Johann Fritzen wäre fast Profi geworden

Johann Fritzen (links) spielt beim ASC Theresianum eigentlich nur in der Oberliga, hilft aber in der Ersten aus. Archivfoto: hbz/Schäfer
MAINZ - Den Traum vom Profi lebte Johann Fritzen viele Jahre. Eigentlich während seiner kompletten Jugend. Bei TBB Trier durchlief der Zwei-Meter-Mann alle Nachwuchsteams, trainierte mit dem Bundesligateam der Basketballer. „Jeden Tag volles Programm“, sagt Fritzen. Die Profi-Karriere war möglich – bis TBB Insolvenz 2015 anmelden musste. „Wenn der Verein nicht pleite gegangen wäre, wäre ich vielleicht auch Profi geworden“, sagt Fritzen. Doch in Trier brach das Chaos aus. „Ich habe noch einmal alles hinterfragt“, sagt Fritzen. Immer präsenter wurden in seinem Kopf auch die Erinnerungen an junge Kollegen, deren Träume mit einer Verletzung platzten. Innerhalb von Sekunden. Fritzen entschied sich, nach seinem Abitur die Pferde zu wechseln. Ein Chemie-Studium statt Basketball. Labor statt Halle. Reagenzglas statt Korbleger.
Fritzen zog es Ende 2015 von Trier nach Mainz an die Universität – und zum ASC. Denn der Sport spielte natürlich noch immer eine große Rolle. Aber die Prioritäten verschoben sich mehr und mehr. „Irgendwann hatte ich richtig die Lust am Basketball verloren und musste mich zum Training quälen“, erinnert sich Fritzen. Aufwand von Studium und Arbeit waren mit dem Pensum in der Ersten Regionalliga nicht mehr zu vereinbaren. Deshalb machte Fritzen einen Schnitt, den er sich einige Jahre zuvor so nie hätte vorstellen können. „Ich hatte komplett mit dem Basketball abgeschlossen“, sagt er. Ein halbes Jahr lang machte Fritzen überhaupt keinen Sport. „Wenn ich in meiner Jugend mal zwei Tage nichts gemacht habe, wurde ich unausstehlich und total nervös.“
Ein halbes Jahr ganz ohne Sport
In diesem halben Jahr fehlte ihm aber nichts. Irgendwann klingelte aber das Handy. Am Apparat: Marc Steinbauer, damals, 2017, Trainer der Oberligamannschaft des ASC. „Er hat mich gefragt, ob ich mal ins Training kommen will“, sagt Fritzen. „Ich wollte wirklich auch nur ein wenig zocken.“ Aber Stück für Stück kam der Spaß zurück. „Ich hatte auf einmal wieder richtig Bock auf das Training.“ Kurz darauf stand Fritzen in der Oberliga auch wieder auf dem Feld. Nach sechs Monaten ohne Sport nicht so einfach. „Das war ziemlich heftig“, erinnert sich Fritzen. „In meinem ersten Spiel habe ich sogar Blut gehustet, weil meine Lunge so am Limit war.“
Er blieb aber dabei – und wurde immer fitter. Das Niveau in der Oberliga war für den bestens ausgebildeten Center überhaupt kein Problem. Auch nicht mit weniger Aufwand. Sportliche Ambitionen hat Fritzen nicht mehr. „Ich habe in dieser Hinsicht schon alles erreicht“, sagt er. „Ich muss nicht mehr in irgendeiner Liga spielen.“
Am vergangenen Samstag lief er dennoch wieder in der Ersten Regionalliga auf. Weil ASC-Trainer Christian Zander auf seine etatmäßigen Center Pascal Ploch und Martin Rönnberg verzichten musste, klopfte er bei Johann Fritzen an. Der 23-Jährige half gerne aus. Und wie. Elf Punkte und drei Rebounds in 20 Minuten waren mitverantwortlich für den 73:63-Erfolg der Mainzer gegen den TV Langen. Eine nachhaltige Empfehlung für weitere Einsätze. „Wenn ich Zeit habe, und meine Jungs in der Oberliga nicht darunter leiden, dann gerne“, sagt Fritzen. Dauerhaft zurück in die Erste will er aber nicht. „Dafür habe ich zu viel zu tun.“ Mit seinen Aushilfseinsätzen will der Center aber dazu beitragen, dass der ASC den Klassenerhalt schafft. „Es wird auf jeden Fall schwer“, sagt Fritzen. „Aber wenn wir auch in den kommenden Wochen das Team über das Individuum stellen, haben wir gute Chancen, in der Liga zu bleiben.“ Dieses Ziel will Fritzen doch noch erreichen. Obwohl er mit dem Basketball eigentlich schon abgeschlossen hatte.