In einer Teambesprechung hatte Seiffert seine Jungs auf die anstehende Relegation eingeschworen und dabei auch einzelne Spieler auf Fehler in den vergangenen Wochen angesprochen. Unter anderem Topscorer Nicolas Mylonas. Fünf Minuten später stürmte sein Vater wütend in die Halle und forderte eine Aussprache mit Seiffert. Als dieser mit Verweis auf das gerade laufende Damentraining für ein Gespräch nicht zur Verfügung stand, wurde Vater Mylonas laut, ging auf Seiffert zu und schrie ihn an. Wie mehrere Augenzeugen berichteten, schubste Mylonas den DJK-Trainer am Ende des Wortwechsels und beleidigte ihn vor den gerade in der Halle trainierenden Jugend- und Damenteams. „Darüber bin ich immer noch fassungslos“, sagt Seiffert. „Das wünsche ich keinem Trainer in seiner Laufbahn. So etwas habe ich noch nie erlebt.“ Dass der Vater sich auch vor seinem eigenen Sohn so aufgeführt habe, „ist für mich eine reine Katastrophe“. Über die Rolle von Topscorer Nicolas Mylonas und seine Stellung in der Mannschaft wurde schon häufiger – auch mit seinem Vater – diskutiert. Brisant: Mylonas senior ist mit seinem Unternehmen Hauptsponsor der DJK Nieder-Olm.
Umso fassungsloser lässt das Seiffert deshalb zurück, „dass die Sanktionen für so eine Aktion die Trainer treffen“. Zwar bestreitet Winkler, dass seine Entscheidung in direktem Zusammenhang mit dem Vorfall steht, „aber sie war schon der Auslöser, damit wir uns mit dem Thema der Trainer noch einmal beschäftigt haben“. Auch die Sponsorentätigkeit von Mylonas habe keine Rolle gespielt. Es gibt jedoch viele Stimmen im DJK-Umfeld, die genau diese Geschäftsbeziehung als ausschlaggebend bezeichnen. Auch von einem Ultimatum von Mylonas an den Verein war die Rede.
Winkler bestreitet all das und betonte, es habe schon länger Irritationen über die sportliche Entwicklung gegeben. Das wiederum können Seiffert und Krische überhaupt nicht verstehen. „Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich liebe diese Jungs“, sagt Krische. „Ich wurde komplett überrascht und kann das nicht nachvollziehen.“ Seit 15 Jahren ist sie für die DJK aktiv, „und dann bekommt man von heute auf morgen so eine Entscheidung mitgeteilt“.
Seiffert sah nach dem Trainingslager vor wenigen Wochen sogar eine Trendwende in die richtige Richtung. „Wir sind als Team enger zusammengerückt, obwohl wir viele Störgeräusche hatten.“ Im Nachhinein müsse man konstatieren, dass die überraschende Qualifikation der Nieder-Olmer für die JBBL „vielleicht auch unsere größte Niederlage war“, sagt Seiffert. „Für den Verein, die Spieler, die Eltern und vielleicht auch die Trainer kam das alles zu früh.“
Vier Jahre lang haben Uwe Seiffert und Nicole Krische das Projekt in Nieder-Olm entwickelt und das Team als Außenseiter mit der Qualifikation für die JBBL auch an sein vorläufiges Ziel geführt. Nun ist das Kapitel für sie beendet.