Paukenschlag nach Spielende: Anish Sharda verlässt den ASC

Im ASC-Trikot werden die Zuschauer Anish Sharda (links) nicht mehr sehen. Die Partie gegen Karlsruhe war sein letztes Spiel für Mainz. Foto: hbz/Jörg Henkel
MAINZ - Plötzlich waren sie verschwunden. Still und heimlich. Die Basketballer des ASC bedanken sich eigentlich nach jedem Heimspiel artig für die Unterstützung bei ihren Fans. Nicht so nach der 63:83 (21:17, 35:37, 53:58)-Niederlage gegen Karlsruhe. Stattdessen ging das Team von Trainer Christian Zander zügig in die Kabine. Es gab etwas zu besprechen. Schweren Herzens teilte Anish Sharda seinen Teamkollegen mit, dass er den ASC mit sofortiger Wirkung verlassen und in die Pro B zu den Dragons Rhöndorf wechseln wird.
„Ich bin sehr dankbar für alles“, sagte Sharda. „Das war wirklich keine leichte Entscheidung.“ Das Angebot des Zweitligisten sei aber einfach zu lukrativ gewesen. „Das ist die richtige Entscheidung für mich und meine Familie.“ In Rhöndorf hat der 36-Jährige die Zusage, nach seiner Karriere als Trainer arbeiten zu können. „Das war immer mein Ziel. Basketball ist mein Leben“, sagte Sharda. Am vergangenen Donnerstag habe er das Angebot der Dragons erhalten. Dann beriet sich Sharda mit seiner Frau Conny und teilte Christian Zander kurz darauf seine Entscheidung mit. „Das ist natürlich eine enorme Schwächung für uns“, sagte der Trainer. „Aber das sind die Gesetze des Profi-Basketballs.“ Schon in der vergangenen Winter- und Sommerpause habe Sharda immer wieder Angebote erhalten. „Ich war mir der Gefahr also immer bewusst“, sagte Zander. Er habe mit Sharda immer vereinbart, ihm bei einem unschlagbar verlockenden Angebot keine Steine in den Weg zu legen. Zu viel habe der ASC dem Aufbauspieler zu verdanken. „Anish war für mich immer ein wertvoller Ansprechpartner auf allen Ebenen“, sagte Zander.
Menschlich, aber auch sportlich ist der Verlust des Kapitäns und Topscorers (21,2 Punkte im Schnitt) nicht zu kompensieren. Das ASC-Team verliert seinen Kopf auf dem Feld. Die Mannschaft habe die Nachricht in der Kabine aber gefasst aufgenommen. „Nun müssen die anderen Jungs eben mehr Verantwortung übernehmen“, sagte Zander. „Das wird ein Lernprozess für sie.“ Aber auch wenn Fabian Bahlke, Kewan Beebe oder Max Befort nun mehr in Führungsrollen hineinwachsen und die Talente wie Tobias und Felix Oppenberg oder Tobias Feilen weiter wachsen, stehen die Mainzer vor einer brettharten Rückrunde.
Mit drei Siegen und zehn Niederlagen sind die Mainzer ohnehin schon Schlusslicht. „Das wird für uns knallhart“, sagte Zander. „Wir gehen nun als absoluter Außenseiter in den Rest der Saison.“ Als „Schlachthof“ sieht Zander seine junge Mannschaft aber nicht. „Ich bin mir sicher, dass uns einige Mannschaften gnadenlos unterschätzen werden.“ Weil der Trainer nun seine Jungs in die Pflicht nimmt und auf den eigenen Nachwuchs setzt, wird der ASC auch keinen Spieler für Sharda nachverpflichten. „Das werden wir auf keinen Fall machen“, betonte Zander. Da Sharda seit 2017 einen deutschen Pass besitzt und der ASC mit Kewan Beebe schon einen Amerikaner in seinem Kader hat, müssten die Mainzer auch noch einen EU-Ausländer holen. „Das macht aus meiner Sicht aber keinen Sinn“, sagte Zander.
Die 34 Minuten, die Sharda gegen Karlsruhe auf dem Feld stand, muss der Trainer künftig also auf seinen Kader umverteilen. Das ASC-Spiel wird in der Rückrunde eine ganz andere Statik erhalten. Da wäre ein Sieg gegen Karlsruhe als Anschubfinanzierung nicht schlecht gewesen. Und es sah auch lange sehr gut aus. Bis zur 27. Minute führten die Gastgeber gegen die Profimannschaft aus Karlsruhe sogar 50:49. Doch spätestens nach dem 13:0-Run der Gäste im letzten Viertel war die Partie entschieden. „Ich kann meinen Jungs keinen Vorwurf machen“, sagte Zander. „Wir haben lange mitgeschnuppert und eine sehr gute Leistung gezeigt.“ Karlsruhe habe aber eben eine Bombentruppe. „Die Qualität hat sich am Ende durchgesetzt.“ Kurz nach Spielende geriet die Niederlage aber schnell zur Nebensache.
ASC: Beebe (6/2 Dreier), Rönnberg, Prahst (8), F. Oppenberg (6), Bahlke (5), Datz (4), Befort (12/2), Feilen (6/1), Sharda (16/3).